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Überschwemmungen, wie hier im Sudan, werden im Klimawandel zunehmen.
© A.Mostafa El Sheikh/dpa

Klimawandel in Afrika: Wen die Klimakrise am härtesten trifft

Die Klimakrise bedroht in Afrika fast 120 Millionen in Armut lebende Menschen. Dabei ist der Anteil des Kontinents am globalen CO2-Ausstoß gering.

Die Staaten Afrikas, die weniger als vier Prozent zu den globalen Treibhausgasemissionen beitragen, haben unter den Folgen des Klimawandels weit mehr zu leiden, als andere Regionen der Erde. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hervor – und wirft ein besonderes Schlaglicht auf die in wenigen Tagen beginnende Klimakonferenz in Glasgow.

Denn der Studie nach werden bis 2030 fast 120 Millionen unter der Armutsgrenze lebende Bewohner des Kontinents gegen zusätzliche Dürren, Überflutungen oder extreme Hitze zu kämpfen haben: Die Klimaexzesse drohen bis Mitte dieses Jahrhunderts rund drei Prozent des afrikanischen Wirtschaftsvolumens zu vernichten. Die Beispiele des Wandels sind zahlreich. Besonders drastisch fällt der Klimawandel für die Gletscher des Kilimandscharo, des Mount Kenya sowie des ugandischen Ruwenzori-Gebirges aus, die spätestens in den 2040er Jahren verschwunden sein werden. Mount Kenya könne bereits im kommenden Jahr seine weiße Kappe einbüßen, heißt es in dem Bericht: „Es wäre das erste Bergmassiv der Welt, das sein Eis wegen des von Menschen verursachten Klimawandels verliert.“

Die Temperatur steigt stärker als in anderen Teilen der Welt

Sowohl die Temperatur der Ozeane wie über dem Festland nimmt in und um Afrika offenbar stärker als in anderen Teilen der Welt zu. Der Wasserspiegel des südlichen Atlantiks steigt derzeit um 3,6 Millimeter, der des Indischen Ozeans sogar um 4,1 Millimeter an. Zum Vergleich: Der Pegel des Mittelmeers nahm in den vergangenen zwei Jahrzehnten um durchschnittlich rund 2,6 Millimeter im Jahr zu. Auch die Luft, die seit 1951 im weltweiten Durchschnitt um 0,15 Grad pro Dekade wärmer wurde, heizt sich in Afrika schneller auf. Dort war das vergangene Jahr um 0,86 Grad heißer als die Durchschnittstemperatur der vergangenen drei Jahrzehnte.

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Mit den erhöhten Temperaturen gingen im vergangenen Jahr bislang beispiellose Überschwemmungen in weiten Teilen des Kontinents einher. Im Sudan und Südsudan erreichte der Nil einen historischen Höchststand: Auch der Viktoria-See sowie der Niger-Fluss traten über ihre Ufer und zerstörten die Ernten von Millionen von Menschen. Dafür wurden Regionen am Golf von Guinea und im Nordwesten Afrikas von Dürren heimgesucht: In Madagaskar herrscht derzeit eine Hungersnot, nachdem die Regenzeiten dort wegen der Erwärmung des Indischen Ozeans mehrere Jahre lang vergleichsweise trocken ausfielen. Der Anteil der Bevölkerung des Kontinents, deren Ernährung wegen der Klimakapriolen nicht mehr sichergestellt ist, sei im vergangenen Jahr um 40 Prozent gestiegen sein, heißt es in der WMO-Studie.

Intrastrukturmaßnahmen wie Dämme, Drainagen und Warnsysteme müssen installiert werden

Um schlimmeren Folgen des Klimawandels begegnen zu können, braucht der Kontinent nach Berechnungen der Fachleute jährlich bis zu 50 Milliarden US-Dollar. Damit müssten Infrastrukturmaßnahmen wie Dämme, Drainagen aber auch Wasserreservoire und Brunnen sowie Warnsysteme für sich anbahnende Klimakatastrophen finanziert werden.

Auf dem Pariser Klimagipfel 2015 hatten sich die Industrienationen zu einer jährlichen Zahlung von 100 Milliarden US-Dollar für Schutzmaßnahmen gegen Klimaschäden an Entwicklungsländer verpflichtet: Allerdings wurde dieses Ziel niemals erreicht, vor zwei Jahren floss mit knapp 80 Milliarden Dollar der bislang höchste Ausgleich. Von den Zahlungen gehen durchschnittlich 42 Prozent nach Asien und lediglich 26 Prozent nach Afrika – nicht einmal die Hälfte der Summe, die Afrikas Staaten zur Eindämmung der Klimaschäden tatsächlich brauchen.

Johannes Dieterich

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