Was ist dran am Impftourismus?: Welche Länder Touristen ein Corona-Vakzin anbieten wollen
Im Internet werden Reisen inklusive Corona-Impfung angeboten - doch das klingt oft vage oder unseriös. Kuba, Dubai und Indien planen aber bereits Angebote.
In Deutschland dauert es noch bis zum Sommer, bis alle Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden können. Andere Länder sind schneller. Das weckt Begehrlichkeiten, sich gegen Geld im Ausland impfen zu lassen. Kuba, Indien und Dubai planen bereits, Ausländern Impfungen anzubieten. Andere Länder wie Israel erteilten solchen Anfragen dagegen eine Absage. Was ist also dran am Impftourismus?
Im Internet gibt es bereits einige Angebote für Reisen inklusive Corona-Impfung. Das Reisebüro "Fitreisen" aus Duisburg schreibt etwa auf seiner Internetseite: "Mit der größeren Verfügbarkeit des Corona-Impfstoffs werden demnächst auch Impfreisen möglich sein. Wir erarbeiten mit unseren Hotelpartnern aktuell Konzepte ..." Anmelden kann man sich bereits, allerdings nur unverbindlich. Denn es sei noch nicht klar, ab "wann und für welche Destinationen genau ein solcher Impfurlaub angeboten werden kann."
Sogar im Darknet finden sich Anzeigen für Impfungen. Das berichtet die "Wirtschaftswoche". Demnach würden auf Seiten wie DarkMarket, Steriod King oder White House Market Impfstoffe von bekannten Herstellern für mehrere tausend Dollar angeboten. Laut Polizei handle es sich dabei aber um Betrug.
In Großbritannien bietet der Londoner Concierce-Club Knightsbridge Circle seinen Mitgliedern Impfreisen in die Vereinigten Arabischen Emirate an – für mehrere tausend Pfund. Neben der Spritze gibt es noch einen Luxusaufenthalt im Hotel, wie der „Telegraph“ berichtet. Der elitäre Klub wirbt mit dem Pfizer-Impfstoff.
An diesem Angebot scheint allerdings nicht viel dran zu sein. Das Pharmaunternehmen Pfizer versicherte der britischen Zeitung "Guardian" auf Nachfrage, man liefere den Impfstoff aktuell nur an staatliche Programme aus. Es gebe keine Möglichkeit, sich den Impfstoff privat verabreichen zu lassen. Es seien zwar Knightsbridge-Mitglieder geimpft worden, diese besäßen aber alle eine Aufenthaltsgenehmigung für die Emirate. Allerdings haben die Emirate auch den chinesischen Impfstoff von Sinopharm zugelassen.
Dubai bietet gut verdienenden Unternehmerinnen und Angestellten aus dem Ausland einen einjährigen Arbeitsaufenthalt inklusive Impfung an. Im Internet wird das "Dubai's virtual working programme for overseas professionals" beschrieben. Daran teilnehmen können Menschen mit einem gültigen Arbeitsvertrag und einem Monatsgehalt von mindestens 5000 Euro.
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Weitere ernsthafte Überlegungen, Ausländer:innen eine Impfung gegen Geld anzubieten, gibt es einer Recherche des "Spiegels" zufolge noch in zwei weiteren Ländern: Kuba und Indien. Kuba entwickle gerade einen eigenen Impfstoff, der ab dem Frühjahr auch für Ausländer verfügbar sein soll. In Indien habe der Pharma-Riese Serum Institute of India angekündigt, den Impfstoff auch an private Anbieter auszuliefern.
Israel erteilt Corona-Impftourismus eine Absage
Das sehr schnell und erfolgreich impfende Israel will dagegen keinen Impftourismus. Das staatliche israelische Verkehrsbüro sah sich am Donnerstag gezwungen, solchen Anfragen eine klare Absage zu erteilen. "Aufgrund von zahlreichen Anfragen und veröffentlichten Presseberichten in den vergangenen Tagen" betonte die Direktorin des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Ella Zack Solomon, "dass es keine Möglichkeiten für Touristen in Israel gibt, sich impfen zu lassen". "Es werden keine Impfreisen angeboten." Impfungen erhielten "ausschließlich die Einwohner Israels".´
Länder müssen sich entscheiden, ob und wie sie Impftourismus unterbinden wollen. Der US-Bundestaat Florida hat Impfungen für Menschen aus anderen Ländern und US-Bundesstaaten Mitte Januar verboten, nachdem immer mehr Menschen für ein Impfung dorthin reisen wollten und sich im Internet für dafür angemeldet hatten, berichtet das Nachrichtenportal "Nbc News". Florida habe sehr früh mit Impfungen begonnen und zuerst sei kein Nachweis eines Wohnsitzes verlangt worden. Das habe sich aber nun geändert.
Kritik an in Deutschland angebotenen Impfreisen kam von SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Dass Reisebüros bzw. Veranstalter Touristen anlocken, indem man ihnen die Impfung verspricht, hält Lauterbach für ein "unethisches Geschäftsmodell". Übrige Impfdosen sollen anderen, bedürftigeren Ländern zur Verfügung gestellt werden, die große Schwierigkeiten hätten, die Menschen zu impfen, sagte Lauterbach dem WDR. (Tsp)