Joe Bidens große Hoffnung: Was macht Michelle Obama?
Viele sähen Michelle Obama gerne an der Seite des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Doch noch ist offen, welche Rolle sie übernehmen will.
Wo sie auftritt, was sie anfasst – eigentlich immer wird das zu einem Spektakel. Michelle Obama, Ex-First-Lady, Bestseller-Autorin, aber für viele vor allem: moralische Instanz Amerikas. Gerade hat die Washingtoner Bürgermeisterin Muriel Bowser sie mit anderen Prominenten wie dem Starkoch und Katastrophenhelfer José Andrés für ihren Beirat zur Wiederöffnung der Hauptstadt in der Coronakrise gewinnen können.
Unter der (überparteilichen) Führung von Barack Obamas ehemaliger Sicherheitsberaterin Susan E. Rice und Michael Chertoff, Ex-Heimatschutzminister unter Präsident George W. Bush, soll sie helfen, die Menschen bei der Rückkehr zur Normalität zu begleiten. In automatisierten Anrufen und Radiospots mahnt Michelle Obama, auf das Abstandhalten zu achten, zu Hause zu bleiben, und gibt Tipps, wo man sich im Notfall auf das Virus testen lassen kann.
Der Rummel um ihre Biografie war gigantisch
Als sie Ende 2018 ihre Biografie „Becoming“ vorstellte, war der weltweite Rummel gigantisch, mehr als elf Millionen Exemplare wurden davon verkauft. Ihre Lesungen in vollgepackten Arenen ähnelten Popkonzerten. Ab 6. Mai zeigt der Streaminganbieter Netflix nun eine Dokumentation dieser Lesereise. Der Dokumentarfilm „American Factory“, an dem die zusammen mit ihrem Mann gegründete Produktionsfirma Higher Ground beteiligt ist, wurde im Februar mit einem Oscar ausgezeichnet. 2018 und 2019 wurde sie nach einer Umfrage von Gallup zu Amerikas meistbewunderter Frau gewählt.
All dieser Ruhm – könnte der nicht für noch höhere Zwecke genutzt werden? Darüber wird schon länger spekuliert. Zum Beispiel, als viele sich wünschten, dass die ehemalige First Lady antritt, um US-Präsident Donald Trump in diesem November aus dem Weißen Haus zu vertreiben. Diese Gedankenspiele lehnte sie dankend ab, von Politik und dem Leben im Weißen Haus hatte sie erst mal genug.
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Aber die schwierige Lage des designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden, der aus dem Keller seines Hauses in Wilmington/Delaware gegen den in der Krise omnipräsenten Trump Wahlkampf machen soll, heizt wieder Spekulationen über Michelle Obamas Zukunft an. Die Vorstellung, ihre „Star Power“ zu nutzen, hat ja auch was.
Joe Biden: Würde Michelle Obama zur Vizekandidatin machen
Joe Biden selbst, acht Jahre lang Barack Obamas Vize, erklärte vor wenigen Tagen, er würde sie „ohne zu zögern“ zu seiner Vizekandidatin machen. Er fügte dann aber gleich hinzu, nicht daran zu glauben, dass sie das wolle.
Auch seine Frau Jill Biden spielte mit dem Thema, als sie in einem Interview mit dem US-Sender CNN erklärte, sie würde es begrüßen, wenn Michelle Obama mit ihrem Mann antreten würde. Das wäre wunderbar, diese sei gut in allem, was sie tue, aber: „Ich glaube, sie hat mit der Politik abgeschlossen.“
Joe Biden hat natürlich auch so genug Auswahlmöglichkeiten. Dass es eine Frau werden soll, hat er bereits angekündigt. Im Dezember gab er zu erkennen, dass er darüber nachdenke, die kalifornische Senatorin Kamala Harris auszuwählen. Auch deren Senatskollegin aus Massachusetts Elizabeth Warren sowie die ehemalige Kongressabgeordnete aus Georgia Stacey Abrams haben bereits Interesse signalisiert. Aber die Strahlkraft einer Michelle Obama ist schwer zu übertreffen.
Bald könnte sie sich öffentlich für Joe Biden aussprechen
Erwartet wird, dass sich die 56-Jährige wie ihr Mann öffentlich für Biden ausspricht. Wann dieses „Endorsement“ kommt – es soll offenbar mit dem größtmöglichen Effekt platziert werden – und ob sie dann aktiv in den Wahlkampf einsteigen wird, ist noch offen. Wie wichtig dieser Schritt für den Kandidaten wäre, weiß das Biden-Team.
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„Uns ist bewusst, was so ziemlich jedem in Amerika klar ist: Michelle Obama ist wahrscheinlich das beliebteste Parteimitglied, ihre Unterstützung ist eine große Sache“, zitiert die Zeitung „The Hill“ einen Mitarbeiter Bidens. Howard Gutman, unter Obama Botschafter in Belgien, erklärte, die Biden-Kampagne werde „alles nehmen“, was sie von der früheren First Lady kriegen könne.
Bisher engagiert sie sich vor allem für ihre 2018 mit Schauspieler Tom Hanks und anderen Stars gegründete unparteiische Organisation „When We All Vote“, die die Wahlbeteiligung in die Höhe treiben soll. Seit letzter Woche liest sie einen Monat lang über ihre Initiative „Montage mit Michelle Obama“ online beliebte Kinderbücher vor. Darüber hinaus engagiert sie sich für die Rechte von Mädchen in Entwicklungsländern und amerikanische Oberstufenschüler.
Sie könnte Wähler über die Parteigrenzen ansprechen
Viele erhoffen sich, dass sie Wähler über die Parteigrenzen hinaus anspricht. Wie bei ihrem gemeinsamen Auftritt mit Laura Bush, der Ehefrau von George W. Bush, beim globalen Benefizkonzert „One World: Together At Home“ vor zehn Tagen. Die beiden Ex-First-Ladys sollen sich freundschaftlich verbunden sein – fast schon eine Seltenheit in diesen polarisierten Zeiten.
Mit Michelle Obama an seiner Seite, so die Erwartung, könnte Biden noch stärker herausstellen, wie sehr er sich von Trump unterscheidet: im Ton, charakterlich, im Anspruch, das Land wieder zusammenzubringen.
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„Sie bringt nicht nur ihre eigene Erfahrung als engagierte und hoch angesehene First Lady mit, sondern sie füllt auch so viele Lücken in einer Zeit, in der das Land nach Führung und Vorbildern sucht“, sagte Parteistrategin Donna Brazile der Nachrichtenagentur AP. „Ich kann nur erahnen, was ihr Endorsement für den ehemaligen Vizepräsidenten bedeuten würde.“
Wahlkampf hat Michelle Obama für andere bereits gemacht, auch für Hillary Clinton 2016 in den letzten Wochen vor der Präsidentschaftswahl - die sich wiederum selbst am Dienstag in Bidens Team einreihte. Bei den Zwischenwahlen 2018 hatte sich Michelle Obama für knapp 100 Kandidaten auf Einzelstaats- und Bundesebene ausgesprochen – gemeinsam mit ihrem Mann. Ganz alleine hat sie noch nie ein Endorsement abgegeben. Auf diese Premiere hofft nun Joe Biden.