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Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Frau über einen Korridor.
© Christoph Schmidt/dpa

Eine Frage des Ansehens: Was für die Pflege getan werden muss

Schwere Arbeit, miese Bezahlung, wenig Anerkennung? Bei der Beschreibung dieser Zustände in der Pflege darf es nicht bleiben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ingo Bach

Die Pflegekosten laufen davon und ebenso die Pflegekräfte. Das ist kurz gesagt die Lage, und die macht nicht erst der Deutsche Pflegetag klar, der am Mittwoch und am heutigen Donnerstag in Berlin tagt. An diesem beunruhigenden Befund ändert auch die Pflegereform 2021 wenig, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn schnell noch vor der Bundestagswahl durch den Bundestag gebracht hat. Sie bringt Linderung bei der Personalnot allenfalls auf dem Papier, denn für die neu geschaffenen Stellen wird es kaum genügend Bewerberinnen und Bewerber geben.

An diesem Punkt kommt das Image eines Berufes ins Spiel, den in den vergangenen Jahren viele vor allem so beschrieben: schwere Arbeit, belastende Arbeitsbedingungen, miese Bezahlung und wenig Anerkennung. Erstaunlich, dass trotzdem so viele so einen Job gewählt haben, aus einem Ethos der Hilfeleistung heraus wahrscheinlich. Und mit dem Gefühl, wenigstens von den Pflegebedürftigen viel Dankbarkeit zu spüren.

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Doch es wird immer deutlicher, dass das allein nicht reicht. 200 000 Pflegepersonen fehlen in der Kranken- und Altenpflege, sagt der Pflegerat. Bevor alle beschlossenen Maßnahmen für jeden einzelnen Pflegebedürftigen spürbar wirken, muss die Politik, müssen die Pflegearbeitgeber und die Vertretungen der Pflegekräfte also dieses Imageproblem als erstes und konsequent angehen.

Nur diejenigen, die wissen, dass der Job gut bezahlt wird, dass er persönliche Befriedigung bietet und gesellschaftlich anerkannt ist, dass es Karrierechancen gibt und trotz aller Belastungen auch Zeit für Familie bleibt, werden diesen Beruf wählen und – ebenso wichtig – dabei bleiben.

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Wie soll das gehen? Bei der Bezahlung tat sich etwas, aber noch nicht genug. 4000 Euro Brutto im Monat seien angemessen, fordert der Pflegerat. 2600 Euro beträgt derzeit der Mindestlohn für Pflegefachkräfte, und der wird immer noch zu wenig deutlich überschritten. Doch allein der immer stärker werdende Personalmangel wird die Löhne treiben, sonst sind die Pflegekräfte nämlich weg.
Die Karrierechancen werden sich vervielfältigen, wenn 2023 die ersten Absolventen der generalistischen Pflegeausbildung kommen. Für sie wird der Wechsel von der Kranken- in die Altenpflege und umgekehrt einfacher – und damit der Druck auf die Arbeitgeber wachsen, gute Arbeitsbedingungen zu bieten.

Gute Arbeitsbedingungen aber wird es nur geben, wenn genug Personal auf den Krankenhausstationen und in den Pflegeheimen und bei den -diensten arbeitet. Und das Personal kommt nur, wenn es gute Arbeitsbedingungen gibt – ein Teufelskreis. Er wird sich wohl nur durchbrechen lassen, wenn alle nach Kräften mithelfen.

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