Geschlechtergerechtigkeit im Silicon Valley: Was Frauen gern erfinden
Gründerkapital geht in den USA deutlich seltener an Start-Ups, die von Frauen gegründet wurden. Was das mit Strumpfhosen zu tun hat. Eine Glosse.
In den Koalitionstumulten ist fast untergegangen, dass Bundespräsident Steinmeier zum Staatsbesuch ins Silicon Valley aufgebrochen ist: die Zukunft besichtigen. Er bekommt eine Zukunft zu sehen, die von Männern dominiert wird. Nur drei Prozent des Venture Capitals geht in den USA an Start-Ups, die von Frauen gegründet wurden, sagt Amy Wilkinson von der Stanford-University.
Trotzdem gibt es einzelne Unternehmerinnen, die sich durchsetzen konnten. Sara Blakely zum Beispiel. Als Vertreterin für Faxgeräte klapperte sie jahrelang Büros in Atlanta ab, auch in den heißen Südstaatensommern. Sie trug dabei Nylonstrumpfhosen, weil die ihrem Hintern eine schönere Form verliehen. In denen schwitzte sie aber. Und sie erfand? Beinfreie Stumpfhosen. Sie nannte sie „Power Panties“, und die machten sie zur jüngsten weiblichen Milliardärin.
Kaum weniger erfolgreich ist Jessica Herrin. Rund um Schmuck, der über Verkaufsparties vertrieben wird, hat sie ein Unternehmen mit 220 Millionen Dollar Umsatz aufgebaut. Sie habe „das Dilemma der modernen Frau“ zwischen Arbeit und Kind lösen wollen, erklärt Herrin. Das Berufsbild, das sie erfand, erinnert allerdings an ein altes: das der Tupperberaterin.
Strumpflose Strümpfe statt selbstfahrende Autos
Wie kommt es, dass ausgerechnet in einer Region, die sich als das Maß aller Dinge in Sachen Fortschrittlichkeit ausgibt, die Geschlechterrollen der 1950er fortleben: Frauen erfinden strumpflose Nylonstrümpfe, Männer selbstfahrende Autos. In einschlägigen Ratgebern heißt es, dass ein eigenes Problem ein guter Ausgangspunkt für eine große Geschäftsidee sei. Und sind es nicht Frauen, von denen es immer heißt, dass sie nicht einparken können?
Für Amy Wilkinson sind die von Männern dominierten Venture-Capital-Firmen schuld, die ihresgleichen förderten. Eine Frau rettete die Ehre der Risikokapital-Unternehmer: Elizabeth Holmes. Sie trug schwarze Rollkragenpullis wie Steve Jobs und beherrschte das Weltverbesserungspathos wie Elon Musk. Holmes forschte an einem Test, um aus nur einem Mikroliter Blut unzählige Krankheiten zu erkennen. Werbeslogan: „Ein winziger Tropfen ändert alles.“ Kapitalgeber vertrauten ihr 900 Millionen Dollar an, darunter Rupert Murdoch. Henry Kissinger trug ihr einmal einen selbst gereimten Limerick vor. Dann kam heraus: Holmes ließ das Blut der Testpersonen heimlich in den üblichen Ampullen von konventionellen Maschinen untersuchen. Jetzt drohen ihr 20 Jahre Haft.
So bleiben nur die Traditionalistinnen, um ein wenig für Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen: Power Pantie-Erfinderin Sara Blakely hat jetzt ein bauchbändigendes Unterhemd für Männer entwickelt.