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Wenn es zum Ernstfall kommt, will Israel gut gerüstet sein. Deshalb gab es erst vor wenigen Tagen an der Grenze zu Syrien ein umfangreiches Militärmanöver.
© Jalaa Marey/AFP

Konflikte im Nahen Osten: Warum es im Mai für Israel gefährlich wird

Atomdeal mit dem Iran auf der Kippe, Kämpfe in Syrien, Konfrontation in Gaza und ein Botschaftsumzug – dem jüdischen Staat droht ein Gewaltausbruch.

In Israel herrscht dieser Tage eine merkwürdige Stimmung. Einerseits wirkt alles wie immer. Wenn sie nicht arbeiten müssen, sitzen die Menschen entspannt in Cafés oder joggen Tel Avivs Strandpromenade entlang. In Jerusalem feuern die Einwohner zum Auftakt des Giro d’Italia die Radrennfahrer an.

Erst vor wenigen Tagen wurde mit viel Pomp landesweit der 70. Gründungstag des jüdischen Staates gefeiert. Die vielen Ansprachen und Kunststücke der Luftwaffe waren der sicht- und hörbare Ausdruck von Stolz und Selbstbewusstsein. Die Botschaft: Israel ist stark und mächtig.

Andererseits scheint Israel derzeit auch recht nervös, ja, fast etwas verzagt zu sein. Viele fürchten: Die kommenden Tage könnte ein Sturm losbrechen – womöglich an mehreren Stellen gleichzeitig. Von einem verheerenden Gewaltausbruch ist ebenso oft die Rede wie von einem explosiven Mai. Manch einer spricht sogar von Schicksalstagen.

Die Angst vor einem Krieg wird größer

Im Klartext heißt das: Die Angst vor einem Krieg wird immer größer. Und bei den vielen Szenarien der Konfrontation kommt dem Iran eine zentrale Rolle zu.

Von besonderer Bedeutung ist dabei das Atomabkommen mit Teheran. Wird Donald Trump an ihm festhalten oder setzt er die Sanktionen gegen das Mullah-Regime wieder in Kraft? Bis zum 12. Mai muss Amerikas Präsident entscheiden. Nach wie vor sieht Trump in der Vereinbarung den „schlechtesten Deal aller Zeiten“.

Es spricht deshalb viel dafür, dass die USA die Übereinkunft aufkündigen werden. Der Iran hat für diesen Fall bereits damit gedroht, sein Nuklearprogramm wieder hochzufahren – was aus Israels Sicht eine existenzielle Bedrohung der eigenen Sicherheit bedeuten würde.

Die Führung in Teheran droht dem „zionistischen Gebilde“ immer wieder mit Vernichtung. Und Israel nimmt derartige Drohungen sehr ernst. Rüstete sich der Erzfeind atomar auf, wäre das für Jerusalem so etwas wie der Ernstfall. Einer, der nicht ohne Antwort bliebe.

Teheran setzt sich an der Nordgrenze fest

Dass Israel und der Iran ihren Konflikt in einem solchen Fall direkt austragen, gilt als unwahrscheinlich. Vermutlich dürfte eher der Kleinkrieg in Syrien eskalieren. Dort gewinnt die Islamische Republik, gestützt auf schiitische Milizen und die Nähe zu Machthaber Baschar al Assad, immer mehr an Einfluss.

Der Iran setzt sich vor allem auf den Golanhöhen fest. Mit der Hisbollah im Libanon, die über ein Arsenal von 120.000 Raketen verfügt, könnte der jüdische Staat in die Zange genommen werden. Das wird Israel keinesfalls hinnehmen.

Was dafür spricht, dass sich beide Länder gerade in Syrien auf Konfrontationskurs befinden. Zumal Teheran wohl noch auf Rache sinnt: Israel hat in den vergangenen Monaten mehrfach iranische Stellungen bombardiert und dabei einige Kämpfer getötet.

Ungemach droht Israel auch durch ein Ereignis, das eigentlich als Feier gedacht ist. Am 14. Mai soll die US-Botschaft symbolisch von Tel Aviv nach Jerusalem umziehen. An der Zeremonie wird eine riesige Delegation aus Amerika teilnehmen, womöglich reist sogar Präsident Trump eigens an.

Umstrittener Umzug der US-Botschaft

Aus Sicht der israelischen Führung ist das ein historischer Glückstag. Schließlich erkennt die Weltmacht damit Jerusalem als Israels Hauptstadt an. Gleichzeitig wird aber damit gerechnet, dass es zu schweren Unruhen kommt.

Für die Palästinenser ist die Verlegung der Botschaft nämlich ein Affront. Sie beanspruchen zumindest den Ostteil Jerusalems als Hauptstadt ihres künftigen Staates. Nach Lesart der Palästinenser macht der Umzug dieses Vorhaben mehr oder weniger offenkundig zunichte.

Die Stimmung ist ohnehin aufgeheizt. Denn Israels Staatsgründung am 14. Mai 1948 empfinden die Palästinenser bis heute als ihr größtes Unglück. Damals mussten Hunderttausende Araber fliehen oder wurden vertrieben. Am 15. Mai gedenken sie seitdem der Nakba, der Katastrophe.

Palästinenser gedenken des Tags der Katastrophe

Ein hochsensibler Tag also, der in diesem Jahr aufgrund des historischen Datums besondere Brisanz hat. Und die will sich die Hamas zu Nutzen machen. In zehn Tagen sollen nach dem Willen der Islamisten die Proteste am Gazastreifen ihren Höhepunkt finden.

In den vergangenen sechs Wochen gab es jeweils freitags einen „Marsch der Rückkehr“. Bei Versuchen, die Grenzanlage zu stürmen und zu durchbrechen, sind bereits Dutzende Palästinenser ums Leben gekommen.

Das hindert Hamas-Chef Ismail Hanija allerdings nicht daran, die Palästinenser aufzurufen, am Nakba-Tag mit einer „Menschenflut“ die Grenzen zu Israel zu stürmen. „Wir werden in das Land Palästina zurückkehren“, sagt er vollmundig. Dass viele Menschen sterben könnten, darüber verliert der Islamist kein Wort.

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