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Baschar al Assads Truppen gehen seit Monaten in die Offensive.
© REUTERS

Eskalation der Gewalt: Wer in Syrien gegen wen kämpft

Schon seit sieben Jahren herrscht Krieg in Syrien – jetzt eskaliert die Gewalt wie selten zuvor. Wer kämpft gegen wen – und warum? Die wichtigsten Kriegsbeteiligten.

BASCHAR AL ASSAD

Syriens Herrscher will es jetzt wissen. Seit Monaten sind seine Streitkräfte mit russischer Hilfe auf dem Vormarsch. Große Teile des Landes konnte das Regime, gestützt auf seine Militärmacht, inzwischen wieder unter seine Kontrolle bekommen. Nun sollen die beiden letzten relevanten Rückzugsgebiete der Aufständischen in der Provinz Idlib und der Region Ost-Ghouta zurückerobert werden. Eine politische Lösung des Konflikts kommt für Assad schon lange nicht mehr in Betracht. Inzwischen fühlt er sich sogar so stark, dass er im nördlichen Kurdengebiet eine Konfrontation mit der Türkei nicht scheut. Nur: Die Führung in Damaskus ist auf das Wohlwollen und die Unterstützung des Iran und Russlands existenziell angewiesen.

Wladimir Putin versteht Russland eine Art Ordnungsmacht.
Wladimir Putin versteht Russland eine Art Ordnungsmacht.
© AFP/Sputnik /Alexei Druzhinin

WLADIMIR PUTIN

Russland versteht sich in Syrien als eine Art Ordnungsmacht. Gegen Moskaus erklärten Willen ist es für die anderen Konfliktparteien fast unmöglich, im Kriegsland zu agieren, geschweige denn die Machtverhältnisse infrage zu stellen. Als Putin im September 2015 massiv in den Konflikt eingriff, stand für ihn fest: Assad muss an der Macht gehalten werden, um damit den eigenen Einfluss zu sichern – auch wenn der Krieg irgendwann einmal vorbei sein sollte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Weil Putin zielstrebig daran arbeitet, im Nahen Osten nach Gutdünken schalten und walten zu können – und so die einstige Ordnungsmacht Amerika zu brüskieren. Allerdings ist es dem russischen Präsidenten bisher nicht gelungen, den Krieg zu beenden. Im Gegenteil. Seine Position als selbsterklärter Makler zwischen den Konfliktparteien funktioniert derzeit nur noch bedingt.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat in Syrien viel investiert.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat in Syrien viel investiert.
© Vahid Salemi/AP/dpa

HASSAN RUHANI

Der Iran hat in Syrien viel investiert. Mit Waffen, Krediten, Soldaten und schiitischen Milizen wie der Hisbollah wurde das Überleben des Assad-Regimes gesichert. Nun soll sich der Einsatz auszahlen. Teheran ist entschlossen, über den Verbündeten Assad Syrien zu einer Art Aufmarschgebiet zu machen. Denn dem Land kommt in den Plänen der iranischen Führung eine Schlüsselstellung zu. Ziel ist es, die Position als regionale Großmacht auszubauen. Und zwar in Form eines „schiitischen Halbmonds“, also eines proiranischen Machtgebiets vom Jemen bis zum Libanon. Damit will Teheran vor allem den Erzfeind Israel in die Zange nehmen – was der Staat der Juden und Amerika keinesfalls hinnehmen wollen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gehört seit Beginn des Aufstands in Syrien zu Assads Todfeinden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gehört seit Beginn des Aufstands in Syrien zu Assads Todfeinden.
© REUTERS/Umit Bektas

RECEP TAYYIP ERDOGAN

Der türkische Präsident gehört seit Beginn des Aufstands in Syrien zu Assads Todfeinden. Immer wieder hat Erdogan den Sturz des Amtskollegen in Damaskus gefordert und dessen islamistische Gegner aufgerüstet. Doch Assad hat sich an der Macht gehalten. Für Erdogan besitzt der Regimewechsel keine Priorität mehr. Jetzt geht es ihm vorrangig darum, ein autonomes Kurdengebiet an der türkischen Grenze zu verhindern. Diesem Ziel dient die Offensive in Afrin – der sich wiederum Assad entgegenstellt.

Für den US-Präsidenten Donald Trump hat der Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) Priorität.
Für den US-Präsidenten Donald Trump hat der Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) Priorität.
© AFP/MANDEL NGAN

DONALD TRUMP

Hat Amerika eine Syrien-Strategie? Wenn ja, bewegt sie sich bestenfalls im Ungefähren. Eigenem Bekunden nach besitzt für Trump der Kampf gegen den „Islamischen Staat“ (IS) Priorität. Dafür braucht er auch die Kurdenmiliz YPG, die sich als schlagkräftiger Partner im Anti-Terror-Krieg erwiesen hat. Gegen die geht allerdings die türkische Armee seit dem 20. Januar vor. Was für die USA als Nato-Partner der Türkei ein Dilemma bedeutet. Auch wenn der IS militärisch weitgehend besiegt ist, will Washington an dem Bündnis mit den Kurden festhalten. Sehr zum Unmut der Führung in Ankara, die Amerika vorwirft, Terroristen zu unterstützen. Und noch etwas treibt die USA um: dass Russland und Iran quasi nach Belieben in Syrien schalten und walten. Beiden Staaten das Feld zu überlassen – das will Washington nicht hinnehmen.

Der wachsende Einfluss des Iran in Syrien alarmiert den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
Der wachsende Einfluss des Iran in Syrien alarmiert den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
© dpa

BENJAMIN NETANJAHU

Israel folgt seit Langem der Devise: Wir mischen uns in Syrien nicht ein. Zumindest solange die Sicherheitsinteressen des jüdischen Staats nicht tangiert werden. Aber der wachsende Einfluss des Iran alarmiert die Regierenden in Jerusalem. Deshalb reagiert Israel auf die Präsenz der iranischen Revolutionsgarden und Teheran-treuer Milizen mit Luftschlägen. Die Angriffe werden von Russland geduldet, auch um dem Iran seine Grenzen aufzuzeigen. Doch Teheran wagt sich immer weiter vor, will provozieren, wie jüngst mit einer Drohne im israelischen Luftraum. Der Gefahr einer direkten Konfrontation beider Länder wird immer größer.

Christian Böhme

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