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Lukaschenko und Putin am Schwarzen Meer.
© imago images/ITAR-TASS

Belarus, Eritrea, Nordkorea, Syrien: Warum diese vier Länder Russland unterstützen

Mit großer Mehrheit hat die UN-Vollversammlung den russischen Krieg in der Ukraine verurteilt. Vier Staaten stimmen dagegen. Was verbindet Russland mit ihnen?

Am vergangenen Mittwoch hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilt und Russland zum „sofortigen“ Abzug seiner Truppen aufgefordert. 141 Mitgliedstaaten stimmten für die Resolution, 35 Staaten enthielten sich. Nur fünf Länder lehnten den Beschluss ab: Belarus, Nordkorea, Eritrea, Syrien und Russland selbst. Alle Länder haben eine besondere Beziehung zu Russland.

Belarus

Die Unterstützung von Belarus scheint am wenigsten zu überraschen. Der autokratisch regierte Staat ist der wohl engste Verbündete Russlands und das nicht nur aufgrund der langen Freundschaft der Präsidenten Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko.

Anders als andere postsowjetische Staaten war die Republik Belarus nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nie komplett unabhängig. Bereits seit 1995 verbindet ein Freundschaftsvertrag Russland und Belarus. Auch der Vertrag über die Russisch-Belarusische Union von 1999 sah eine Integration in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Handel, Finanzen, Soziales und Verteidigung vor.

Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ostukraine 2014 bekam Belarus jedoch eine neue Rolle. Als Vermittler in den Verhandlungen um das Minsker Abkommen bildete Belarus eine Brücke zwischen Ost und West. Lukaschenko hatte damals sogar verweigert, die Annexion der Krim anzuerkennen.

UN-Generalversammlung im Hauptquartier der Vereinten Nationen.
UN-Generalversammlung im Hauptquartier der Vereinten Nationen.
© John Minchillo/AP/dpa

Die Beziehung zu Russland wurde wieder enger, als Belarus 2020 eine politische und gesellschaftliche Krise nach der mutmaßlich gefälschten Präsidentschaftswahl erlebte. Ohne Putins Hilfe wäre Lukaschenko womöglich nicht mehr an der Macht.

Nun stellte Lukaschenko Putin sein Land für das Militärmanöver „Gemeinsame Entschlossenheit“ zur Verfügung. Zugleich konnte Russland für die Ukraine im Norden eine weitere, dritte Bedrohungsfront aufbauen.

Nordkorea

Auch der nordkoreanische Diktator Kim Jong-Un ist ein direkter Nachbar von Putin. Ähnlich wie bei Belarus besteht die Verbindung zwischen den beiden Ländern schon länger.

Im Kalten Krieg war die Sowjetunion ein wichtiger Partner Nordkoreas: Moskau gab dem Land wirtschaftliche und militärische Unterstützung. Damals arbeiteten die Staaten eng zusammen, sowjetische Wissenschaftler halfen Nordkorea auch beim Aufbau seines Atomprogramms. Zudem waren nordkoreanische Zwangsarbeiter in Russland lange Zeit eine wichtige Einnahmequelle für Pjöngjang, bis es 2019 verboten wurde.

[Verfolgen Sie die aktuellen Entwicklungen zur russischen Invasion in der Ukraine in unserem Liveblog.]

Neben der alten Freundschaft gibt es auch andere Argumente, die dafür sprechen, eine gute Beziehung zu bewahren. Über 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels laufen über China – gute Beziehungen zu Russland könnte diese Abhängigkeit etwas lockern.

In der offiziellen Stellungnahme Nordkoreas zur Eskalation der Ukraine-Krise wurden die USA für den Konflikt verantwortlich gemacht. „Die Grundursache der Ukraine-Krise liegt in der Selbstherrlichkeit und Willkür der USA“ – so zitiert die „Frankfurter Rundschau“ einen Beitrag, der auf der Website des Außenministeriums in Pjöngjang veröffentlicht wurde. Es ist also auch ein gemeinsamer Feind, der Nordkorea und Russland aktuell verbindet.

Syrien

Ein Jahr nach der Annexion der Krim begann Russland seinen Militäreinsatz in Syrien. Als Ziel wurde offiziell die Bekämpfung des Islamischen Staats benannt. Doch Putin hatte bei dem Einsatz auch andere Ziele: den syrischen Diktator Baschar al-Assad zu stützen und seine eigene Rolle im Nahen Osten zu stärken. Entsprechend bekommt Russland auch Syriens Unterstützung.

Mehr zum Krieg in der Ukraine bei Tagesspiegel Plus:

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA zitiert Assad mit den Worten, was dort geschehe, sei eine Korrektur der Geschichte und eine Wiederherstellung des Gleichgewichts, das in der Welt nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verlorengegangen sei. Russland habe das Recht, sich dem, wie es hieß, Expansionismus der Nato, entgegenzustellen. Damit gibt Assad in etwa die Argumentation des Kreml für den Einmarsch in die Ukraine wieder.

Eritrea

Die Verbindung zwischen Russland und dem afrikanischen „Polizeistaat” Eritrea kann für viele erstmal überraschend klingen. Doch Russland schmiedet schon lange strategische Allianzen in Afrika. Das „Stockholm International Peace Research Institute“ (SIPRI) berichtete, dass Russland bereits im Jahr 2020 für knapp die Hälfte aller Waffenimporte nach Afrika verantwortlich war.

Seit 2020 führt Eritrea einen Krieg im Tigray im Norden Äthiopiens. Erst im Herbst des vergangenen Jahres hatte US-Präsident Biden weitere Sanktionen gegen das Land verhängt und jetzt drohen dem Staat neue Sanktionen. Das „Eritrean Research Institute for Policy and Strategy“ (ERIPS) befürchtet, dass Eritrea versuchen könnte, diese mit Russlands Hilfe umzugehen.

Anfang Februar 2022 hatte sich der eritreische Präsident Isaias Afwerki mit einem Vertreter Russlands getroffen. Zwar seien kaum Details aus dem Treffen zwischen Eritrea und Russland bekannt geworden, heißt es im Beitrag der ERIPS, doch „es wurde berichtet, dass die Parteien ‚externe Einmischung und illegitime Sanktionen’ bemängelt haben“.

Anastasia Klimovskaya

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