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Die Bundesregierung sucht ein neues Endlager für den Atommüll.
© Jens Wolf/ dpa

Atomkraft: Warum die Endlagersuche scheitern wird

Die Bundesregierung sucht ein neues Endlager. Atomgegner gehen davon aus, dass sie es nicht schaffen wird.

Nach Berlin fahren oder nicht? Die Atomkraftgegner im Wendland haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, ob sie der Einladung in die Hauptstadt folgen sollten. Bei einer Veranstaltung fiel dort am Dienstag der Startschuss für die Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll. Man habe hin und her überlegt und schließlich beschlossen, lieber zu Hause zu bleiben, heißt es bei der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Die Teilnahme an der Veranstaltung erschien nicht sinnvoll, „weil sie unsere kritischen Positionen zum Standortauswahlverfahren nicht berücksichtigen kann“, sagt der BI-Vorsitzende Martin Donat. „Wir wären dort lediglich Staffage.“

So verpassen die Aktivisten aus Gorleben, wie die Protagonisten den Neustart des Endlager-Suchverfahrens feiern. „Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) in ihrem Grußwort. „Wir haben für die Standortauswahl im Gesetz ein Verfahren festgeschrieben, das die Menschen vor Ort einbindet, das sie mitnimmt und ihnen Gehör verschafft. Und zwar von Anfang an. Wir wollen ein Standortauswahlverfahren nicht gegen, sondern mit denen, die betroffen sind.“

Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen

Grundlage der Standortsuche sei die viel zitierte „weiße Landkarte“, betont Hendricks. Das gesamte Bundesgebiet werde einbezogen, sämtliche vorhandenen Daten würden berücksichtigt. „Das alles bedeutet natürlich auch, dass sich keine Region aus der Verantwortung stehlen kann.“ Zentraler Punkt sei, dass die Menschen in den betroffenen Gebieten frühzeitig und umfassend eingebunden würden. "Wir werden die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen und Menschen oder ganze Regionen vor vollendete Tatsachen stellen", verspricht die Ministerin.

Kritiker sind aber überzeugt, dass auch das neue Verfahren in einer Sackgasse endet. Die frühzeitige Festlegung auf eine unterirdische Einlagerung der hochradioaktiven Abfälle, „Formelkompromisse“ statt tatsächlicher Verständigung bei den geologische Kriterien und vor allem eine völlig unzureichende Mitbestimmung der Betroffenen – all das führt nach Ansicht der Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“ dazu, „dass dieses Verfahren in einigen Jahren gegen die Wand fährt“. Denn damit ließen sich die Zweifel der Anwohnern potenzieller Standorte nicht ausräumen.

So geht es natürlich auch: Man verhindert durch Proteste nach dem St.-Florians-Prinzip jedes angedachte Endlager und erklärt am besten noch die Lagerung für unmöglich. Dann wird das der Atommüll ganz bestimmt endlich einsehen und sich in Jutebeutel und Biogas verwandeln.

schreibt NutzerIn Robert_Rostock

Zeitdruck bis 2031

Alleine die „völlig unrealistische“ Festlegung auf eine Entscheidung bis 2031 bringe so viel Zeitdruck in das Verfahren, „dass schlampig gearbeitet und leichtfertig entschieden werden muss“, moniert Jochen Stay, Sprecher von „ausgestrahlt“. Damit eskaliere die Bundesregierung den Konflikt erneut, statt ihn zu überwinden: "So klappt die Suche nach einem Atommüll-Lager nicht." Wer auf das neue Verfahren setze, werde viel Zeit verlieren, wenn es darum gehe, Orte für die langfristige Atommüll-Lagerung zu finden - "und dann ist der nächste Neustart vonnöten". Da sei es besser, so Stay, „das ungeeignete Prozedere“ jetzt gleich zu revidieren.

Rund um Gorleben glauben viele an den versprochenen Neustart ohnehin nicht. Immerhin sind schon Milliarden in die Erkundung des dortigen Salzstocks geflossen. Und nebenan, im Zwischenlager, warten bereits 113 Castoren mit hochradioaktivem Schrott auf ihren Abtransport in ein Endlager. „Hendricks’ ,weiße Landkarte’ hat mit Gorleben bereits einen dicken Fleck“, sagt Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative.

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