Sawsan Chebli: Warum der Sexismus-Vorwurf falsch ist
Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli fühlte sich sexistisch angegangen. Ein Mann hatte sie nicht erkannt und irrtümlich jemand anderen erwartet. Eine Glosse.
Schwieriges Thema: Sexismus. Ohne in die Feinheiten zu gehen, lässt sich wohl sagen, dass Harvey Weinstein ein Sexist ist und alle anderen Männer, die glauben, sich ungefragt bedienen zu dürfen, von Hollywood ganz oben bis runter zur Kölner Domplatte. Ein übelriechendes gesellschaftliches Phänomen, zweifellos. Aber hilft es der Sexismusbekämpfung, wenn nun jedes einzelne Kompliment auf den Index gerät, jedes noch so harmlose altväterliche Geplauder zum unwiderleglichen Beweisstück genommen wird?
Ich will auf Sawsan Chebli hinaus, die Berliner Staatssekretärin, die am vergangenen Wochenende vor einem Podium saß und verwundert vom Vorsitzenden hörte, die Staatssekretärin sei noch nicht da, aber man wolle schon mal anfangen. Dann gab sie sich zu erkennen, und der Vorsitzende antwortete verdattert: „Ich habe keine so junge Frau erwartet, und dann sind Sie auch noch so schön.“ Frau Chebli dankte ein wenig ironisch für das Kompliment, hielt ihre Rede – und setzte dann später bei Facebook über ihre Schilderung die Überschrift „Unter Schock. Sexismus.“
Der Mann war unprofessionell
Beweisaufnahme. Der Vorsitzende, als „Botschafter a.D.“ gekennzeichnet und deshalb wohl recht alt, war unprofessionell. Er hätte sich informieren sollen, wer die Referentin ist und wie sie aussieht. Statt dessen hat er aus seiner langen Lebenserfahrung das Bild einer Staatssekretärin geschöpft, wie er sie im Saal nicht finden konnte, und sich aus der selbstverschuldeten peinlichen Situation mit einem Kompliment gerettet.
Wenn ich es richtig verstehe, dann gründet sich der Sexismus-Vorwurf auf dem Vorwurf, hier werde eine tüchtige junge Frau im Bewusstsein geschlechtlicher Überlegenheit herabgewürdigt. Das ist offensichtlich Unsinn. Denn er hat ihre Kompetenz ja nicht in Zweifel gezogen, sondern einfach nur irrtümlich jemand anderen erwartet. Diese Art Delikt war früher als „falsches Bewusstsein“ bekannt. Derjenige, dem es zugeschrieben wird, kann sich nicht wehren, in seinem Kopf wütet nun mal Verbotenes, das ist Pech. Und ist es nicht gar Rassismus, wenn ein alter weißer Mann als Staatssekretärin keine gebürtige Araberin erwartet? Immer den größten Hammer schwingen, das ist das Prinzip. Auch wenn die Weinsteins dieser Welt damit nur verzwergt werden.
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