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Gregor Gysi wird sich nun Fragen gefallen lassen müssen.
© dpa

Ruth Kampa unter Verdacht: War die Assistentin von Gysi DDR-Spionin?

Die Geschäftsführerin der Linksfraktion und Assistentin von Fraktionschef Gregor Gysi soll in der DDR eine Top-Spionin gewesen sein. Jetzt könnte Ruth Kampa die Geschichte einholen. In einem ungünstigen Moment.

Kurz nach der Bundestagswahl kämpft die Linkspartei um eine rot-rot-grüne Zukunft. Da dürften ihr die jüngsten Enthüllungen so gar nicht ins Konzept passen. Die langjährige Geschäftsführerin der Linken, Ruth Kampa, soll demnach fast 20 Jahre lang für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gearbeitet haben. Das geht aus einem Bericht der "Welt" hervor, die nun entsprechende Geheimdokumente der Stasi-Unterlagenbehörde veröffentlich hat.

Kampa, die auch Assistentin von Gregor Gysi ist, war den Veröffentlichungen zufolge eine Top-Agentin der DDR-Behörde. Unter dem Decknamen "Sonja Richter" soll sie in der Bundesrepublik spioniert und Westberliner für das MfS angeworben haben. Später soll Kampa, die heute 61 Jahre alt ist und als angestellte Geschäftsführerin nicht im Bundestag sitzt, Informationen über die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und Tagungen der UN-Menschenrechtskommission gesammelt haben.

Ruth Kampa (2. von rechts)
Ruth Kampa (2. von rechts)
© Der Bundeswahlleiter/Eventbild-Service/Rainer Jensen (Ausschnitt)

Als Mitarbeiterin des Außenministeriums reiste Kampa nach Angaben der "Welt" unter anderem in die Sowjetunion, nach Großbritannien, in die Schweiz und nach Ungarn. Sie zeigte "Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit", heißt es der Zeitung zufolge in ihrer IM-Akte. Kampa selbst wollte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Sie habe die Dokumente bislang nicht eingesehen und müsse das Ganze "jetzt erst einmal sacken lassen".

Fraktionschef Gregor Gysi erklärte, von dem Sachverhalt nichts gewusst zu haben. Allerdings gilt Kampa als seine enge Vertraute und rechte Hand. Über den Schreibtisch der Juristin gingen seit 13 Jahren fast alle wichtigen Angelegenheiten der Linksfraktion. Und in der Partei war die ehemalige Stasi-Spionin ebenfalls nicht ohne Einfluss. Sie saß bis Ende 2012 in der Bundesschiedskommission der Linken und durfte auch die jüngste Bundestagswahl mitorganisieren. Als Vertreterin der Linken saß sie im elfköpfigen Bundeswahlausschuss.

Ein Fraktionssprecher sagte dem Tagesspiegel, man solle "die Kirche im Dorf lassen". Nach den Fraktions-Regularien müssten sich nur diejenigen zu ihrer Vergangenheit in der DDR erklären, die sich für öffentliche Ämter zur Wahl stellten. Dies sei bei Kampa nicht der Fall gewesen, sie habe lediglich als Angestellte gearbeitet. Für Fraktionsmitarbeiter gebe aus gutem Grund keine Regelanfrage, die Partei wolle "keine flächendeckende Ausforschung". Und die Stasi sei seit 24 Jahren Geschichte.

Da Gysis Geschäftsführerin ihre Aufgaben zur Zufriedenheit aller erfüllt habe, bestehe momentan kein Anlass zu irgendwelchen Konsequenzen, betonte der Sprecher. Allerdings werde die neue Fraktion auch neu über ihre Beschäftigungsverhältnisse entscheiden.

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