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Das Bundesfinanzministerium an der Wilhelmstraße in Berlin
© Reuters/Fabrizio Bensch

Investmentbanker im Finanzministerium: Wall Street in der Wilhelmstraße - Scholzens neuer Staatssekretär

Mit Jörg Kukies, bisher Deutschlandchef von Goldman Sachs, als neuem Staatssekretär geht Olaf Scholz ein kalkuliertes Risiko ein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Albert Funk

Ist das nun ein Personal-Coup, der Glanz auf Olaf Scholz wirft? Oder eine peinliche Aktion, die mit Spott noch gut bedient ist? Der neue Finanzminister holt sich einen Goldman-Sachs-Banker als Staatssekretär an die Seite, ausgerechnet zuständig für Finanzmarktregulierung. Jörg Kukies mag ja mal Juso gewesen sein und ein Herz für das Soziale haben, aber der Verstand des Harvard- und Chicago-Absolventen tickt mutmaßlich so wie der aller Investmentbanker.

Dass Boys (und Girls) von Goldman Sachs gern mal ins Regierungsgeschäft wechseln, ist bekannt. Das schlimmste Kapitel dazu steuerte in den USA George W. Bushs Finanzminister Henry Paulson bei, der den alten Konkurrenten Lehman Brothers kalten Sinnes bankrottgehen ließ und so die Finanzkrise erst in die wirklich heiße Phase lenkte.

Kukies ist Fachmann für strukturierte Produkte, gehörte also in die Alchimistenabteilung seiner Branche. Daraus kann man etwas gelernt haben. Oder auch nicht. Solche Personalien wecken zwar immer Zweifel, eine etwas andere Erfahrung als das Karrierebeamtentum kann jedoch hilfreich sein. Es kann auch schiefgehen. Immerhin: Die Sprache im Washington des Donald Trump dürfte Scholzens neuen Mann nicht umhauen.

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