Verteidigungsministerin: Von der Leyen will "Gorch Fock" weiter sanieren lassen
Verteidigungsministerin von der Leyen hebt den Zahlungsstopp für die Reparatur des Schulschiffs "Gorch Fock" auf. Nun soll es schnell weitergehen.
Die wegen des Verdachts auf erhebliche Unregelmäßigkeiten gestoppte Sanierung des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ kann voraussichtlich Anfang nächster Woche weitergehen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will den zurzeit geltenden Zahlungsstopp aufheben. Ziel sei es, am Montag wieder mit den Arbeiten zu beginnen, sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag in Berlin. Zuvor hatte es Gespräche mit der neuen Führung der Elsflether Werft AG gegeben, die das Projekt nach der Ablösung der alten Spitze wegen Untreue-Vorwürfe wieder auf Kurs bringen will. Der grundsätzlichen Einigung über die Aufhebung des Zahlungsstopps müssen formal noch die am Insolvenzverfahren Beteiligten zustimmen.
Die Ministerin sagte, es gebe eine gute Chance, „dass die „Gorch Fock“ wieder auf den Weltmeeren segeln“ werde.
Die Kosten für die Sanierung des Dreimast-Seglers schnellten über die Jahre rasant die Höhe. Ursprünglich waren 10 Millionen Euro vorgesehen, dann wurde auf 75 Millionen Euro erhöht, inzwischen ist der Kostenansatz auf bis zu 135 Millionen Euro gestiegen. Bis zum 2. Januar 2019 wurden laut Bundesregierung bereits rund 69 Millionen Euro ausgegeben.
Die erhebliche Kostensteigerung ergab sich nach früheren Angaben vor allem aus dem vorher nicht dokumentierten, schlechten Zustand des Schiffes. In weiten Teilen kommen die Arbeiten inzwischen einem Neubau gleich.
Die Elsflether Werft hatte am 20. Februar ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Hintergrund der finanziellen Schwierigkeiten sind mutmaßlich veruntreute Gelder in Millionenhöhe, was von der Leyen und die neue Werftführung der vor rund sechs Wochen geschassten alten Leitungsriege zuschreiben.
Die Vorstände wiesen Vorwürfe der persönlichen Bereicherung zurück. „Es ging bei allen Aktivitäten, die stattgefunden haben, immer darum, der Werft zu helfen, und nicht, uns persönlich zu bereichern“, sagte Marcus Reinberg der Deutschen Presse-Agentur. Gegen ihn und seinen damaligen Vorstandskollegen laufen bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue.
„Der alte Werft-Vorstand hat viele Millionen Euro für Zwecke gezahlt, deren Hintergrund aufgeklärt werden muss. Das hat die Zahlungsfähigkeit der Werft massiv gefährdet“, sagte dagegen der vom Amtsgericht Nordenham in Niedersachsen bestellte Sachwalter Per Hendrik Heerma der dpa. „Die InterMARtec stand an der Spitze eines unübersichtlichen Firmengeflechts, das es nun zu durchleuchten gilt.“
Das Segelschulschiff der Marine liegt seit über drei Jahren in einem Dock, das die Elsflether Werft in Bremerhaven angemietet hat. Durch einen Korruptionsverdacht bei einem Marinearsenal-Mitarbeiter und wegen der Turbulenzen bei der Werft geriet die Gesamtsanierung des Dreimasters 2018/2019 in die Schlagzeilen. Die Werft hatte in den vergangenen beiden Jahrzehnten viele Aufträge zur Reparatur der „Gorch Fock“ erhalten. (dpa)