Sigmar Gabriel zeigt Stinkefinger: Vizekanzler verhält sich wie Effe und Peer
Sigmar Gabriel ist auf Sommerreise - und beherzigt nicht die Verhaltensregel Nummer eins für Spitzenpolitiker. Ein Kommentar.
Die Kunst der Selbstbeherrschung ist Sigmar Gabriels Sache nicht. Das weiß inzwischen jeder. Wenn er nach Sachsen fährt und sich mit Pegida-Anhängern trifft, während seine Parteispitze die Parole „Mit denen reden wir nicht“ herausgibt, posiert der SPD-Chef schon mal lässig mit einem Victory-Zeichen vor den Kameras. Gegen Flüchtlinge aufgebrachte Heidenauer sind für ihn schlicht „Pack und Mob“, das man „einsperren” muss. Und wenn Bundesbanker mittels mathematisch- theoretischer Modelle berechnen, dass die Deutschen bis 69 arbeiten müssen, dann fällt dem Wirtschaftsminister nichts Besseres ein, als das eine „bekloppte Idee“ zu nennen. Ganz gleich, wie man die Sache im Einzelnen bewertet, bleibt festzuhalten: Dieser Vizekanzler und Parteichef weiß nicht nur, wie die Leute so reden. Er tut es ihnen gleich.
„Mensch, dein Vater hat sein Land geliebt. Und was tust du?“
Nun hat Sigmar Gabriel auch noch den rechten Mittelfinger, den Stinkefinger, erhoben – was Otto- Normalverbraucher im Zweifel deftige Bußgelder kostet, Fußballer auch schon mal aus Nationalmannschaften fliegen lässt und einem Kandidaten namens Peer Steinbrück (SPD) vor drei Jahren endgültig die Chance auf das Kanzleramt genommen hat. Das Ganze ereignete sich vergangene Woche, in Salzgitter. Bei einem Termin tauchte plötzlich ein Trupp vermummter rechter Demonstranten auf. Die beschimpften Gabriel als „Volksverräter“ und provozierten ihn mit seinem Vater, von dem Gabriel einmal berichtet hatte, dass der Nazi gewesen sei und ihn als Kind schlug. „Mensch, dein Vater hat sein Land geliebt. Und was tust du? Du zerstörst es“, grölte es nun. Zunächst schenkte Gabriel dem Auflauf ein müdes Lächeln und winkte ab. Zum Schluss zog er jedoch die rechte Hand aus der Hosentasche, zeigte den Pöblern den ausgestreckten Mittelfinger und drehte sich weg.
Kalte Schulter zeigen, also solche Provokationen an sich abperlen lassen – Sigmar Gabriel fällt es sichtbar schwer, diese Verhaltensregel Nummer eins für Spitzenpolitiker zu beherzigen. Zuweilen erweckt der Sozialdemokrat sogar den Eindruck bewusster Schnoddrigkeit. Weil er nichts „Besseres“ sein will, vielleicht, oder es als Selbstverständlichkeit ansieht, dass sich der SPD-Chef dort hinbegibt „wo es stinkt“: also in Brennpunkte, wo man ein deftiges Wort und den Finger versteht und als Authentizität schätzt. Gewählt wird Gabriels SPD dafür aber nicht, auch nicht dort, wo es stinkt. Andernfalls sähen die Umfragen anders aus.