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Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew.
© dpa

Konflikt in der Ukraine: Vitali Klitschko: "Europas Sicherheit steht auf dem Spiel"

Vitali Klitschko, Ex-Boxer und Bürgermeister von Kiew, betont, dass der Konflikt in seinem Land ganz Europa angeht - und bekennt sich zum Kampf gegen die Korruption in seinem Land. Ein Ortstermin in Berlin.

Seine Mutter ist im russischen Nowosibirsk geboren, sein Vater ist Ukrainer. Zu Hause wurde Russisch gesprochen. „Meine Heimat ist die Ukraine“, sagt Vitali Klitschko. Und macht so an diesem Freitagnachmittag den Zuhörern in der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin in wenigen Sätzen anschaulich, dass es in er Ukraine nicht so einfach ist mit Zuschreibungen. Jedenfalls nicht so einfach, wie es in den russischen Staatsmedien klingt.

„Diese Propaganda hat eine große Wirkung“, sagt Klitschko, der Ex-Boxer, der heute Bürgermeister von Kiew ist. Seine Verwandten und Freunde in Russland sagen, so erzählt er es, auf dem Maidan seien doch Radikale gewesen, Faschisten. „Dann frage ich sie: Bin ich ein Radikaler? Bin ich ein Faschist?“ Ein wenig fühlt sich Klitschko an die sowjetische Propaganda über den Westen erinnert. Um zu verstehen, was daran nicht stimmte, musste er damals erst in den Westen fahren.

Zweifel, ob der Waffenstillstand hält

Über den vor einer Woche in der Ukraine ausgehandelten Waffenstillstand sagt Klitschko: „Wir wünschen uns nichts mehr als Frieden in unserem Land. Wir wissen aber nicht, ob wir dem Waffenstillstand wirklich trauen können. Wir haben Zweifel.“ Die wichtigste Aufgabe der ukrainischen Regierung sei es, einen Weg zu finden, die Eskalation zu stoppen. In dem Konflikt geht es nach Klitschkos Worten um die Souveränität und die Zukunft seinen Landes – und zugleich um viel mehr: „Auf dem Spiel stehen europäische und demokratische Werte und die europäische Sicherheit.“ Wenn das russische Vorgehen nicht gestoppt werde, „würde sich kein europäisches Land mehr in Sicherheit fühlen können“.

"Wir brauchen Unterstützung jeder Art"

Und die bisherige Reaktion Europas? Das Mitgefühl sei sehr wichtig, sagt Klitschko. „Aber das wird nicht reichen.“ Von Deutschland wünscht er sich für sein Land mehr Hilfe. „Wir brauchen Unterstützung jeder Art“ – sowohl finanzielle Hilfe als auch Know-How.

Klitschko selbst hat schon seit Jahren Unterstützung von der Konrad-Adenauer-Stiftung erfahren. Sie beriet ihn beim Aufbau der Partei Udar („Schlag“) und vermittelte ihm Gesprächspartner in Deutschland. Am Freitag hatte Klitschko, der am Abend mit dem Potsdamer M100-Medienpreis ausgezeichnet wurde, auch einen Termin bei Unionsfraktionschef Volker Kauder. Zu einem Gespräch mit dem Bürgermeister von Kiew im kleinen Kreis kam später auch der Berliner Innensenator Frank Henkel.

Klitschko will in Kiew für Reformen kämpfen

Innenpolitisch bekannte sich Klitschko zu einem harten Reformkurs. Bei dem Assoziierungsabkommen mit der EU gehe es nicht darum, ein Papier zu unterzeichnen, sondern um die Umsetzung europäischer Reformen. Er betonte, dass es in der Ukraine Probleme gebe, von denen das größte die „totale Korruption“ sei. „Aber eines weiß ich selbst besser als jeder andere: Ohne Kampf gibt es keinen Sieg.“ Mit den Reformen will er in der Hauptstadt Kiew beginnen. Sprach's - und fuhr zum Treffen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit.

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