Nach Eklat im Gerichtssaal: Vier „Cumhuriyet“-Mitarbeiter bleiben bis März in Untersuchungshaft
Nach einem Eklat im Gerichtssaal in Istanbul wird der Prozess gegen die Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung bis März vertagt.
Vier Mitarbeiter der regierungskritischen türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ bleiben bis zur Fortsetzung ihres Strafprozesses wegen Terrorpropaganda bis mindestens März in Untersuchungshaft. Dies hat am Montag ein Gericht in Istanbul entschieden. Während der Anhörung wurde Investigativjournalist Ahmet Sik von Sicherheitskräften aus dem Saal gebracht, nachdem er von einem politischen Verfahren und einem „diktatorischen Regime“ in der Türkei gesprochen hatte. Unterstützer Siks riefen: "Auch ihr werdet alle eines Tages vor Gericht gestellt werden." Sein Mitangeklagter, Chefredakteur Murat Sabuncu, weigerte sich dann aus Protest, mit dem Gericht zu sprechen.
Sabuncu, der Herausgeber Akin Atalay und weitere Mitarbeiter waren im Oktober 2016 festgenommen worden. Später wurden der Investigativjournalist Sik und der Buchhalter der Zeitung, Yusuf Emre Iper, festgenommen. Am 24. Juli begann der Prozess. Während die meisten Mitarbeiter bei den ersten Anhörungen für die Dauer des Prozesses freigelassen wurden, sitzen Sabuncu, Atalay, Sik und Iper weiter in Haft.
Die 17 Journalisten und Mitarbeiter der traditionsreichen Zeitung sind der "Unterstützung von Terrororganisationen" angeklagt, darunter die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen, die von Präsident Recep Tayyip Erdogan für den Putschversuch von Juli 2016 verantwortlich gemacht wird. Ihnen drohen bis zu 43 Jahre Haft. Die Angeklagten weisen alle Vorwürfe zurück; auch viele Unterstützer betrachten den Prozess als politisch motiviert.
Ende November war der Chefredakteur des Online-Auftritts der „Cumhuriyet“ wegen Terrorpropaganda zu drei Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Das Gericht befand Oguz Güven für schuldig, Propaganda für die Gülen-Bewegung gemacht und Erklärungen von Terrororganisationen veröffentlicht zu haben.
Die türkische Führung macht die Bewegung um den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Die Gülen-Bewegung gilt in der Türkei als Terrororganisation.
Vor dem Istanbuler Justizpalast Caglayan versammelten sich am Morgen dutzende Unterstützer und forderten auf Plakaten unter anderem "Gerechtigkeit für alle Journalisten". Einige hielten die Titelseite der aktuellen "Cumhuriyet" hoch, auf der steht: "Gerechtigkeit sofort"." (dpa, AFP)