Ägypten: Viele Tote bei Protesten zum Jahrestag der Revolution
In Ägypten sind bei Zusammenstößen von Demonstranten und Polizei mindestens 14 Menschen getötet worden. Die Behörden hatten angekündigt, gegen jeden Protest zum Jahrestag der Revolution von 2011 entschlossen vorzugehen.
Bei Demonstrationen gegen die Regierung zum vierten Jahrestag des Volksaufstandes in Ägypten sind am Wochenende mindestens 14 Menschen getötet worden. Allein in der Hauptstadt Kairo starben am Sonntag nach Angaben des Gesundheitsministeriums zwölf Demonstranten. Bei Protesten von Islamisten in Alexandria wurde ein Demonstrant von Polizisten erschossen. Am Samstagabend kam bei einem Protestmarsch linker Demonstranten in Kairo eine Frau ums Leben.
Die Sicherheitskräfte hatten angekündigt, an dem Jahrestag gegen jeglichen Protest "entschlossen" vorzugehen. Der Aufstand führte im Februar 2011 zum Sturz des langjährigen Staatschefs Husni Mubarak. Das nordafrikanische Land kommt seitdem nicht zur Ruhe.
Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam es im Kairoer Viertel Matarija, wo Demonstranten an den Beginn der Revolte in Ägypten am 25. Januar 2011 erinnerten. Nach offiziellen Angaben wurden zwei Demonstranten getötet und sechs Polizisten verletzt, nachdem die Protestierenden mit Schrotkugeln auf die Sicherheitskräfte geschossen hatten.
Auch der Demonstrant in Alexandria schoss nach Polizeiangaben auf Beamte. Diese hätten daraufhin das Feuer erwidert und den Mann erschossen. Drei weitere Protestierende wurden demnach bei dem Vorfall verletzt. Bei den Demonstranten handelte es sich vor allem um Anhänger des vom Militär gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi.
Menschenleere Straßen in Kairo
Bereits am Samstagabend hatte es im Zentrum von Kairo einen Protestmarsch linker Demonstranten gegeben, bei dem es ebenfalls zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. Eine 34-jährige Demonstrantin sei durch Schrotkugeln getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Nach Angaben von Protestteilnehmern wurden die Kugeln von der Polizei abgefeuert, um die Menge auseinanderzutreiben. Den Demonstranten zufolge setzte die Polizei auch Tränengas ein und nahm den Chef der Partei Sozialistische Volksallianz sowie fünf junge Parteimitglieder fest.
In Kairo waren am Sonntag viele Straßen menschenleer, auf Hauptstraßen standen Polizisten mit Maschinenpistolen Wache. Der Tahrir-Platz wurde von gepanzerten Armeefahrzeugen abgeriegelt. Lediglich einige Dutzend Anhänger von Präsident al-Sisi versammelten sich auf dem Platz. Sie hielten ägyptische Flaggen hoch und riefen "Es lebe Ägypten".
Islamistische Demonstranten steckten jedoch ein Wachhäuschen der Polizei in Brand. Bei der Explosion eines Sprengsatz im Osten Kairos wurden nach Angaben des Innenministeriums zudem zwei Polizisten verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich eine Dschihadistengruppe, die bereits am Freitag einen Anschlag auf die Polizei verübt hatte. (AFP)