Panzer angeblich von „Industrieliste“ gestrichen: Verweigert die Bundesregierung der Ukraine schwere Waffen?
Laut einem Bericht macht die Bundesregierung den Kauf schwerer Waffen in Deutschland de facto unmöglich. Ein entsprechende Liste wurde auf die Hälfte gekürzt.
Die Bundesregierung hat der Ukraine nach "Bild"-Informationen den Kauf schwerer Waffen bei deutschen Rüstungskonzernen unmöglich gemacht, indem sie das Angebot im Vorfeld stark reduziert hat. Das Bundesverteidigungsministerium habe auf Anordnung des Kanzleramts sämtliche schwere Waffen von einer sogenannten "Industrieliste" deutscher Waffenschmieden gestrichen, berichtete die "Bild"-Zeitung am Mittwoch aus ihr vorliegenden Dokumenten.
Die von ursprünglich 48 auf 24 Seiten gekürzte Liste mit dem Titel "Unterstützungsmöglichkeiten Industrie - Konsolidiert" sei Ende März der ukrainischen Regierung übergeben worden.
Nach Informationen der Zeitung hatte die ursprüngliche Liste Mitte März noch enthalten:
- schwere Waffensysteme wie den Kampfpanzer "Leopard-2"
- die Schützenpanzer "Marder" und "Puma"
- die gepanzerten Mannschaftstransporter "Boxer" und "Fuchs"
- auch die "Panzerhaubitze 2000" soll sich demnach zunächst auf der Liste befunden haben.
[Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App live auf ihr Handy. Hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen]
Diese Waffensysteme entsprächen einer "Bedarf"-Liste des ukrainischen Verteidigungsministeriums, die der "Bild"-Zeitung nach eigenen Angaben ebenfalls vorliegt. Der Gesamtwert der "Industrieliste" sei mit den zahlreichen Streichungen auf knapp 307 Millionen Euro gesunken.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Dienstag gesagt, Deutschland habe es "ermöglicht, dass die Ukraine Militärgüter aus industrieller Produktion" kaufen könne. Auf die Nachfrage eines Journalisten, ob Deutschland der Ukraine nun schwere Waffen liefere oder nicht, antwortete Scholz, man sei "zusammen mit der Ukraine eine Industrieliste durchgegangen" und Deutschland plane, "diese Lieferung zu bezahlen".
Mehr zum Ukraine-Krieg auf Tagesspiegel Plus:
- Panzer für die Ukraine. Warum sich Deutschland mit Waffenlieferungen schwer tut
- Russische Armee zieht nach Osten. In der Ukraine beginnt eine neue Phase des Kriegs
- Unklarheit über Putins Ukraine-Pläne: Überforderter Gangster, Gelegenheitsdieb oder Meisterganove?
- Die Deutschen und der Krieg: „Ist Olaf Scholz bereit, notfalls das Leben deutscher Soldaten einzusetzen?“
Der ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk hatte am Dienstagabend im ZDF gesagt, auf einer "bereinigten Liste der Bundesregierung" würden sich "gar keine schweren Waffen befinden". Melnyk sagte: "Die Waffen, die wir brauchen, sind nicht auf dieser Liste." (AFP)