Internetwährung Bitcoin: Verlieren die Regierungen die Kontrolle übers Geld?
In der Schweizer Stadt Zug kann bei Behörden mit Bitcoins bezahlt werden. Die Internetwährung könnte noch die Finanzwelt revolutionieren. Ein Kommentar.
Es ist nur ein kleiner Schritt für die Schweizer Stadt Zug. Für die Menschheit könnte es ein großer sein. In der vergangenen Woche hat die dortige Stadtverwaltung die Internetwährung Bitcoin anerkannt. Zum ersten Mal akzeptiert eine Behörde Geld, das im Internet entstanden ist, und das alle Bedingungen einer eigenen neuen Währung erfüllt. Die Kunden vertrauen dieser Währung, ohne dass eine Regierung sie garantiert. Darin liegen große Chancen – und große Risiken.
In Zug kann man seine Gebühren von nun an mit Bitcoins bezahlen – probeweise erst einmal bis zum Ende des Jahres, und begrenzt auf Summen bis zu 200 Franken. Für die Stadt Zug ist das ein freundliches Signal an die vielen Unternehmen, die sich mit der Bitcoin-Technologie beschäftigen. Sie heißt Blockchain. Diese Technik ermöglicht einen weltweiten, sekundenschnellen und vor allem sicheren Austausch von Werten, ohne dass Notare, Finanzmakler oder Banken mitkassieren. Tausende registrierte Nutzer garantieren und kontrollieren die Währung in einem komplizierten Verfahren, das Betrug unmöglich machen soll. Die Stadt Zug glaubt, dass die Blockchain-Unternehmen die Finanzwelt revolutionieren werden. Wahrscheinlich liegen die Schweizer damit richtig.
Die Wirtschaft könnte nicht mehr mit Zinsentscheidungen gesteuert werden
Ein Limit von 200 Franken ist natürlich läppisch. Und das Handelsvolumen von Bitcoin – in normalen Wochen unter zehn Millionen Bitcoins – ist verglichen mit dem weltweiten Geldverkehr kaum wahrnehmbar. Der weltweite Rentenmarkt für festverzinsliche Wertpapiere zum Beispiel setzt im Quartal über eine Billion Dollar um. Doch das Potenzial ist gewaltig. Wenn in den kommenden Jahren viele auf die Idee kommen, ihre Grundstücksgeschäfte oder Kunstverkäufe mit Blockchain-Unternehmen abzuwickeln, bekommen nicht nur die Banken ein Problem. Auch die Zentralbanken bekommen eins. Sie werden die Weltwirtschaft nicht mehr über ihre Zinsentscheidungen steuern können. Bei den Treffen der Finanzminister und Notenbanken werden die neuen Spieler nicht am Tisch sitzen. Kein Wunder, dass die Währungspolitiker alarmiert sind. Sie werden Macht verlieren. Vielleicht werden sie auch die Kontrolle verlieren. Dann aber sind die Währungen in Gefahr, auf die wir uns heute verlassen und mit denen wir Rechnungen von mehr als 200 Franken begleichen.