Konflikt mit Nordkorea: USA und Südkorea starten ihr bisher größtes Luftmanöver
Die USA und Südkorea demonstrieren im Streit mit Nordkorea militärische Stärke. Die Regierung in Pjöngjang spricht von einer "Provokation", die zum Atomkrieg führen könne.
Südkoreanische und US-Streitkräfte haben am Montag ihre bislang größte Luftwaffenübung abgehalten. An dem fünftägigen Manöver „Vigilant Ace“ (wachsames Ass) sollen nach Militärangaben mehr als 230 Kampfflugzeuge einschließlich F-35-Tarnkappen-Jets der USA sowie etwa 12 000 Soldaten teilnehmen. Die bis Freitag stattfindende Übung soll die „Bereitschaft“ der beiden verbündeten Länder stärken. Laut bisher unbestätigten südkoreanischen Medienberichten könnten daran auch US-Langstreckenbomber des Typs B-1B teilnehmen.
Nordkorea erklärte am Sonntag, das Manöver sei eine "offene und umfassende Provokation", die jederzeit zu einem Atomkrieg führen könne. Nordkoreas Atomwaffen- und Raketentests lösen international große Sorge aus. Zuletzt hatte das weitgehend isolierte Land am Mittwoch eine Interkontinentalrakete vom Typ Hwasong-15 getestet. China rief alle Parteien im Nordkorea-Konflikt zur Zurückhaltung auf. Der chinesische Außenamtssprecher Geng Shuang warnte, die Lage auf der koreanischen Halbinsel sei „höchst sensibel“. In Peking sagte er: „Wir hoffen, dass alle relevanten Parteien mehr dafür tun, um den Konflikt zu entspannen und gegenseitige Irritationen vermeiden.“
Seit 2006 veranlasste die Führung in Pjöngjang sechs Atomwaffentests zunehmender Stärke. Im November des vergangenen Jahres hatten mehr als 16 000 Soldaten und mehr als 200 Flugzeuge an der jedes Jahr stattfindenden Übung teilgenommen. Vor wenigen Tage hatte Nordkorea eine weitere Interkontinentalrakete gestartet, der Test war international scharf kritisiert worden. Das diplomatisch isolierte Land erklärte kurz danach, es könne jetzt das gesamte Festland der USA mit Atomsprengköpfen angreifen. Der UN-Sicherheitsrat hat Nordkorea bereits mehrfach mit Sanktionen belegt.
Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, H.R. McMaster, warnte vor der "jeden Tag wachsenden" Gefahr eines Kriegs mit Nordkorea.
Der republikanische US-Senator Lindsey Graham hat unterdessen den Abzug von Familienangehörigen des amerikanischen Militärs aus Südkorea gefordert. „Angesichts der Provokationen Nordkoreas ist es verrückt, Kinder und Ehefrauen nach Südkorea zu schicken“, fügte Graham im Fernsehsender CBS am Sonntag hinzu. Derzeit sind rund 28,500 US-Soldaten in Südkorea stationiert. Grahams Einschätzung nach steigt nach den jüngsten nordkoreanischen Raketentests die Gefahr eines militärischen Konflikts zwischen den USA und Nordkorea.
Das nordkoreanische Komitee für die Friedliche Wiedervereinigung des Landes warf den USA und Südkorea am Sonntag vor, mit dem gemeinsamen Luftmanöver Nordkorea „komplett zerstören“ zu wollen. Nordkoreas Außenministerium hatte am Samstag die US-Regierung beschuldigt, „um einen Atomkrieg zu betteln“. Pjöngjang wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten. Südkoreas Vereinigungsministerium hat diesen Vorwurf entschieden zurückgewiesen.
Das Militärmanöver „Vigilant Ace“ sei von defensiver Natur, sagte Ministeriumssprecher Baik Tae-hyun bei einer Pressekonferenz am Montag. Zugleich betonte das Ministerium aber, die Luftwaffe trainiere auch für verschiedene Kriegsszenarien, darunter simulierte Präzisionsschläge gegen nordkoreanische Nuklearanlagen. Bezüglich Nordkoreas jüngstem Raketentest äußerte Seoul bereits am Freitag Zweifel, dass Nordkorea über die Technologie für den Wiedereintritt einer abgefeuerten Langstreckenrakete in die Erdatmosphäre verfüge. (AFP, dpa)