Krieg in Syrien: USA und Russland wollen "vorläufige" Feuerpause
Vor gut einer Woche war eine Waffenruhe für Syrien vereinbart worden. Danach nahm die Gewalt zu. Jetzt haben sich die USA und Russland erneut auf eine Feuerpause verständigt.
Wieder ein diplomatischer Anlauf für eine Waffenruhe in Syrien: US-Außenminister John Kerry hat sich nach eigenen Angaben mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow „vorläufig“ auf Bedingungen für eine Feuerpause verständigt. In einem Telefonat „haben wir eine grundsätzliche Einigung über eine Feuerpause erreicht, die in den nächsten Tagen beginnen könnte“, sagte Kerry in der jordanischen Hauptstadt Amman. Er gehe davon aus, dass die Präsidenten beider Länder, Barack Obama und Wladimir Putin, darüber in den nächsten Tagen noch einmal sprechen werden. Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Kämpfe erteilte Kerry jedoch eine Absage.
Russland bestätigte den Kontakt: Nach einem ersten Telefonat am Samstagabend hätten Lawrow und Kerry ihre Gespräche über die geplante Waffenruhe in Syrien fortgesetzt, teilte das Außenministerium in Moskau am Sonntag mit. Die Agentur Interfax berichtete unter Berufung auf Diplomatenkreise, ein erwartetes Expertentreffen in der Schweiz zur Umsetzung der Feuerpause werde voraussichtlich erst in den kommenden Tagen stattfinden.
Die USA, Russland und wichtige Regionalmächte wie der Iran, die Türkei und Saudi-Arabien hatten sich vergangene Woche in München auf eine Waffenruhe geeinigt, die ursprünglich am Freitag in Kraft treten sollte. Zuletzt hatte die Gewalt aber stattdessen zugenommen. Russland fliegt Luftangriffe aufseiten der syrischen Armee, die USA führen eine Koalition an im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).
Mithilfe Moskaus, des Iran und schiitischer Milizen konnten Einheiten Baschar al Assads vor allem im Norden Syriens vorrücken und dabei vor allem nicht dschihadistische Kräfte zurückdrängen. Der Machthaber in Damaskus hatte in den vergangenen Tagen mehrfach betont, er sehe keinen Anlass für eine Feuerpause im Kampf gegen die „Terroristen“. Vielmehr wolle er das ganze Land zurückerobern.
Saudi-Arabien will Boden-Luft-Raketen liefern
Vor allem deshalb hat Saudi-Arabien als erklärter Gegner von Präsident Assad vor Kurzem angekündigt, Rebellengruppen mit Boden-Luft-Raketen auszurüsten. Diese sollen es ermöglichen, Hubschrauber und Flugzeuge des Regimes auszuschalten. Seit Wochen fliegen russische und syrische Kampfjets massive Angriffe auf Stellungen der Aufständischen, vor allem in der Region um das weitgehend eingekesselte Aleppo.
Davon profitieren auch die kurdischen Volkssschutzeinheiten (YPG), die in Nordsyrien vorrücken. Das will die Türkei auf keinen Fall hinnehmen und attackiert deshalb die Milizen. Die YPG ist der bewaffnete Arm der syrischen Kurdenpartei PYD. Beide Gruppen werden von Ankara als Ableger der Rebellenorganisation PKK und damit als Terroristen angesehen. Von den USA werden die Volksschutzeinheiten dagegen als Partner im Kampf gegen den IS unterstützt.
Mehr als 140 Tote bei Anschlägen in Homs und Damaskus
Auch in anderen Teilen des Bürgerkriegslandes hält trotz aller diplomatischen Bemühungen die Gewalt unvermindert an. Insgesamt soll es am Wochenende mindestens 140 Tote gegeben haben. Bei einem Doppelanschlag mit Autobomben sind in der zentralsyrischen Stadt Homs nach Angaben von Aktivisten am Sonntag mindestens 57 Menschen getötet worden. Dutzende weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Bei den meisten Opfern handle es sich um Zivilisten.
Die Beobachtungsstelle stützt sich auf Informanten in Syrien, ihre Angaben sind aber nicht zu überprüfen. Die Behörden in Homs sprachen von 17 Toten und 29 Verletzten. Auch südlich von Damaskus gab es eine Anschlagsserie. Bei drei offenbar koordinierten Angriffen starben nahe eines schiitischen Heiligtums mindestens 30 Menschen. Erst im Januar waren dort durch einen ähnlichen Anschlag fast 70 Menschen getötet worden. Damals bekannte sich die IS-Miliz zu der Tat. mit dpa