Rohstoffjagd im Weltraum ist eröffnet: USA und Luxemburg schließen Abbau-Vertrag
Die USA und Luxemburg wollen bei der kommerziellen Nutzung des Weltraums zusammenarbeiten. Das steigert auch den Druck auf die Bundesregierung.
Es ist eine Wette auf die Zukunft - und erhöht auch den Druck auf die Bundesregierung, den Blick Richtung Weltall zu lenken. Was sich nach Science Fiction anhört, ist am Freitag in einen Vertrag besiegelt worden, der aufhorchen lässt. Ausgerechnet das praktisch rohstofflose, aber sehr finanzkräftige Luxemburg hat mit den USA eine enge Zusammenarbeit bei der kommerziellen Nutzung des Weltraums vereinbart.
„Dies ist ein historischer Meilenstein für die bilaterale Zusammenarbeit beider Seiten“, sagte Luxemburgs Wirtschaftsminister Etienne Schneider nach der Unterzeichnung einer entsprechenden Absichtserklärung. US-Handelsminister Wilbur Ross erklärte: „Dies ist der Beginn einer außerordentlichen Beziehung.“ Bei Forschung, Erdbeobachtung, der Nutzung von erdnahen Asteroiden, und der Navigation im Weltraum wollen beide Seiten enger zusammenarbeiten.
Luxemburg ist das einzige europäische Land, das den Abbau von Rohstoffen im All gesetzlich geregelt hat. Dafür wurde eine Weltraumagentur gegründet, um den Abbau von Rohstoffen und Erden wie Eisen, Nickel, Zink, Mangan, Kobalt und Wolfram voranzutreiben.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert von der Bundesregierung, sich dringend dem Thema anzunehmen. Stefan Mair, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung betonte: „Das Thema Weltraumbergbau nimmt Fahrt auf.“ Die Bundesregierung müsse Forschungsvorhaben fördern. „Dank innovativer Technik und sinkender Kosten für Weltraumflüge wird der Weltraumbergbau perspektivisch möglich sein.“ Die Politik müsse eine internationale Lösung für die Fragen des Eigentums an Rohstoffen aus dem All finden.
Weltraumvertrag regelt Rohstoffabbau nicht
Im Weltraumvertrag von 1967, der bisher von 107 Ländern ratifiziert wurde, darunter Deutschland, wird festgelegt, dass die Erforschung des Weltraums zum Nutzen aller Länder erfolgen soll - aber auf den Rohstoffabbau aus wirtschaftlichen Gründen wird nicht eingegangen.
Der Vizepräsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Volker Steinbach, betont, er gehe davon aus, dass es noch über 50 bis 100 Jahre dauern werde, bis die Technologien und die Infrastruktur entwickelt sind, um einen solchen Abbau im All auch wirtschaftlich zu betreiben - zumindest was den Transport zur Erde angeht. „Schneller könnte es sicherlich gehen, Stationen für Treibstoff, Wasser und Pflanzenzucht zu schaffen, die die Raumfahrt mit den Ressourcen aus dem Weltall versorgt.“ Steinbach betonte, „kurz- bis mittelfristig wird auf der Erde keine Mangel an den in Asteroiden vorkommenden Metallen herrschen."
High-Tech-Metalle, Manganknollen und Sulfide
Interessant seien vor allem sogenannte High-Tech-Metalle mit sehr hohem Wert, also Platingruppenmetalle wie Platin, Palladium, Rhodium, Iridium oder Osmium, „die etwa für den Bau von High-Tech-Produkten der Elektronik- und der Medizintechnik oder Anlagen für erneuerbare Energietechnologien benötigt werden.“
Der Vizechef der Linken-Fraktion, Fabio De Masi, meinte, die USA und Luxemburg würden sich mit dem Alleingang als „Space Cowboys“ aufspielen. „Aber das Weltall ist gemäß Weltraumvertrag das Erbe der gesamten Menschheit. Auch der Menschen in Mali oder in Haiti.“ Aufgabe der Bundesregierung sei es, die USA und Luxemburg auf das Völkerrecht hinzuweisen und für multilaterale Lösungen zu streiten. „Das Weltall darf nicht privatisiert werden“, sagte De Masi.
Die Rohstoffjagd am Meeresboden läuft seit Jahren schon auf Hochtouren - besonders aktiv ist China. 29 Lizenzen hat die Internationale Meeresbodenbehörde bisher vergeben. Im Auftrag der Bundesregierung betreibt die BGR in den zwei deutschen Lizenzgebieten im Pazifischen und im Indischen Ozean Forschungsarbeiten, um Manganknollen und polymetallische Sulfide zu suchen.