Israelisches Mondprogramm: Die Sonde ist kaputt, es lebe die Sonde
Neues Geld, neue Mondfahrt. In Israel plant man den zweiten Versuch, mit einer "Beresheet" auf den Erdbegleiter zu kommen. Doch die Konkurrenz schläft nicht.
„Small Country, Big Dreams“, so stand es unter einer Flagge mit dem Davidstern auf der Sonde, die vergangene Woche eigentlich sanft auf dem Mond hätte landen sollen. Doch die Mission schlug fehl. Im kleinen Land mit den großen Träumen ist aber schon jetzt klar, dass man sich damit nicht abfinden will.
Die nicht aufgepflanzte Flagge
Das privat finanzierte Mondprogramm Israels, so gab der Hauptfinancier Morris Kahn nun bekannt, wird weitergehen. Eine Sonde namens Beresheet-2 sei in Planung, sagte der 89-Jährige in einer Videobotschaft seines Non-Profit-Unternehmens SpaceIL. Er habe sich dazu auch aufgrund der vielen „ermutigenden und unterstützenden Nachrichten“, die ihn nach dem Verlust der Sonde am vergangenen Donnerstag erreicht hätten, entschieden. Eine spezielle Task Force, die er gebildet habe, hat demnach bereits die Arbeit aufgenommen: „Wir werden das Raumschiff bauen, und wir werden es auf den Mond bringen, viel Glück uns allen“, schloss der in Südafrika geborene Unternehmer. Kahn ist auch Gründer von „Coral World“, das derzeit eine – bei Anwohnern umstrittene – Filiale am Berliner Ostkreuz plant.
Die erste Sonde namens Beresheet – hebräisch für „Genesis“, also das erste Buch des jüdischen Tanach und des christlichen Alten Testaments – wog etwa 600 Kilogramm und war 1,50 Meter hoch. Ihre Bedeutung hätte vor allem symbolisch sein sollen: Eine israelische Fahne sollte auf dem Mond aufgestellt werden. Die ebenfalls geplanten Messungen des Magnetfeldes des Erdtrabanten hätten nach Einschätzung von Experten wahrscheinlich kaum eine wissenschaftliche Bedeutung gehabt.
Ungebremster Zusammenstoß mit Trabant
Über die Ursachen der Bruchlandung gibt es bisher nur wenige Informationen. Nach Angaben von SpaceIL und dessen Partner Israel Aerospace Industries hat eine technische Fehlfunktion in einem Teil der Sonde eine Serie von Problemen ausgelöst. Folge war offenbar, dass das Haupttriebwerk, das zum Abbremsen hätte dienen sollen, abgeschaltet wurde. Um welches Bauteil der Sonde und welche konkrete Fehlfunktion es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt. Letzte Funksignale übermittelten, dass die Sonde etwa 150 Meter über der Mondoberfläche mit 500 Kilometern pro Stunde unterwegs war. Sie ist also mit Sicherheit komplett zerstört worden, obwohl das Triebwerk kurz vor dem Aufprall nach einem Neustart des Systems letztlich offenbar doch noch zündete.
Mit Beresheet wäre Israel nicht nur die erst vierte Nation auf dem Mond gewesen. Auch eine echte – und wahrscheinlich zukunftsweisende – Erstleistung wäre damit in die Geschichtsbücher eingetragen worden: die erste private, also nicht von einer nationalen Raumfahrtagentur verantwortete weiche Mondlandung.
Konkurrenz vom Subkontinent
Ob Beresheet-2 das Rennen um diesen Titel machen kann, ist unklar. Derzeit arbeiten jedenfalls auch noch andere Privatunternehmen an Sonden, die auf dem Mond landen sollen, unter anderem die Firma PTScientists aus Berlin. Auch im Rennen um den vierten Platz in der Nationenwertung könnte nun ein „Big Country“ im Vorteil sein: Zwar war das indische Chandrayaan-2-Projekt bislang eher von einer Serie von Rückschlägen gekennzeichnet. Zuletzt wurde die Ladevorrichtung bei Tests beschädigt. Doch die „Indian Space Research Organisation“ plant einen Start nach wie vor für dieses Jahr. Anders als Beresheet ist diese Sonde mit einigen wissenschaftlichen Instrumenten ausgestattet. Auch ein kleiner Roboter-Rover soll auf der Mondoberfläche fahren und unter anderem nach Helium-3 suchen, einem möglichen Treibstoff für Fusionsreaktoren.
Und die Amerikaner haben seit kurzem wieder konkrete präsidiale Pläne, erneut bemannt zum Mond zu fliegen.