Auf der Suche nach Öl- und Gasreserven: USA erlauben Bohrungen in der Arktis
Shell darf vor der Küste in flachem Wasser bohren. Umweltschützer kritisieren die Entscheidung.
Der Mineralölkonzern Shell kann die von Umweltschützern heftig kritisierten Ölbohrungen im Arktischen Ozean vornehmen. Die US-Regierung gab Shell jetzt die Genehmigung, bei Probebohrungen in der Tschuktschen-See in potenziell ölführende Schichten im Meeresboden vorzudringen. Damit wird erstmals „offshore“ weit vor der Küste im US-amerikanischen Bereich des Eismeers nach Öl gebohrt.
Umweltschützer sehen durch Ölförderung das sensible ökologische System der Arktis bedroht. Bereits jetzt führt der Rückgang der Meereisfläche, die Lebensraum von Walrossen, Eisbären und Wasservögeln ist, zu Stress für die Tiere. Nun kommen die Bohrungen und die Gefahr von Ölverseuchungen hinzu. Shell wird in der zwischen Sibirien und Alaska liegenden Tschuktschen-See etwa etwa 130 Kilometer nordwestlich von Alaska im flachen Kontinentalschelf bohren. In der Tschuktschen-See vermutet der Geologische Dienst der USA Öl- und Gasreserven in der Größenordnung von 15 Milliarden Barrel Rohöl und zwei Billionen Kubikmeter Erdgas.
„Die offshore-Aktivitäten finden nach höchsten Standards bei Sicherheit, Umweltschutz und Reaktion bei Unfällen statt“, versicherte Brian Salerno, Direktor der US-Behörde für Sicherheit und Umweltschutz, die am Montag Shell die Genehmigung erteilte. 2012 hatte Shell einen ersten Anlauf unternommen, dort nach Öl zu suchen. Aber dieser Versuch war bis zuletzt von zahlreichen Pannen begleitet und verlief ergebnislos, weil er vorzeitig abgebrochen werden musste.
Eisbrecher ist in der Tschuktschen-See angekommen
Vor drei Monaten erteilte die Bundesbehörde BOEM, das Bureau of Ocean Energy Management, eine erneute Genehmigung. Ende Juli trafen die Bohrschiffe Noble Discoverer und Transocean Polar Pioneer in der Tschuktschen-See ein. Greenpeace-Aktivisten konnten das Auslaufen eines dritten Schiffs, des finnischen Eisbrechers Fennica, aus dem Hafen von Portland zwar um einige Tage verzögern, am 1. August aber machte die Fennica sich auf die Reise und ist nun in der Tschuktschen-See angekommen. Der Eisbrecher soll Eis von den Bohrstellen fernhalten und zudem im Falle eine Ölunfalls bei den Bohrungen binnen 24 Stunden die Technologie liefern können, um die Verseuchung des Ozeans zu stoppen. Seine Präsenz vor Ort war Bedingung dafür, dass Shell jetzt mit den Bohrungen beginnen kann. „Da das geforderte Kontrollsystem für den Brunnen jetzt am Ort ist und installiert werden kann, darf Shell ölführende Zonen erforschen“, erklärte Salerno.
Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte die Entscheidung der US-Regierung. Präsident Barack Obama setze das sensible Ökosystem der Arktis aufs Spiel. „Obama führt mit seiner Entscheidung die eigenen Klimaschutz-Bemühungen ad absurdum. Ölbohrungen in arktischen Gewässern sind ein klimapolitischer Irrweg“, sagte Lisa Maria Otte von Greenpeace Deutschland.