Wer online unterrichtet wird, soll das Land verlassen: US-Unis klagen gegen drohende Ausweisung von ausländischen Studierenden
Ausländische Studierende an US-Universitäten könnten im Wintersemester teilweise ihr Visum verlieren. Den Unis drohen dadurch enorme finanzielle Einbußen.
Die US-Eliteuniversitäten Harvard und Massachusetts Institute of Technology (MIT) gehen juristisch gegen die drohende Ausweisung von ausländischen Studierenden vor, die wegen der Coronavirus-Pandemie nur an Online-Kursen teilnehmen können. Die beiden Hochschulen reichten am Mittwoch Klage gegen das Heimatschutzministerium und die Einwanderungsbehörde ICE ein. Sie verlangen, dass die Regeländerung zu internationalen Studierenden für ungültig erklärt wird.
Die Einwanderungsbehörde hatte am Montag erklärt, ausländische Studierende mit einem Visum des Typs F1 oder M1 dürften nicht in den USA bleiben, wenn sie vom Herbst an ausschließlich an Online-Kursen ihrer Hochschulen teilnehmen. Sie müssten das Land verlassen oder an eine Universität wechseln, an der Präsenz-Unterricht stattfinde. Den Studierenden drohe andernfalls ein Abschiebeverfahren.
Da viele Universitäten aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie planen, den Präsenzunterricht weiterhin auszusetzen und virtuell zu unterrichten, darunter auch die Universität Harvard, drohen den Hochschulen enorme finanzielle Einbußen. Rund 5,5 Prozent der Studierenden in den USA kommen aus dem Ausland.
Die Studiengebühren, die sie bezahlen, machen einen wichtigen Teil der Einnahmen an vielen Universitäten des Landes aus: Im Jahr 2018 trugen ausländische Studenten laut dem Institut of International Education (IIE) rund 44,7 Milliarden Dollar zur US-Wirtschaft bei.
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Harvard und das MIT reichten deswegen eine Klage bei einem Bundesgericht im Ostküstenstaat Massachusetts ein, in dem sich die beiden Hochschulen befinden. Sie argumentieren unter anderem, es gebe keinerlei begründete Grundlage für die Regeländerung.
Die Entscheidung ist ein schwerwiegender Eingriff in das Leben der Studierenden
"Wir werden diesen Fall energisch vorantreiben, damit unsere ausländischen Studenten, und ausländische Studenten in Institutionen im ganzen Land, ihr Studium ohne die Bedrohung einer Abschiebung fortsetzen können", erklärte Harvard-Präsident Lawrence Bacow.
MIT-Präsident L. Rafael Reif kritisierte, die Entscheidung der Einwanderungsbehörde stelle einen schwerwiegenden Eingriff in das Leben der Studierenden dar und bedrohe deren akademischen Werdegang. Die Einwanderungsbehörde sei zudem nicht in der Lage, grundlegende Antworten zur Interpretation und Durchsetzung der neuen Regeln zu liefern. (AFP)