Omikron-Infektionen bei Kindern: US-Experten sehen bisher keine Anzeichen für mehr schwere Verläufe
Daten zu Omikron-Verläufen bei Kindern beruhigen vorerst. Trotzdem bleibt eine Impfung der Jüngsten sinnvoll, wie ein deutscher Immunologe erklärt.
Die Zahl der ins Krankenhaus eingelieferten jungen Kinder in den USA, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, stieg in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit Pandemie-Beginn. Das geht aus Daten der US-Seuchenschutzbehörde (CDC), dem amerikanischen Pendant zum deutschen Robert Koch-Institut (RKI), vom Freitag hervor. Die Zahl rüttelt auf – allerdings geben die Experten erste Entwarnung mit Blick auf den Schweregrad des Krankheitsverlaufs nach einer Omikron-Infektion.
Die Daten der CDC zeigen, dass etwa vier von 100.000 Kindern im Alter von vier Jahren oder jünger am 1. Januar mit Corona infiziert waren, als sie ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Im Vergleich mit dem Vormonat hat sich die Rate verdoppelt, im Vergleich mit demselben Zeitpunkt im vergangenen Jahr sogar verdreifacht. Das zeigt, wie sehr sich Omikron auch unter den Jüngsten verbreitet und in dieser Altersgruppe zu sehr hohen Fallzahlen führt. Der Anstieg der Omikron-Fälle in der USA betrifft alle Bevölkerungsgruppen.
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Bei etwas älteren Kindern zeigt sich in der Omikron-Welle allerdings keine Veränderung: Die Hospitalisierungsrate bei infizierten Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren blieb mit 0,6 pro 100.000 in etwa gleich. Eine Erklärung für die erhöhten Fallzahlen in der jüngeren Altersgruppe könnte sein, dass aktuell viele Kinder mit anderen Atemwegserkrankungen in die Kliniken kommen; sie also nicht wegen, sondern mit Corona eingewiesen werden. Eine andere: Ältere Kinder sind in den USA vielfach schon geimpft.
Laut den CDC-Experten haben Kinder, die mit der Omikron-Variante infiziert waren, ein immer noch viel geringeres Risiko als Erwachsene, schwer zu erkranken. Anzeichen für vermehrt schwere Fälle unter Kindern gebe es derzeit keine, zitiert die „New York Times“ die CDC-Chefin Rochelle Walensky in einem Bericht.
Kein Signal für einen erhöhten Schweregrad bei Fünf- bis Elfjährigen
„Wir haben noch kein Signal dafür, dass es in dieser Altersgruppe einen erhöhten Schweregrad gibt“, erklärte Walensky bei einer Pressekonferenz am Freitag. Zudem wies sie darauf hin, dass sich ähnliche Befürchtungen bezüglich der Delta-Variante als unbegründet erwiesen hätten.
Ein Hauptgrund für den Unterschied zwischen den Altersgruppen bei den Hospitalisierungen ist ihrer Meinung nach, dass Kinder ab fünf Jahren bereits Anspruch auf eine Corona-Impfung haben. Entscheidend sei nun, Kinder der Altersgruppe 0 bis 4 Jahre mit geimpften Menschen zu umgeben, um ihnen Schutz zu bieten.
In einzelnen Bundesstaaten kann das Bild jedoch schon wieder ganz anders aussehen. „Bei uns sind derzeit viermal so viele Kinder als wir in jeder anderen Welle hatten“, sagte Elaine Cox, leitende Betriebsärztin des Riley Children’s Health im Bundesstaat Indiana, am Dienstag.
„Wir sehen auch immer mehr schwere Krankheitsfälle unter den Kindern, die ins Krankenhaus kommen“, sagte sie weiter. Es gebe jetzt mehr Kinder und sie seien kränker. Mehr als die Hälfte der Kinder, die im Krankenhaus sind, müssen auf die Intensivstation – mindestens 40 Prozent von ihnen müssen beatmet werden, sagte sie.
Neue Erkenntnisse zu Corona-Impfungen Fünf- bis Elfjährigen
Trotz der Tatsache, dass es unter Kindern wenige schwere Verläufe gibt, fragen sich weiter viele Eltern, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen oder nicht. Der deutsche Immunologe Carsten Watzl schlüsselt auf Twitter auf, welche neuen Erkenntnisse es zu Impfungen bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren gibt.
Aus einer Zulassungsstudie gehe hervor, schreibt er, dass Kinder in dieser Altersgruppe eine sehr gute Verträglichkeit für die Impfung zeigten und keine schweren Nebenwirkungen aufwiesen.
Auch CDC-Daten aus den USA, wo mehr als 8,6 Millionen Impfungen bei Fünf- bis Elfjährigen durchgeführt wurden, zeigten eine sehr gute Verträglichkeit der Corona-Impfung in der Altersgruppe. Dabei habe es nur zwölf Fälle von Herzmuskelentzündung (Myokarditis) gegeben, „alle mild“, schreibt Watzl. Das Risiko sei zehnmal geringer als bei Zwölf- bis 15-Jährigen. Bei Mädchen gebe es kein erhöhtes Risiko.
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Hinzu komme, dass die Impfung vor schwerer Erkrankung schützt, so Watzl. Eine Studie aus Frankreich zeige: „Die Impfung schützt auch vor PIMS! Kein PIMS-Fall nach vollständiger Impfung!“
PIMS (Pädiatrisches entzündliches Multisystem-Syndrom) ist eine Entzündungsreaktion. Diese könne, drei bis vier Wochen nach der Infektion auftreten, führt Watzl aus. Davon seinen drei von 10.000 infizierten Kindern betroffen, von denen 1,6 auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Ein Todesfall ist bisher nicht bekannt.
Watzls Fazit aufgrund der aktuellen Studien: „Die Infektion stellt ein relativ geringes Risiko für Fünf- bis Elfjährige dar, sie ist aber nicht ungefährlich.“ Demnach würde etwa eines von 2000 infizierten Kindern mit einer Infektion oder PIMS im Krankenhaus landen. „Die Impfung kann das verhindern!“
Folglich sei das „Risiko der Impfung etwa 100-fach geringer als das der Infektion mit vier Fällen von Myokarditis bei einer Million Impfungen“ und zudem zeige sich eine sehr gute Verträglichkeit. „Die Impfentscheidung müssen die Eltern anhand dieser Daten aber selber treffen“, schreibt der Immunologe.
Aus den Covid-19-Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) gehe zudem hervor, dass „von 10.000 infizierten Kindern 1,6 aufgrund der Infektion im Krankenhaus behandelt werden müssen“, schreibt Watzl. Zwei von 100.000 infizierten Kindern seien gestorben.
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