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Shi Zhengli vom Virus-Forschungslabor in Wuhan wehrt sich gegen die Laborunfall-Theorie.
© J. Eisele/AFP

Riskante Forschung mit gefährlichen Erregern: US-Experten schließen Pandemie durch Laborunfall nicht aus

Nach dem erstmaligen Auftreten des Coronavirus ist sein Ursprung noch immer unklar. US-Geheimdienste gehen wieder der Laborunfall-Theorie nach.

Etwa anderthalb Jahre nach dem erstmaligen Auftreten des Coronavirus ist sein Ursprung noch immer unklar. Die US-Geheimdienste gehen unter anderem der Theorie nach, wonach der Erreger Sars-CoV-2 durch einen Laborunfall im Institut für Virologie im chinesischen Wuhan in Kontakt mit dem Menschen kam.

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Für diese These gibt es bislang keine schlagenden Beweise, für das allgemeine Risiko einer Pandemie durch einen Laborunfall allerdings schon:

Arbeitsweise und Zahl der Hochsicherheitslabore

Das Labor in Wuhan gehört zu denjenigen mit der höchsten Bio-Sicherheitsstufe 4, abgekürzt BSL4. Diese sind so konzipiert, dass dort die gefährlichsten Viren und Bakterien erforscht werden können, welche schwere Erkrankungen verursachen können und gegen die es keine bekannten Gegenmittel und Impfstoffe gibt. Dank Hochleistungsluftfiltern können hier Viren nicht mit der Abluft entweichen, erläutert der Leiter des Studiengangs Bioabwehr der US-Universität George Mason, Gregory Koblentz. Alle Abwässer solcher Einrichtungen würden zur Abtötung von Erregern mit Chemikalien oder Hitze behandelt. Die Forscher in Hochsicherheitslaboren sind speziell geschult und tragen Schutzanzüge.

Mitglieder des WHO-Expertemteams kommen im Wuhan Institut für Virologie an (Archivbild).
Mitglieder des WHO-Expertemteams kommen im Wuhan Institut für Virologie an (Archivbild).
© AFP/HECTOR RETAMAL

Weltweit gibt es 59 solcher Hochsicherheitslabore, wie es in einem Ende Mai veröffentlichten Bericht heißt. Der von Koblentz mitverfasste Bericht konstatiert allerdings auch, dass es "keine verbindlichen internationalen Standards für das sichere und verantwortungsvolle Arbeiten" mit Krankheitserregern gibt.

Die Kontroverse um Gain-of-function-Forschung

In der Debatte um den Ursprung der Corona-Pandemie gerieten auch die Nationalen Gesundheitsinstitute der USA (NIH) an den Pranger. Einige republikanische Politiker warfen ihnen vor, sogenannte Gain-of-function-Forschung mit Coronaviren in Wuhan gefördert zu haben. Die NIH wiesen dies zurück. Auch die Fledermaus-Expertin Shi Zhengli, die am Wuhaner Institut für Virologie forscht, versicherte am Montag in der "New York Times", sie habe keine Gain-of-function-Experimente gemacht. Zhengli wies die Theorie eines Corona-Ausbruchs durch einen Laborunfall zurück. "Wie um alles in der Welt kann ich Beweise für etwas vorlegen, für das es keine Beweise gibt?" sagte die chinesische Forscherin der "New York Times". Es sei ihr ein Rätsel, "wie die Welt so weit gekommen ist, einen unschuldigen Wissenschaftler ständig mit Dreck zu bewerfen".

Bei der Gain-of-function-Forschung verändern Wissenschaftler Erreger so, dass diese leichter übertragbar, tödlicher oder schwerer mit Medikamenten und Impfstoffen zu bekämpfen sind. Auf diese Weise wollen sie herausfinden, wie die Erreger bei entsprechenden Mutationen in natürlicher Umgebung besser bekämpft werden könnten.

Über Nutzen und Risiken dieses Forschungsansatzes wird seit langem gestritten. Einen Höhepunkt erreichte die Kontroverse, als 2011 zwei Forscherteams Vogelgrippeviren so veränderten, dass sie zwischen Säugetieren übertragbar waren.

Der Harvard-Epidemiologe Marc Lipsitch warnt, ein auf diese Art geschaffener Virusstamm könne einen Labor-Mitarbeiter befallen und letztlich eine ganze Pandemie verursachen. "Diese Forschung ist nicht notwendig und trägt nicht zur Entwicklung von Arzneien oder Impfstoffen bei", argumentiert auch Richard Ebright von der Rutgers University gegen die Gain-of-function-Forschung.

In den USA wurde Forschung an Grippeviren und Coronaviren mit dieser Methode 2014 zunächst ausgesetzt. Seit 2017 ist die Gain-of-function-Forschung wieder erlaubt, allerdings muss ein Expertenausschuss jeden Fall einzeln vorab prüfen. (AFP)

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