Atomstreit: US-Außenminister bietet Nordkorea direkte Gespräche an
Man könne auch über die Form des Tisches reden: US-Außenminister Tillerson signalisiert Gesprächsbereitschaft mit Nordkorea. Russland begrüßt das.
Im Atomstreit mit Nordkorea sind die USA nach Aussage von US-Außenminister Rex Tillerson jederzeit für Gespräche mit Pjöngjang verfügbar. „Wir sind für ein erstes Treffen ohne Vorbedingungen bereit. Lasst uns einfach zusammenkommen“, sagte Tillerson in einer Ansprache bei dem außenpolitischen Forschungsinstitut Atlantic Council am Dienstag (Ortszeit). Dabei spiele das Thema der Gespräche keine Rolle, so der Außenminister. Aus seiner Sicht könne gar über die Form des Tisches geredet werden, solange sich die beiden gegenüber säßen. Unterhändler könnten dann ihre gemeinsamen Ziele abstecken.
Unklar war, ob Tillerson dabei die Unterstützung von US-Präsident Donald Trump hat, der ihm Zeitverschwendung durch seinen diplomatischen Bemühungen vorgeworfen hatte. Die USA haben bislang erklärt, vor Gesprächen müsse die Führung in Pjöngjang zuerst akzeptieren, dass jede Verhandlung die Aufgabe ihres Atomwaffenarsenals beinhalten müsse. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un kündigte am Dienstag hingegen eine weitere atomare Aufrüstung an.
Tillerson bekräftigte die US-Position, dass ein mit Atomwaffen ausgerüstetes Nordkorea nicht hinnehmbar sei. Die USA wollten den Streit mit dem Land auf friedliche und diplomatische Weise lösen, sagte der Außenminister. "Wir sind bereit, das erste Treffen ohne Vorbedingungen abzuhalten," sagte er. "Es ist nicht realistisch zu sagen, wir sind nur bereit zu Gesprächen, wenn ihr an den Verhandlungstisch kommt und willens seid, euer Programm aufzugeben." Der Präsident sehe dies auch sehr realistisch. Die USA seien bereit zu Gesprächen, wann immer Nordkorea dazu bereit sei, sagte Tillerson. Zuvor müsse es aber eine Phase der Ruhe ohne Atom- und Raketentests geben.
Russland reagiert positiv
Russland begrüßt die von Tillerson erklärte Bereitschaft zu direkten Gesprächen mit Nordkorea. Vizeaußenminister Sergej Rjabkow sagte am Mittwoch in Moskau, im Konflikt über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm seien Verhandlungen der einzig mögliche Weg. „Wichtig wäre jetzt aber der Beleg, dass den Worten auch Taten folgen“, sagte Rjabkow der Agentur Interfax zufolge.
Der Dialog mit Nordkorea könne auch nur funktionieren, wenn die USA sich mit Militäraktionen zurückhielten, „die in Pjöngjang als Drohung aufgefasst werden könnten“. Zugleich wies Rjabkow Vorwürfe Tillersons zurück, dass Russland beim Einsatz nordkoreanischer Arbeiter gegen UN-Sanktionen verstoße.
Eine Delegation des russischen Verteidigungsministeriums traf am Mittwoch zu Gesprächen in Nordkorea ein, wie Interfax unter Berufung auf die Botschaft in Pjöngjang meldete. Zum Ziel des Besuchs wurden keine Angaben gemacht.
Die Spannungen zwischen Nordkorea und den USA hatten sich in den vergangenen Monaten deutlich verschärft, nachdem Nordkorea mehrfach Raketen sowie Anfang September eine weitere Atombombe getestet und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Die Führung erklärte kurze Zeit später, das Land könne jetzt das gesamte US-Festland mit Atomsprengköpfen angreifen. (dpa, Reuters)