Missbrauchsaffäre um Milliardär Epstein: US-Arbeitsminister Acosta tritt zurück
Es sind die ersten politischen Konsequenzen: Acosta hatte vor mehr als zehn Jahren eine umstrittene außergerichtliche Vereinbarung mit Epstein ausgehandelt.
Mit dem Rücktritt von Arbeitsminister Alexander Acosta hat die Missbrauchsaffäre um den Milliardär Jeffrey Epstein erste politische Konsequenzen. Er habe Präsident Donald Trump am Freitagmorgen über seine Rücktrittspläne informiert, erklärte Acosta bei einem gemeinsamen Auftritt im Weißen Haus. Trump betonte, es sei die Entscheidung des Ministers gewesen. Gleichzeitig bedankte er sich bei Acosta und sagte, dieser sei ein „sehr guter Arbeitsminister“ gewesen. „Er war ein großes Talent“, der die Universität Harvard besucht habe. Interimsminister soll nun dessen Stellvertreter, Staatssekretär Patrick Pizzella, werden.
Acosta war in den vergangenen Tagen zunehmend unter Druck geraten. Hintergrund ist ein umstrittener Deal vor mehr als zehn Jahren, den er als damaliger Staatsanwalt in Florida mit ausgehandelt hat. Die außergerichtliche Einigung ersparte Epstein ein Verfahren vor einem Bundesgericht. Der Hedgefondsmanager bekannte sich schuldig, Klienten minderjährige Prostituierten vermittelt zu haben, und saß eine Gefängnisstrafe von 13 Monaten ab, offenbar mit teilweise großzügigen Hafterleichterungen. Noch am Mittwoch hatte sich der Arbeitsminister gegen Rücktrittsforderungen der Demokraten gewehrt und sein einstiges Vorgehen verteidigt. Sein Büro habe damals eingegriffen, damit Epstein nicht ganz ohne Gefängnisstrafe davonkomme, argumentierte er.
Der Unternehmer war gut vernetzt
Die New Yorker Staatsanwaltschaft hatte Epstein am Samstag verhaftet und neue Vorwürfe gegen ihn erhoben. Sie beschuldigt ihn, Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Der heute 66-Jährige habe zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring aufgebaut, heißt es in der am Montag veröffentlichten Anklageschrift. Einige der Mädchen seien erst 14 Jahre alt gewesen. Epstein weist alle Anschuldigungen zurück. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 45 Jahre Gefängnis.
Politisch brisant ist die Affäre auch deswegen, weil der gut vernetzte Epstein früher unter anderem Trump – damals noch New Yorker Immobilienmogul –, Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew zu seinen Freunden zählte.
Trump behauptet heute, er habe sich vor langer Zeit mit dem New Yorker Unternehmer überworfen. Am Freitag erklärte er erneut, nie ein Fan von diesem gewesen zu sein. Allerdings hatte Trump 2002 in einem Interview mit dem „New York Magazine“ gesagt: „Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Großartiger Typ, mit dem man viel Spaß haben kann. Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte.“
Auch Bill Clinton distanzierte sich umgehend von Epstein. Der Ex-Präsident, dessen Amtszeit bis 2001 ging, war 2002 und 2003 vier Mal mit Epstein in dessen Privatjet nach Europa, Asien und Afrika mitgeflogen und hatte den Milliardär auch in dessen New Yorker Villa besucht. Nach Epsteins Verhaftung ließ Clinton eine Stellungnahme veröffentlichen: „Präsident Clinton ist damals im Auftrag seiner gemeinnützigen Stiftung mitgeflogen und hatte jedes Mal Secret-Service-Agenten an seiner Seite.“ Er habe schon mehr als zehn Jahre nicht mehr mit Epstein gesprochen und wisse auch nichts über die schrecklichen Verbrechen, derer Epstein angeklagt sei.
Juliane Schäuble