Bundestagswahl 2017: Union wird wohl noch mehr Direktmandate holen
Eine Hochrechnung von „mandatsrechner.de“ für den Tagesspiegel sieht einen starken Zugewinn für CDU und CSU. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen gibt es in fünf Berliner Wahlkreisen.
Die Union steht vor einem deutlichen Zugewinn an Direktmandaten bei der Bundestagswahl am 24. September. Laut einer aktuellen Hochrechnung des Tagesspiegels in Kooperation mit „mandatsrechner.de“ würden 258 der 299 Wahlkreise an die Union fallen. Das wären 22 Wahlkreise mehr als 2013. Die Hochrechnung basiert auf der Sonntagsfrage im aktuellen „Politbarometer“ der Forschungsgruppe Wahlen, bei der die Union auf 39 Prozent und die SPD auf 22 Prozent käme.
Allerdings muss man bei den 258 Wahlkreisen, die laut dieser Hochrechnung an die Union fallen würden, Unterscheidungen treffen. 131 würden der Berechnung zufolge „sicher“ an die Union gehen, weil der führende Unionskandidat in dem jeweiligen Wahlkreis mehr als 30 Prozent Erststimmenabstand zum jeweils Zweitplatzierten hat. 48 Wahlkreise sind noch „unsicher“ für die Union. Hier beträgt der Abstand zum derzeit Zweiten zwischen zehn und 30 Prozent. 33 Wahlkreise, in denen die Union derzeit führt, sind noch „sehr unsicher“, weil der Abstand nur maximal zehn Prozent zum Zweiten beträgt. Dabei handelt es sich jeweils nicht um Prozentpunkte.
Bei der SPD sieht die Situation deutlich schlechter aus als 2013. Die Sozialdemokraten kämen demnach nur noch auf 35 Direktmandate. Das wären 23 weniger als bei der vergangenen Bundestagswahl. Und von den 35 sind auch nur drei wirklich sicher. Der Rest ist entweder unsicher (elf) oder sehr unsicher (21). Die Linken kämen der Hochrechnung zufolge auf fünf Direktmandate, davon vier in Berlin und eines in Brandenburg, 2013 hatten sie vier. Die Grünen könnten wie im Jahr 2013 ein Direktmandat holen.
Besonders eng ist es in Neukölln und Spandau
Spannend ist das Rennen auch in fünf Berliner Wahlkreisen. In Neukölln ist es besonders eng. Hier hat der Hochrechnung nach die Christdemokratin Christina Schwarzer einen knappen Vorsprung vor dem Sozialdemokraten Fritz Felgentreu. In Mitte liegt Eva Högl (SPD) knapp vor Frank Henkel (CDU). Beide Wahlkreise gelten für die derzeit Führenden der Klassifikation nach als „sehr unsicher“. In Spandau hat Kai Wegner (CDU) einen kleinen Vorsprung, der laut der getroffenen Kategorisierung als „unsicher“ gilt. Auch der Vorsprung für Stefan Liebich (Linke) in Pankow ist noch „unsicher“. Klaus-Dieter Gröhler (CDU) liegt im Moment knapp vor Tim Renner (SPD) in Charlottenburg-Wilmersdorf, aber auch dieser Vorsprung ist „unsicher“.
In den anderen Berliner Wahlkreisen ist die Lage eindeutiger. Der Vorsprung in Friedrichshain-Kreuzberg für die Grünen, wo Canan Bayram erstmals antritt und auf Hans-Christian Ströbele folgt, der das Direktmandat zuletzt gewonnen hatte, ist eindeutig. Auch Thomas Heilmann (CDU) liegt derzeit in Steglitz-Zehlendorf klar in Führung. Ebenso Gregor Gysi in Treptow-Köpenick, Petra Pau in Marzahn-Hellersdorf und Gesine Lötzsch in Lichtenberg (beide Linke).
Die Zahlen sind aktuelle Momentaufnahmen und können sich bei größeren Veränderungen in den Sonntagsfragen verschieben. Allerdings lässt sich mit der Klassifikation in „sicher“, „unsicher“, „sehr unsicher“ eine Aussage über einen möglichen Ausgang im jeweiligen Wahlkreis treffen. Sie finden den so genannten "In-or-Out-Faktor" in unserem Wahl-Spezial unter wahl.tagesspiegel.de
Hier gelangen Sie zum Kooperationsprojekt "In-or-Out" zwischen dem Tagesspiegel und „mandatsrechner.de“. Finden Sie heraus, welcher Kandidat in Ihrem Wahlkreis derzeit vorne liegt.