Auf dem Weg in EU: UN rechnen mit 3000 Flüchtlingen pro Tag in Mazedonien
Der Strom reißt nicht ab: Die UN gehen davon aus, dass in den nächsten Monaten täglich 3000 Flüchtlinge in Mazedonien ankommen werden.
Die Vereinten Nationen erwarten, dass in den kommenden Monaten bis zu 3000 Flüchtlinge pro Tag in Mazedonien ankommen. "Das ist die Route, die die meisten Menschen wählen", sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), Melissa Fleming, am Dienstag in Genf. "Wir sehen nicht, dass der Zustrom der Menschen in den kommenden Monaten abreißen wird." Als Grund nannte sie die anhaltende Gewalt in Syrien und im Irak sowie die sich verschlechternde Lage für die Flüchtlinge in ihren Zufluchtsländern Türkei, Jordanien und Libanon.
Die 28 EU-Staaten müssten für eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge in der Europäischen Union sorgen, forderte Fleming. Wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen würden, könne Europa damit klarkommen. Nach UNHCR-Schätzungen hatten am Wochenende mehr als 7000 Menschen Serbien erreicht, wo sie versuchten, mit Bussen und Zügen weiter ins EU-Land Ungarn zu kommen.
Wieder passieren hunderte Migranten über Serbien die Grenze nach Ungarn
Zwei Tage nach der erneuten Öffnung der Grenzen in Mazedonien sind wieder hunderte Flüchtlinge über Serbien ins EU-Mitgliedsland Ungarn eingereist. Entlang der Bahnstrecke in der Nähe des südungarischen Dorfs Roszke überquerten am späten Montagabend mehr als 1000 Migranten die Grenze, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die meisten von ihnen stammten aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Ungarische Polizisten brachten sie zu einem nahe gelegenen Registrierungszentrum für Flüchtlinge, wie die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI berichtete.
Die Flüchtlinge passierten die Grenze zu Serbien in einem Abschnitt, der noch nicht durch den vier Meter hohen Grenzzaun abgeriegelt ist, den Ungarn entlang seiner 175 Kilometer langen Grenze zum Nicht-EU-Land Serbien bis kommenden Montag fertigstellen will. Die ungarische Regierung reagiert auf die gegenwärtige Flüchtlingskrise mit einem strikten Abschottungskurs.
Mazedonien machte zwischenzeitlich seine Grenze zu Griechenland dicht
Mazedonien hatte am Donnerstag wegen Überlastung seine Grenze zu Griechenland geschlossen, so dass sich im Grenzgebiet tausende Flüchtlinge sammelten, die über Tage im Freien übernachten mussten. Am Samstag wurde der Andrang so groß, dass Mazedonien nachgeben musste und die Flüchtlinge wieder ins Land ließ. Die Flüchtlinge suchten sich seitdem einen Weg durchs Land nach Serbien, um von dort weiter in EU-Länder in Mittel- und Nordeuropa zu reisen. Die Westbalkan-Route hat sich zu einem der Hauptfluchtwege von Menschen aus Ländern im Nahen Osten, Afrika und Südasien entwickelt, die auf ein Leben in Sicherheit in der EU hoffen.
Die ungarische Regierung fordert zur Bewältigung der Flüchtlingsströme in ihrem Land von der Europäischen Union mehr Geld. "Die EU verteilt Mittel für die Grenzsicherung auf beschämende Weise", kritisierte der Stabschef von Ministerpräsident Viktor Orban, Janos Lazar, in einem am Dienstag veröffentlichen Interview mit der Tageszeitung Magyar Hirlap. "Alte Mitgliedstaaten haben das Geld von neuen Mitgliedern gestohlen."
Die EU-Kommission hat dem Land für dieses Jahr fast acht Millionen Euro an Hilfe zugesagt. Lazar kritisierte, das diese nicht ausreiche.
Bisher kamen in Ungarn bereits 100.000 Flüchtlinge an
Das zum Schengen-Raum der EU gehörende Ungarn sieht sich angesichts seiner Außengrenzen zu Serbien und der Ukraine mit einer deutlich gestiegenen Anzahl von Migranten in diesem Jahr konfrontiert. Bisher kamen in Ungarn 100.000 Flüchtlinge an, vergangenes Jahr waren es 43.000. Allein am Montag registrierte die ungarische Polizei über 2000 Menschen, die die Grenze überquerten. (AFP, rtr)