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Im Zeichen der Krankheit: Am Sonntag beginnt die Welt-Aids-Konferenz.
© dpa

HIV: UN hoffen auf Ausrottung von Aids

Die Zahl der Aids-Toten ist seit 2004 um ein Drittel gefallen. Doch die UN befürchten Rückschläge - vor allem durch die Homosexuellenverfolgung in vielen Ländern.

Die Zahl der Aids-Toten und der Neuinfektionen mit dem gefährlichen HI-Virus ist laut den Vereinten Nationen im vergangenen Jahrzehnt um ein Drittel gefallen. Der weltweite Kampf gegen die Epidemie habe gewaltige Fortschritte gemacht, und ein Sieg über die Krankheit sei möglich, sagte der Leiter der UN-Organisation Unaids, Michel Sidibe, am Mittwoch. Allerdings sei die Schlacht noch nicht gewonnen, da weiter 35 Millionen Menschen mit HIV lebten. Die nächsten fünf Jahre seien entscheidend.

Mehr als doppelt so viele Kranke bekommen Medikamente

Der UN-Bericht, der im Vorfeld der am Sonntag beginnenden Welt-Aids-Konferenz veröffentlicht wurde, beziffert allein für die Zeit von 2012 bis 2013 200.000 weniger Aids-Tote. In dieser Zeit starben 1,5 Millionen Menschen. Mit einem Minus von 35 Prozent war dies der deutlichste Rückgang seit dem Höhepunkt der Epidemie in den Jahren 2004 und 2005 - damals starben jeweils 2,4 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit. Zudem sei die Zahl der Neuinfektionen von 3,4 Millionen im Jahr 2001 auf 2,1 Millionen im vergangenen Jahr gefallen. Weltweit lebten im vergangenen Jahr 35 Millionen Menschen mit HIV, 400.000 mehr als 2012. 19 Millionen von ihnen wissen nach den Worten von Sidibe nicht, dass sie das Virus in sich tragen. Weltweit erhielten laut dem Unaids-Bericht 12,9 Millionen Infizierte Medikamente; 2009 waren dies erst 5,2 Millionen.

"Die Frauen sind sehr gefährdet"

Afrika ist demnach am stärksten von der Epidemie betroffen. Dort gab es 2013 insgesamt 1,1 Millionen Aids-Tote, 1,5 Millionen Neuinfektionen und 24,7 Millionen Infizierte. Während dort besonders Südafrika und Nigeria betroffen sind, bereiteten in Asien vor allem Indien und Indonesien Sorge. Laut dem Statistischen Bundesamt gab es 2012 in Deutschland 410 Aids-Tote. Dies war die niedrigste Zahl seit mehreren Jahren. Die UN warnen in diesem Zusammenhang vor Rückschlägen wegen der Verfolgung von Schwulen und Lesben. „Es ist eine statistische Tatsache, dass Länder, die Homosexuelle kriminalisieren, höhere HIV-Infektionsraten haben“, sagte Charles Radcliffe, Abteilungsleiter beim UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in New York, . Dies betreffe nicht nur die Zahl der HIV-positiven Schwulen und Lesben. „In vielen Ländern Afrikas haben Männer Geschlechtsverkehr mit Männern, die sich selbst nicht als schwul bezeichnen würden, und gleichzeitig auch Sex mit Frauen haben.“ Diese Frauen seien sehr gefährdet.

UN machen Anti-Schwulengesetze auch im Aids-Bericht zum Thema

„Viele Politiker wollen diese Tatsache nicht wahrhaben“, sagte Radcliffe, der im Hochkommissariat die Abteilung für globale Fragen leitet und Chefberater für die Anliegen von Homosexuellen ist. „Wir befürchten, dass die Erfolge, die bei der Aids-Bekämpfung beispielsweise in Uganda erreicht wurden, durch restriktive Gesetze gegen Homosexuelle zunichtegemacht werden.“ In Uganda droht Schwulen und Lesben seit einer Verschärfung des Homosexualitätsverbots im Februar bis zu lebenslange Haft. Gleichzeitig machen sich alle Menschen strafbar, die Lesben und Schwule nicht anzeigen.
Radcliffe betonte, die Gefahr bestehe nicht nur in afrikanischen Ländern. Auch das Verbot sogenannter Homosexuellen-Propaganda in Russland, das seit einem Jahr in Kraft ist, werde Auswirkungen haben. Und weitere Nachfolgestaaten der Sowjetunion planten ähnliche Gesetze. Wie sich die Kriminalisierung von Schwulen und Lesben auf die Aids-Bekämpfung auswirkt ist auch ein Thema des neuen Berichts der UN-Aidsprogramms Unaids, der am späten Mittwochvormittag veröffentlicht wird. AFP/epd

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