Krieg im Irak: UN: Fast 19.000 Zivilisten getötet
Die Terrormiliz IS hält rund 3500 Menschen im Irak als Sklaven, meist Frauen und Kinder. 3,2 Millionen Menschen verloren seit Anfang 2014 ihre Heimat.
Durch Gewalt im Irak sind seit Januar 2014 mehr als 18.800 Zivilisten getötet worden. 36.254 wurden verwundet, wie die UN-Unterstützungsmission für den Irak (Unami) in Bagdad am Dienstag mitteilte. Zusätzlich zu den bereits Vertriebenen verloren seit Anfang 2014 weitere 3,2 Millionen Menschen ihre Heimat, darunter mehr als eine Million Kinder im Schulalter.
Zivilisten im Irak blieben einer erschütternden Gewalt ausgesetzt, heißt es in dem Unami-Bericht. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) verübe nach wie vor systematisch und in vielen Gebieten Gewalttaten sowie humanitäre Verbrechen. Teilweise seien diese als Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder als Völkermord einzustufen.
Der IS hält nach UN-Angaben schätzungsweise 3500 Menschen im Irak als Sklaven gefangen. Die meisten von ihnen seien Frauen und Kinder und gehörten zur religiösen Minderheit der Jesiden, heißt es in dem gemeinsamen Bericht der UN-Hilfsmission für den Irak und des UN-Büros für Menschenrechte. Unter den Gefangenen seien aber auch Angehörige anderer ethnischer oder religiöser Minderheiten. Das Vorgehen der IS gegen die irakische Volksgruppe der Jesiden könnte nach Einschätzung der UN als Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder gar als versuchter Völkermord gewertet werden.
Der Bericht lastet dem IS brutale Hinrichtungsmethoden an. So würden Menschen öffentlich enthauptet, mit Bulldozern überrollt, lebendig verbrannt oder von Gebäuden gestürzt. Es gebe Nachrichten über die Ermordung von Kindersoldaten, die aus den Kämpfen in Anbar geflohen seien. Verlässlichen Informationen zufolge habe der IS in Mossul 800 bis 900 Kinder verschleppt, um sie religiös zu indoktrinieren und zu Kämpfern auszubilden.
Auch irakische Sicherheitskräfte, alliierte Milizen und kurdische Peschmerga-Einheiten hätten Zivilisten entführt oder getötet, so die UN. Der Bericht zeige das Leid der Zivilisten im Irak auf, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein. „Er zeigt deutlich, welchen Dingen irakische Flüchtlinge zu entkommen versuchen, wenn sie nach Europa und in andere Regionen fliehen.“ Neben den Tausenden Gewaltopfern seien auch zahllose Menschen durch Mangel an Wasser, Nahrung oder medizinischer Versorgung ums Leben gekommen, fügte er hinzu. (KNA, Reuters, dpa)