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Teile des antiken Baal Tempels in Palmyra.
© AFP
Update

IS wütet in Palmyra: UN bestätigen Zerstörung des Baal-Tempels

Satellitenbilder beweisen nach UN-Angaben: Die Terrororganisation "Islamischer Staat" den weltberühmten Baal-Tempel in Palmyra zerstört.

Die Zerstörung des Baal-Tempels durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im syrischen Palmyra ist nach Einschätzung der Vereinten Nationen aufgrund von Satellitenbildern bewiesen. Die Satelliten-Analyse von Unosat bestätige, dass das Hauptgebäude des Tempels zerstört sei, teilte die UN-Organisation in der Nacht zum Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Dem britischen Sender BBC sagte der Manager der UN-Agentur Unosat, Einar Bjorgo, am frühen Dienstagmorgen, die Bilder zeigten dass das Hauptgebäude des Tempels zerstört sei. Das gelte auch für die Säulenreihe in der Nähe. Aktivisten hatten berichtet, die Extremisten hätten den rund 2000 Jahre alten Baaltempel gesprengt. Der IS kündigte an, weitere Tempel und andere einzigartige Altertümer in Schutt und Asche zu legen. Die Zerstörung gehe bis zum letzten Gebäude weiter, zitierte die syrische Oppositionsseite Masar Press einen Anhänger der Extremisten.

Der Baal-Tempel in voller Schönheit, Ende August wurde er vom IS gesprengt, wie schon zuvor der Tempel Baal-Shamin.
Der Baal-Tempel in voller Schönheit, Ende August wurde er vom IS gesprengt, wie schon zuvor der Tempel Baal-Shamin.
© Rolf Brockschmidt

So bewahrheiteten sich die Befürchtungen, die Maamun Abdulkarim, Direktor der syrischen Antikenverwaltung, in der vergangenen Woche im Gespräch mit dem Tagesspiegel geäußert hatte. Der Tempel des Baal zählt zu den bedeutendsten antiken Bauwerken im Mittleren Osten und prägt das Bild von Palmyra.

Die Lage in Syrien und Palmyra wird nicht besser

„Wir haben diese Informationen bekommen“, hatte Abdulkarim am Montag dieser Zeitung gesagt, „aber wir haben noch keine Bilder oder Videos, die die Zerstörung bestätigen. Dass es eine Explosion gegeben hat, gilt als sicher. Wir wissen aber nicht, wo diese Explosion stattfand. Die große Cella steht wohl immer noch. Die Informationen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas dürftig“, sagte Abdulkarim. Große Sorgen macht er sich weiterhin, denn die Lage in Palmyra und Syrien wird nicht besser.

Der Baal-Tempel oder auch Bel-Tempel habe "für die Bevölkerung von Palmyra stets eine sehr große Rolle gespielt", sagte Abdulkarim." Seit der Ausbreitung des Islam im 7. Jahrhundert ist der Baal-Tempel als Moschee genutzt worden, bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Er gehört also seit den Anfängen des Islam zu unserer Geschichte“, erklärte er. Während der Mandatszeit in den zwanziger Jahren hatten die Franzosen Maßnahmen ergriffen, um von den Altertümern Schaden abzuwenden, die damals noch von der Bevölkerung genutzt wurden.

Der Baal-Tempel: Kulturzentrum Palmyras

Der Bau des Baal-Tempels wurde im Jahr 19 n. Chr. begonnen. Er war neben den vier Heiligtümern für die vier Stämme Palmyras das große gemeinsame Kultzentrum, das Nationalheiligtum, das dem Gott Baal geweiht war, einem Gott mit mesopotamischen Wurzeln, der, wie der Archäologe Andreas Schmidt-Colinet schreibt, mit Zeus und Jupiter identifiziert wird. Die Umfriedung des Tempelareals misst 200 mal 200 Meter. Schon daran kann man erkennen, welche Bedeutung die Palmyrener ihrem Heiligtum beimaßen.

Die Cella des Baal-Tempels, unwiederbringlich zerstört. Dieser Raum wurde auch als Moschee genutzt, bis die Franzosen in der Mandatszeit 1920 die Ruinen räumten.
Die Cella des Baal-Tempels, unwiederbringlich zerstört. Dieser Raum wurde auch als Moschee genutzt, bis die Franzosen in der Mandatszeit 1920 die Ruinen räumten.
© Rolf Brockschmidt

In der Cella standen einst Baal, der kosmische Gott, mit seinen Begleitern Iarhibol, der Sonne, und Aglibol, der Mond.

Der Eingang zum Tempel befand sich an der westlichen Längsseite, das ist in der antiken Architektur ungewöhnlich. Ebenso bemerkenswert sind die hoch gelegenen Fenster. Das Heiligtum weist noch byzantinische Wandmalereien in der Cella auf, was darauf hindeutet, dass der Tempel als Kirche benutzt wurde. Bis ins frühe 9. Jahrhundert sind Bischöfe von Palmyra nachgewiesen.

Blick in die Cella des Baal-Tempels. Die Decke ist reich verziert - und für immer verloren.
Blick in die Cella des Baal-Tempels. Die Decke ist reich verziert - und für immer verloren.
© Rolf Brockschmidt

Mit der islamischen Eroberung 634 durch Khaled Ibn al-Walid, der ein General des ersten Kalifen Abu Bakr war, gewann Palmyra wieder an Bedeutung. Als Harun al Raschid dann Raqqa als Sommerresidenz gründete, verlor die Stadt in der Wüste ihren Status. Raqqa ist heute Hauptquartier des IS.

Detail-Schmuck am Baal-Tempel - für immer verloren.
Detail-Schmuck am Baal-Tempel - für immer verloren.
© Rolf Brockschmidt

Der Baal-Tempel stand für die Begegnung und Vielfalt der Kulturen

Der Baal-Tempel bot der palmyrenischen Bevölkerung Schutz und wurde im Mittelalter zur Festung ausgebaut. Bis heute haben diese perfekt erhaltenen majestätischen Mauern allen Zeitläuften getrotzt, obwohl man später die Eisenklammern aus dem Tempel zur Metallgewinnung herausgenommen hatte. Wie kein anderes Bauwerk steht dieser Tempel für die Begegnung und Vielfalt der Kulturen zwischen der Einflusssphäre des römischen und des persischen Reiches. Gerade durch die Nutzung als Moschee über viele Jahrhunderte ist er den Einheimischen ans Herz gewachsen.

Erst vor einer Woche hatte der IS den antiken Tempel von Baalschamin in der Unesco-Welterbestätte Palmyra in die Luft gesprengt und damit international Bestürzung hervorgerufen. Auf Bildern der Miliz waren Kämpfer zu sehen, die offenbar mit Sprengstoff gefüllte Fässer und andere Behälter platzierten. Andere Aufnahmen zeigten eine Explosion und dann ein Trümmerfeld. (mit dpa)

Rolf Brockschmidt

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