Brexit: Tusk wünscht Brexit-Verfechtern "Platz in der Hölle"
EU-Ratspräsident Donald Tusk hat seinem Ärger über die Brexit-Verfechter Luft verschafft und stößt damit auf Kritik in Großbritannien.
Genervt vom nicht enden wollenden Brexit-Drama hat EU-Ratspräsident Donald Tusk die unklaren Vorstellungen der Austrittsbefürworter mit deutlichen Worten kritisiert. "Ich frage mich, wie dieser besondere Platz in der Hölle für die Brexit-Verfechter aussieht, die noch nicht einmal in Umrissen einen Plan haben", sagte Tusk am Mittwoch nach einem Treffen mit dem irischen Regierungschef Leo Varadkar in Brüssel.
"Sie werden Dir dafür in der britischen Presse schreckliche Probleme bereiten", sagte Varadkar zu der Höllen-Äußerung nach Ende der Pressekonferenz an Tusk gewandt.
Mancher britische Beobachter nahm es mit Humor: "Dieser besondere Platz in der Hölle - ist der innerhalb oder außerhalb der Zollunion?", schrieb Robert Shrimsley von der "Financial Times" im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Die für Parlamentsfragen zuständige britische Ministerin, Andrea Leadsom, hat eine Entschuldigung von Tusk gefordert. Tusks Kommentar sei „schändlich“ und „boshaft“ gewesen, sagte Leadsom dem BBC-Radio am Mittwoch, „Ich bin mir sicher, dass er sich wohl wünschen wird, er hätte es nicht getan, wenn er darüber nachdenkt.“ Leadsom ist selbst eine glühende Brexit-Anhängerin.
Das britische Unterhaus hatte den mit der EU ausgehandelten Austrittsvertrag Mitte Januar klar abgelehnt. Hauptkritikpunkt der Brexit-Befürworter ist eine Auffanglösung für die britischen Provinz Nordirland. Nach ihr müsste das Vereinigte Königreich in einer Zollunion mit der EU bleiben, wenn in einer geplanten Übergangsphase bis Ende 2020 keine bessere Lösung gefunden wird, um wiedereingeführte Grenzkontrollen zu Irland zu verhindern.
Er hoffe, die britische Premierministerin Theresa May, die am Donnerstag in Brüssel erwartet wird, habe nun einen "realistischen" Plan für den Brexit dabei, sagte Tusk. Mit Blick auf Befürchtungen, der Nordirland-Konflikt könne bei wiedereingeführten Grenzkontrollen zu Irland wiederaufflammen, sagte er, die EU werde "den Frieden nicht aufs Spiel setzen". Tusk bekräftigte gleichzeitig, dass die EU Nachverhandlungen am Austrittsabkommen ablehnt. (AFP/dpa)