Kurden-Unterstützer: Türkei nimmt angeblich deutschen Ex-Soldaten an Grenze zu Syrien fest
Das Auswärtige Amt bestätigt die Festnahme - das Verteidigungsministerium teilt jedoch mit, der Mann sei kein Bundeswehrsoldat gewesen. Immer wieder zieht es Freiwillige ins kurdische Rojava.
Türkische Beamte haben türkischen Online-Medien zufolge einen 28-jährigen Deutschen an der Grenze zu Syrien festgenommen. Der Mann soll Bundeswehrsoldat gewesen sein und habe sich, so ein Vorwurf türkischer Stellen, der prokurdischen YPG anschließen wollen. Die YPG verteidigt in Nordsyrien eine Autonomiezone gegen Islamisten und die türkische Armee.
Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, der Mann sei schon am 14. März in der Grenzregion Sirnak festgenommen worden. Er sitze wegen „Unterstützung einer Terrorgruppe“ in Untersuchungshaft. Aus dem deutschen Außenministerium hieß es, man könne die Meldung bestätigen und prüfe die Lage: Zum Tatvorwurf und der Identität des Festgenommenen mache man keine Angaben. Eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums sagte, der Mann habe nach bisherigem Stand nicht als Bundeswehrsoldat gedient.
Die YPG ist die Miliz der syrischen Kurdenpartei PYD. Diese wird als Schwesterverband der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans PKK eingestuft. Die syrischen Kurden wurden von den USA im Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) unterstützt, nach dem Einmarsch der Türkei in der kurdischen Enklave Afrin aber weitgehend fallengelassen. Mittlerweile wohl tausende Freiwillige aus sozialistischen, prowestlichen, aber auch christlich-konservativen Kreisen hatten sich zeitwillig oder dauerhaft der YPG angeschlossen. Im Kampf gegen Islamisten starb dabei vor zwei Jahren schon ein deutscher Ex-Soldat. Dazu mindestens zwei weitere Freiwillige aus Deutschland.
Nach dem EU-Türkei-Gipfel im bulgarischen Warna macht die Regierung in Ankara den Europäern erneut Vorwürfe: Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sagte, es habe bei dem Treffen der europäischen Regierungsvertreter keine Annäherung gegeben. Zuletzt hatte sich auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisch über das Vorgehen der türkischen Armee und ihrer Verbündeten gegen die YPG im syrischen Afrin geäußert. Wochenlang hatte die Bundesregierung dazu geschwiegen; dem ging eine vorsichtige Annährung zwischen Berlin und Ankara voraus.
Hannes Heine