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Die Türkei will deutsche Urlauber wieder an ihren Stränden sehen.
© imago images/Arabian Eye

Infektionszahlen für Tourismus-Regionen: Türkei erfüllt Corona-Forderung von „Madame Merkel“

Das Land will von Deutschland unbedingt als sicheres Reiseziel anerkannt werden. Dafür ändert die Regierung jetzt sogar den Mitteilungsmodus der Infektionen.

Die Türkei beugt sich einer Forderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, um von Deutschland als sicheres Reiseland anerkannt zu werden. Auf Wunsch der Kanzlerin werde die Türkei ab sofort genaue Corona-Infektionszahlen für die Tourismus-Regionen wie Antalya weiterleiten, sagt Außenminister Mevlüt Cavusoglu.

Bisher gab die türkische Regierung nur landesweite Zahlen heraus. Cavusoglu und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy wollen demnächst nach Deutschland reisen, um die Bundesregierung vom „sicheren Tourismus“ in der Türkei zu überzeugen.

Die türkische Regierung argumentiert, ihr erfolgreicher Kampf gegen das Virus mache ihr Land für Besucher sicher. In der Ferien-Provinz Antalya gebe es im Moment bei 2,4 Millionen Einwohnern gerade einmal acht Corona-Fälle, sagte Minister Ersoy am Wochenende. „Unsere Krankenhäuser sind leer.“

Deutschland, das im vergangenen Jahr mehr als fünf Millionen Urlauber an die Strände von Antalya und anderen Städten schickte, stuft die Türkei als „Risikoland“ ein.

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Deutsche Türkei-Urlauber, die trotz der Berliner Reisewarnung nach Antalya kommen, müssen sich vor der Heimreise in die Bundesrepublik einem Corona-Test unterziehen oder eine Quarantäne in Deutschland in Kauf nehmen. Zusammen mit Cavusoglu hatte Ersoy ausländische Journalisten und Diplomaten nach Antalya eingeladen, um für die Türkei zu werben.

Ankara schreibt den Deutschen eine Lokomotiv-Funktion zu: Die türkische Regierung ist sicher, dass eine Lockerung der deutschen Reisevorschriften ähnliche Erleichterungen auch in anderen Ländern nach sich ziehen würde. Deshalb konzentriert sich Ankara darauf, die Regierung in Berlin zu überzeugen.

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Nach Gesprächen mit „Madame Merkel“ habe sich die Türkei entschlossen, Einzelergebnisse von Städten im Urlaubergebiet zur Verfügung zu stellen, sagte Cavusoglu in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz in Antalya. Die Zahlen sollen den Deutschen zeigen, wie entspannt die Lage an den türkischen Sonnenküsten ist.

Dass die Türkei in Deutschland trotzdem als potenziell gefährliches Reiseland eingestuft werde, habe nicht gesundheitspolitische, sondern vielmehr wirtschaftliche Gründe, sagte Ersoy der „Bild“-Zeitung: „Man möchte das Geld in den europäischen Staaten lassen.“

Cavusoglu sagte der ARD, die Aufrechterhaltung der deutschen Reisewarnung sei ungerecht und eine „politische Entscheidung“. Die regierungsnahe türkische Zeitung „Yeni Safak“ zitierte Deutsch-Türken mit den Worten, Deutschland wolle dem Tourismus-Sektor in der Türkei schaden.

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