Tourismus trotz Corona: Die Türkei will Urlauber bei der Einreise testen
Die Türkei will sich als sicheres Urlaubsland empfehlen - und Teststationen an Flughäfen einrichten. Anfang Juni soll es losgehen.
Die Türkei will jeden Touristen bei der Einreise auf Coronavirus testen. Die Tests auf den Flughäfen und an den Grenzen würden nur zwei bis drei Minuten dauern, kündigte die Regierung am Sonntag an.
Mit einem Schreiben an die Regierungen aller Länder, aus denen traditionell Urlauber in die Türkei reisen, will Ankara an diesem Montag nicht nur über die Schutzmaßnahmen an türkischen Flughäfen, Hotelbuffets und Stränden informieren, sondern auch über die Zahl der Intensivstationen und Ventilatoren in den türkischen Urlaubsgebieten. Die Türkei will damit auf ihre Erfolge bei der Pandemie-Bekämpfung aufbauen, um sich als - im Vergleich zu Spanien oder Italien - sicheres Urlaubsland zu empfehlen
An allen türkischen Flughäfen werde es ab Anfang Juni Coronavirus-Teststationen vor der Passkontrolle geben, sagte Tourismusminister Nuri Ersoy der Zeitung „Hürriyet“. Angefangen wird demnach in Antalya, wo ein Labor für täglich 20.000 Tests im Aufbau ist. Die Testergebnisse sollen binnen fünf bis sechs Stunden vorliegen, müssen von Reisenden jedoch nicht am Flughafen abgewartet werden. Stattdessen werden ihre Hotels oder Anschriften bei der Einreise abgefragt – so könnten sie bei einem positiven Ergebnis sofort erreicht werden, sagte Ersoy.
Die Türkei ist mit bisher rund 3700 Todesfällen von der Coronavirus-Pandemie weit weniger geplagt als andere Urlaubsländer wie Italien, Frankreich und Spanien, wo jeweils mehr als 25.000 Menschen starben. Die Zahl der täglichen Todesfälle in der Türkei sank zuletzt auf 50. Selbst gegenüber Deutschland hat das Land bei vergleichbarer Bevölkerungsgröße nur halb so viele Todesopfer zu beklagen.
Ankara führt das unter anderem auf eine systematische Aufklärung von Infektionsketten zurück: Tausende Expertenteams im ganzen Land überprüfen regelmäßig die Kontaktpersonen von Corona-Infizierten. Weitere Faktoren sind kulturelle Unterschiede bei der Altenbetreuung, die überwiegend zuhause stattfindet und nicht in Altersheime ausgelagert wird, und die europaweit höchste Zahl von Intensivstationsbetten pro Kopf.
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Diese Stärken will Ankara nun ausspielen, um den Tourismus wieder anzukurbeln. Das Schreiben an Berlin und andere europäische Regierungen werde von einer „beispiellosen Telefondiplomatie“ begleitet, kündigte Ersoy an: Im persönlichen Gespräch wollten Außenminister Mevlüt Cavusoglu und die türkischen Botschafter ihre europäischen Ansprechpartner am Telefon über die türkischen Sicherheitsmaßnahmen für Urlauber informieren.
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Neben den Coronavirus-Tests bei der Einreise zählen dazu detaillierte Vorschriften für Transport, Unterbringung und Verpflegung der Touristen während ihres Aufenthalts in der Türkei und für die Hygiene in Hotels und Ferienanlagen.
Bei ihrer Telefon-Offensive wollen türkische Diplomaten die europäischen Partnerländer auch über das Gesundheitswesen in den Urlaubsgebieten informieren, sagte Ersoy, darunter die Zahl der Krankenhausbetten, Intensivbetten und Ventilatoren sowie der Krankenwagen und Rettungshubschrauber. „Das ist meines Wissens weltweit das erste Mal, dass im Tourismus so etwas gemacht wird“, sagte Ersoy über die Diplomaten-Kampagne.
Maximale Auslastung von 60 Prozent in Hotels
Die Türkei hatte Ende März alle Auslandflüge eingestellt, die Verbindungen nach Deutschland und in andere vom Coronavirus befallenen Länder wurden bereits Mitte März gekappt. Die Hotels wurden zwar nicht von den Behörden geschlossen, machten aber mangels Kundschaft überwiegend von selbst zu.
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Wenn sie nun wiedereröffnen, müssen sie einen Katalog von Gesundheits-Auflagen erfüllen, die monatlich von den Behörden kontrolliert werden. Dazu zählen eine maximale Auslastung von 60 Prozent, Mindestabstände zwischen Tischen und Liegestühlen und Maskenpflicht in gemeinschaftlichen Innenbereichen sowie gründliche Desinfektion und die Abschaffung der Selbstbedienung am Buffet.
Die Türkei will voraussichtlich ab Mitte Juni wieder Flugverkehr mit dem Ausland zulassen. Die nationale Fluggesellschaft Turkish Airlines will dann zunächst nur 19 ausgewählte Flughäfen anfliegen; im deutschsprachigen Raum sind das Frankfurt, Berlin, Düsseldorf, München und Wien. Weitere Ziele sollen im Juli und August dazu kommen.
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