René Trabelsi: Tunesischer Minister will Kontakt zu Israel stärken
Der neue Tourismusminister René Trabelsi ist der erste Jude seit langem im tunesischen Kabinett. Ein Porträt.
Wenn neue Minister bei ihrer Ernennung von einem „historischen Tag“ sprechen, ist das meistens übertrieben, nicht so bei René Trabelsi: Der neue Tourismusminister Tunesiens ist der erste Jude im Kabinett eines arabischen Staates seit vielen Jahren. Das kleine nordafrikanische Land mit seinen 11,5 Millionen Einwohnern beweist damit einmal mehr seine Ausnahmestellung in der arabischen Welt.
Der 56-jährige Trabelsi stammt von der Insel Djerba, dem Zentrum der jüdischen Gemeinde Tunesiens, deren Mitgliederzahl von rund 100 000 in den 50er Jahren auf heute 1600 Menschen gesunken ist. Sein Vater Perez ist Präsident der Ghriba-Synagoge, einem wichtigen Heiligtum der nordafrikanischen Juden. Trabelsi verdiente sein Geld bisher unter anderem als Veranstalter von Pilgerreisen zur Synagoge seines Vaters. Zu seinen Kunden zählen auch Israelis.
Das hat Trabelsi vor seiner Ernennung einiges an Kritik eingebracht: Linksgerichtete wie nationalistische Gegner des neuen Ministers befürchten, dass er eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel vorantreiben will. Tunesien hat keine diplomatischen Beziehungen zu Israel – dass Trabelsi häufig dorthin reist, macht seine Gegner misstrauisch.
Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass Tunesien zuletzt jüdische Kabinettsmitglieder hatte. Die Berufung Trabelsis und neun weiterer neuen Minister hängt mit einem Machtkampf zwischen Ministerpräsident Youssef Chahed auf der einen und Präsident Beji Caid Essebsi sowie der säkularistischen Partei Nidaa Tounes auf der anderen Seite zusammen. Chahed will mit seiner neu zusammengesetzten Regierung vor den Wahlen 2019 seine Machtbasis verbreitern.
Im Parlament setzte Chahed seine Kabinettsumbildung mit Hilfe von drei Parteien durch, darunter die gemäßigte Islamisten-Partei Ennahda. Obwohl das Bündnis im Plenum nur über 121 von 217 Sitzen verfügt, erhielt Trabelsi bei der Abstimmung über seine Ernennung 127 Stimmen – ein Achtungserfolg und ein Zeichen der Verständigung über die Religionsgrenzen hinweg.
Erst im Sommer hatte Tunis mit der Wahl der ersten Bürgermeisterin einer arabischen Hauptstadt auf sich aufmerksam gemacht. Anders als andere arabische Länder hat sich Tunesien in den vergangenen Jahren demokratische Fortschritte erkämpfen können und steht heute trotz wirtschaftlicher und sozialer Probleme politisch stabiler da.