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Vor laufender Kamera wischte US-Präsident Trump dem französischen Staatschef Macron Schuppen vom Anzug.
© AFP

Fototermin mit Macron: Trumps seltsame Schuppen-Geste

Bei einem Fototermin säubert US-Präsident Trump dem französischen Präsidenten Macron den Anzugkragen. Fürsorglichkeit oder Demütigung? Das sorgt für Diskussionen.

Emmanuel Macron und Donald Trump - allmählich wird aus der Beziehung zwischen dem französischen Staatschef und dem US-Präsidenten eine Fortsetzungsgeschichte, die ihre Fernsehreife bereits erwiesen hat. Es begann mit einem eisenharten Handschlag, den Macron für Trump beim Nato-Gipfel in Brüssel im Mai des vergangenen Jahres bereithielt.

Nun fand die präsidentielle Soap Opera beim Staatsbesuch des Franzosen in Washington ihre Fortsetzung. Vor laufender Kamera wischte Trump dem französischen Präsidenten vor einem Fototermin Schuppen vom Anzug. Er begründete die Geste mit den Worten, dass er und sein Gast „eine sehr besondere Beziehung“ hätten.

Allerdings ist die Aktion Trumps ambivalent. Man kann sie als Fürsorglichkeit verkaufen, wie es Trump auch bei dem Pressetermin tat. Der US-Präsident erklärte, sein Gast müsse perfekt aussehen, „er ist perfekt“, setzte er hinzu. Macron rettete die Situation, indem er sich vor Lachen schüttelte, als Trump ihm an den Kragen ging.

Trumps Aktion zur Perfektionierung des Outfits von Macron lässt sich aber auch anders auslegen – als Demütigung des Gastes aus Paris. Zu diesem Urteil kam zumindest der Journalist und CNN-Kommentator Jeffrey Toobin. Bei einer CNN-Diskussionsrunde, die sich mit Macrons Staatsbesuch in den USA auseinandersetzte, qualifizierte Toobin die Geste Trumps mit den Worten: „Das war die Handlung eines Alphatiers. Wer will schon, dass die eigenen Schuppen im landesweiten Fernsehen, im internationalen Fernsehen hervorgehoben werden? Ich dachte, dass dies seltsam ist.“

Auch Julie Vitkovskaya, Journalistin bei der „Washington Post“, fand keinen Gefallen an Trumps Umgang mit dem französischen Staatsoberhaupt. „Wie kann man bloß in dieser Situation reagieren“, twitterte sie mit Blick auf den überraschten Gast aus Frankreich.

In Frankreich merkte die Zeitung „Le Progrès“ ironisch an, dass Trump mit der Wisch-Aktion „die Liste seiner diplomatischen Sympathie-Punkte“ noch verlängert habe. Der US-Präsident war bereits bei seiner Visite während des französischen Nationalfeiertages im vergangenen Juli in Paris aus der Rolle gefallen. Damals hatte er die heute 65-jährige Ehefrau Macrons von oben bis unten gemustert und anschließend festgestellt, wie gut sie doch beieinander sei.

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