Familie statt US-Wahlkampf: Trumps langjährige Beraterin Kellyanne Conway wirft hin
Der US-Präsident verliert seine Beraterin und Wahlkampfmanagerin von 2016. Conway und ihr Mann – ein Trump-Gegner – wollen sich „auf die Kinder konzentrieren“.
Kellyanne Conway war schon 2016 Donald Trumps Wahlkampfmanagerin und seit seinem Amtsantritt 2017 als eine der engsten Beraterinnen des US-Präsidenten im Weißen Haus mit dabei. Doch jetzt hat Conway überraschend angekündigt, sich aus dem Stab des Präsidenten zurückzuziehen, um sich auf ihre Familie und ihre vier Kinder zu konzentrieren. "Weniger Drama, mehr Mama", so formulierte Conway es selbst in einem Statement.
Wie die "Washington Post" berichtet, informierte Conway Trump am Sonntagabend im Oval Office über ihre Entscheidung.
Auch der Ehemann der künftigen Ex-Trump-Beraterin, George T. Conway III, kündigte auf Twitter seinen vorübergehenden Rückzug aus der politischen Sphäre an. Im Gegensatz zu seiner Frau ist George Conway ein erklärter Gegner des Präsidenten und war auch Mitglied des sogenannten "Lincoln Projects", eines Zusammenschlusses von Republikanern, die eine Wiederwahl Trumps verhindern und den Demokraten Joe Biden zum Präsidenten machen wollen.
George Conway hatte Trump auf Twitter immer wieder heftig kritisiert, der Präsident ließ sich davon entsprechend provozieren. So nannte er Conway einmal einen "eiskalten VERLIERER & Ehemann aus der Hölle".
Der Rückzug von Kellyanne Conway kommt jetzt nicht nur unerwartet, sondern auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt für den Präsidenten. An diesem Montag beginnt der Nominierungsparteitag der Republikaner, ein Tag, an dem eigentlich aus Sicht seines Teams nur Ruhmreiches über Trump vermeldet werden sollte, aber keine Personalquerelen.
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Kellyanne Conway war mit Sicherheit eine der unerschütterlichsten Beraterinnen des Präsidenten, was sie auch in zahlreichen TV-Auftritten demonstrierte. Besonders in Erinnerung blieb eine ihrer Aussagen im Blick auf Trumps Vereidigungszeremonie als US-Präsident. Anfang 2017 hatte der damalige Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, behauptet, bei der Zeremonie seien so viele Zuschauer dabei gewesen "wie noch nie zuvor". Das war ganz offensichtlich nicht der Fall, doch Conway rechtfertigte Spicers Aussagen damit, Spicer habe eben "alternative Fakten" genutzt.
Laut "Washington Post" war Conway in Trumps Wahlkampf eigentlich eine wichtige Rolle zugedacht gewesen. Die Entscheidung, sich dagegen komplett zurückzuziehen, sei "ganz allein ihre Enscheidung", schreibt Conway. Sie und ihr Ehemann würden in vielen Fragen nicht übereinstimmen. Aber in der Sache, die am wichtigsten sei, seien sie sich einig: ihren Kindern. Der politische Dissens innerhalb der Familie und der entsprechende Druck von außen waren nach vier Jahren Trump-Regierung nun offenbar zu groß.