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Donald Trump verlegt sich auf Verschwörungstheorien: Wahlbetrug hinter den Kulissen.
© Mary Schwalm / AFP

23 Tage bis zur US-Wahl: Trumps Dolchstoßlegende: Alles Betrug!

"The Donald" bereitet sich auf den Tag nach der Wahl vor. Eine Niederlage könne nur Ergebnis von Manipulation sein. Droht den USA ein Gewaltausbruch? Ein Kommentar

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Er hat klein angefangen, mit Hinweisen auf einen Schlüsselstaat, Pennsylvania. Angeblich führe er dort, behauptete Donald Trump. Und wenn er am Ende in Pennsylvania verliere, gebe es dafür nur eine Erklärung: Betrug. Inzwischen dröhnen die Verschwörungstheorien immer lauter aus seinem Mund. Er sei auf Siegeskurs in der Präsidentschaftswahl. Und wenn seine Kampagne mit einer Niederlage ende, lasse sich das nur durch Manipulation erklären. Das ganze System sei "rigged" - betrügerisch.

Tatsächlich hat er in Pennsylvania nie geführt

Die Realität ist ganz anders, in Pennsylvania und landesweit. Im Schnitt der Umfragen für den "Keystone State" hat Trump noch nicht ein einziges Mal in diesem Jahr geführt. Hillary Clinton lag stets vorn, mal mehr, mal weniger. Derzeit führt sie mit sieben Prozenpunkten (46,7 zu 39,7 Prozent).

Ähnlich landesweit. Hillary Clinton führt im Schnitt der nationalen Umfragen, meist mit mehreren Prozentpunkten. Es gab nur zwei äußerst kurze Ausnahmen: einmal Ende Mai, als er die Kandidatur bei den Republikanern bereits sicher hatte, sie sich aber noch mit ihrem Rivalen Bernie Sanders aus der Parteilinken auseinandersetzen musste. Und ein zweites Mal Ende Juli, als er einen Schub nach dem Parteitag der Republikaner bekam, bis sie das durch einen noch stärkeren Rückhalt nach dem Parteitag der Demokraten ausgleichen konnte. Wendet man die bei Börsenprofis übliche Chart-Technik an, bleibt die Erkenntnis: Er bewegt sich in einem Korridor zwischen 40 und 44 Prozent Zustimmung, Clinton hingegen zwischen 44 und 50 Prozent Zustimmung.

Nur ein schlechter Verlierer?

Trumps hitzige Verschwörungstheorien sind ein Novum in der jüngeren Geschichte der USA. Er sei halt ein schlechter Verlierer, der angesichts der absehbaren Niederlage die Schuld anderswo suche - so tun das viele ab. Hoffentlich behalten sie Recht.

In den USA machen sich einige Kommentatoren bereits Sorgen. Trump lege es darauf an, eine Wahlniederlage nicht offen einzugestehen, wie das in westlichen Demokratien üblich ist, sondern seine Anhänger in diesem Fall zu tätlichem Widerstand aufzurufen. Das kennt man bislang nur aus vordemokratischen Gesellschaften. Die Stimmung ist mancherorts ohnehin aggressiv. Mehrfach kam es zu gewaltsamen Übergriffen bei Trumps Wahlveranstaltungen. In der Nacht zu Montag gab es auch einen Anschlag auf ein Trump-Büro.

Der Machtkampf mit "Bullets" wurde durch "Ballots" ersetzt

Eine der größten zivilisatorischen Errungenschaften besteht darin, dass politische Streitigkeiten für die begrenzte und überschaubare Zeit einer Legislaturperiode durch eine Wahlentscheidung entschieden und befriedet werden. Der Kampf um Macht, der früher gewaltsam mit der Gewehr- oder Pistolenkugel ("bullet") ausgetragen wurde, wird durch die Entscheidung per Wahlzettel ("ballot") ersetzt.

Es ist den USA - und der ganzen zivilisierten Welt - zu wünschen, dass es Trump nicht gelingt, die Geschichtsuhr um mehrere Jahrhunderte zurück zu drehen.

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