Weißes Haus: Trump zofft sich mit Pelosi und Schumer - vor TV-Kameras
US-Präsident Trump lädt die Demokraten Nancy Pelosi und Chuck Schumer ins Weiße Haus. Es folgt ein denkwürdiges Wortgefecht vor den Augen der Öffentlichkeit.
Der Auftakt ist noch höflich. "Es ist eine große Ehre, Nancy Pelosi und Chuck Schumer hier bei uns zu haben", sagt US-Präsident Donald Trump zu seinen Gästen im Weißen Haus, den Anführern der US-Demokraten, die auf Sofas seitlich vor ihm sitzen. An Trumps Seite sitzt sein Vizepräsident Mike Pence.
"Wir arbeiten sehr hart an einigen Dingen", sagt Trump weiter. Zunächst wirkt alles noch wie das übliche Schaulaufen für das Fernsehen, bevor dann hinter verschlossenen Türen Klartext geredet wird. Doch dann entwickelt sich vor laufenden Fernsehkameras ein hitziger verbaler Schlagabtausch zwischen dem Gastgeber Trump und seinen demokratischen Gesprächspartnern.
Der strittigste Punkt: Trump droht mit einer teilweisen Einstellung der Regierungstätigkeit, einem "Shutdown", sollte nicht mehr Geld für die umstrittene Mauer an der Grenze zu Mexiko, eines seiner großen Wahlversprechen, bewilligt werden. 25 Milliarden Dollar will Trump insgesamt. Die Demokraten und auch einzelne Republikaner sind gegen die Grenzmauer.
"Das nennt sich Transparenz, Nancy!"
Pelosi und Schumer sind zu Trump gekommen, um hinter verschlossenen Türen über dessen Forderung nach zunächst fünf Milliarden Dollar für einen Teil des Mauerbaus zu reden. Doch dann entwickelt sich schon vor den TV-Kameras im Oval Office eine heftige Diskussion, die auf einem Video von gut 16 Minuten Länge dokumentiert ist.
"Wir sollten das lieber im Privaten weiter besprechen", sagt der erstaunte Schumer zwischendurch. Die ebenso irritierte Pelosi sagt, Schumer und sie seien "in gutem Glauben" gekommen und fänden sich nun in einer solchen Diskussion vor den Augen der Öffentlichkeit wieder. "Das nennt sich Transparenz, Nancy", fällt Trump ihr ins Wort.
Ein kurzer, gut einmütiger Ausschnitt dokumentiert die gereizte Stimmung bei dem Gespräch.
"Wir können uns sicher darauf verständigen, dass wir keinen 'Shutdown' der Regierung wegen eines Streits wollen", sagt Schumer zu Trump. "Sie wollen aber die Regierung schließen."
"Beim letzten Mal haben Sie die Regierung geschlossen", entgegnet Trump trotzig.
"Nein, nein nein", sagt Schumer, und dann entwickelt sich ein Durcheinander gegenseitiger Beschuldigungen zwischen den beiden Männern.
"Wenn wir keine Grenzsicherung haben, werden wir die Regierung schließen", sagt Trump dann. "Ich bin stolz darauf, die Regierung für Grenzsicherung zu schließen." Bei einem "Shutdown" der Regierung werden Mitarbeiter in den Zwangsurlaub geschickt sowie Ämter und Behörden geschlossen.
Spott über schweigenden Pence
Während Trump, Pelosi und Schumer streiten, sagt Vizepräsident Mike Pence - kein Wort. Er rührt sich kaum und blickt nur stumm vom einen zum anderen.
Das Schweigen von Pence sorgt gleich für Spott in den sozialen Medien.
"Vor dem Treffen haben die von Madame Tussaud die Wachsfigur von Pence gebracht", twittert etwa der Autor Steven Beschloss. Aaron Blake von der "Washington Post" schreibt, Pence habe wohl beschlossen dem Treffen "als Zimmerpflanze" beizuwohnen.
Bewusste Inszenierung Trumps?
Die spätere Unterredung Trumps mit Pelosi und Schumer jenseits der Öffentlichkeit bleibt schließlich ohne Einigung. Das Weiße Haus spricht in einer Stellungnahme danach von einem "konstruktiven Dialog". Es gebe aber weiter große Uneinigkeit hinsichtlich Grenzsicherheit und Transparenz.
"Präsident Trump war dankbar für die Gelegenheit, die Presse zu diesem Treffen zu bitten. So konnte das amerikanische Volk aus erster Hand erleben, dass die Republikaner für die Sicherung unserer Grenze kämpfen, während die Demokraten für den Schutz illegaler Einwanderer kämpfen", heißt es weiter. Das klingt - zumindest im Nachhinein - so, als habe der US-Präsident den Zoff mit den Demokraten vor den Medien und dem Volk bewusst inszeniert.
Demokraten reklamieren Erfolg
Pelosi sagt laut CNN nach dem Treffen im Kreise von Parteifreunden, für Trump sei die Grenzmauer zu Mexiko eine Frage von "Männlichkeit". Sie vergleicht Trump gar mit einem Stinktier. "Ich kann es nicht erklären, es war so wild", sagt sie einem Mitarbeiter zufolge über den Schlagabtausch mit dem Präsidenten. "Es zeigt: Wenn du Dich auf einen Kitzel-Wettbewerb mit einem Stinktier einlässt, kriegst du etwas ab."
Die Demokraten reklamieren schließlich auch einen Sieg für sich. "Wir haben ihn (Trump) dazu gekriegt zu sagen, ein 'Shutdown' der Regierung sei sein 'Shutdown', sagt Pelosi. "Und das ist ein Erfolg."