US-Präsident auf Twitter: Trump wütet beharrlich gegen Musicalensemble
Dass sein designierter Vize Mike Pence beim Musicalbesuch ausgebuht und belehrt wird, wurmt Donald Trump. Auf Twitter keift der künftige US-Präsident wie zu Wahlkampfzeiten.
Der designierte US-Präsident Donald Trump kann sich auch nach der Schlammschlacht im Wahlkampf in den sozialen Medien mitunter nicht zügeln. Am Wochenende wies er zunächst das Ensemble des erfolgreichen Broadway-Musicals "Hamilton" zurecht, das den Besuch von Trumps künftigem Vize Mike Pence zu einer mahnenden Botschaft an den Republikaner genutzt hatte.
"Unser wunderbarer künftiger Vizepräsident Mike Pence ist letzte Nacht im Theater vom 'Hamilton'-Ensemble belästigt worden, vor laufenden Kameras. Das sollte nicht passieren", twitterte Trump zunächst.
Dann legte er im nächsten Tweet nach. "Das Theater muss immer ein sicherer und besonderer Ort sein", schrieb Trump. "Das 'Hamilton'-Ensemble war letzte Nacht sehr unhöflich zu einem sehr guten Mann, Mike Pence. Entschuldigt Euch!"
Musical-Darsteller Brandon Victor Dixon, der die Botschaft an Pence verlesen hatte, ließ Trumps Anschuldigung nicht unkommentiert. "Konversation ist keine Belästigung, Sir", twitterte er an die Adresse Trumps. Und er begrüße es, dass Pence geblieben sei, um zuzuhören.
Trump reagierte prompt mit einem Seitenhieb auf Dixon. Nun nannte er das Verhalten des Ensembles "sehr grob" und setzte in Bezug auf Dixon hinzu: "Konnte nicht einmal den Text auswendig!"
Zwar wurde dieser von CNN dokumentierte Tweet später wieder gelöscht, doch war er typisch für Trumps spontane Reaktion und seine Tiraden, die man aus dem Wahlkampf von ihm kannte. Seine Frau Melania hatte ihm bereits geraten, künftig weniger zu twittern.
Trump legte aber auch am Sonntag noch einmal nach. "Das Ensemble und die Produzenten von 'Hamilton', das, wie ich höre, total überbewertet wird, sollten sich auf der Stelle für ihr furchtbares Verhalten gegenüber Mike Pence entschuldigen", twitterte er.
Dass Trump derart beharrlich auf dem Musical-Vorfall herumreitet, werten manche Kommentare als ein kalkuliertes Manöver. Er wolle damit die ablenken von seinem Ärger mit der dubiosen "Trump University".
Trump hatte sich Freitag in einem Vergleich zur Zahlung von 25 Millionen Dollar bereit erklärt, um geprellte Studenten der Pseudo-Uni zu entschädigen. Er hatte dies damit begründet, als künftiger US-Präsident keine Zeit mehr zu haben für langwierige Rechtsstreits, die er natürlich gewinnen werde.
Buhrufe für Pence
Pence, der ehemalige Gouverneur von Indiana, hatte sich am Freitagabend (Ortszeit) im Richard-Rodgers-Theater am Broadway das Erfolgsmusical "Hamilton" angeschaut. Dabei wurde er ausgebuht. Als er nach Ende der Aufführung den Saal verlassen wollte, wurde er von Dixons kräftiger Stimme auf der Bühne aufgehalten. "Wir haben eine Botschaft für Sie, und wir hoffen, dass Sie uns anhören", rief Dixon dem künftigem US-Vize zu.
Vor dem versammelten Ensemble stehend redete Dixon dann dem Republikaner ins Gewissen. "Wir sind das vielfältige Amerika - jene, die beunruhigt und ängstlich sind, dass Ihre neue Regierung uns, unseren Planeten, unsere Kinder und unsere Eltern nicht beschützen, uns nicht verteidigen und unsere unabänderlichen Rechte nicht aufrechterhalten wird", sagte Dixon. "Wir hoffen, dass diese Aufführung Sie dazu inspiriert hat, unsere amerikanischen Werte aufrechtzuerhalten und für uns alle zu arbeiten."
Das Hip-Hop- Musical über den ersten Finanzminister der USA, Alexander Hamilton, ist am Broadway ein Riesenerfolg und wird von der Kritik gefeiert.
Kai Portmann