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Donald Trump Präsident der USA, trägt einen Stoff-Mundschutz, auf dem das Präsidenten-Siegel abgebildet ist
© Patrick Semansky/AP/dpa

Erst waren sie lächerlich, jetzt sind sie patriotisch: Trump vollzieht Kehrtwende und plädiert für Tragen von Masken

Die rasante Ausbreitung von Coronavirus in den USA setzt den Präsidenten unter Druck. Er warnt: „Es wird leider noch schlimmer werden, bevor es besser wird.“

Kehrtwende von Donald Trump im Umgang mit der Corona-Pandemie: Der US-Präsident hat die Bürger erstmals ausdrücklich zum Tragen von Masken aufgefordert. Wenn sie die Abstandsregeln nicht einhalten könnten, sollten die Menschen einen Mund-Nasen-Schutz benutzen, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

Bereits zuvor hatte der Präsident im Internetdienst Twitter das Tragen von Masken als „patriotische“ Tat bezeichnet. In der Vergangenheit hatte sich Trump über die Verwendung eines Atemschutzes lustig gemacht. In konservativen Kreisen gilt das Tragen von Mund-Nasen-Schutz als Ausdruck der Schwäche.

Trumps Sinneswandel hängt offenbar nicht zuletzt mit seinen schlechten Umfragewerten zusammen. Zwei Drittel der Bürger misstrauen demnach der Corona-Krisenpolitik des Präsidenten. In den Umfragen zur Präsidentschaftswahl am 3. November liegt Trump deutlich hinter seinem Rivalen Joe Biden zurück.

„Ob Sie die Maske mögen oder nicht, sie haben eine Wirkung“, sagte der Präsident nun in seiner ersten Pressekonferenz zur Pandemie seit mehr als zwei Monaten. „Die Masken werden einen Einfluss haben.“ Trump schlug insgesamt einen deutlich veränderten Ton an. Angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen Infektionszahlen vor allem im Süden und Westen der USA warnte er: „Es wird leider noch schlimmer werden, bevor es besser wird.“

In den vergangenen Monaten hatte Trump hingegen vor allem angebliche Erfolge seiner Regierung im Kampf gegen das Virus angepriesen. Nun rief er sogar junge Leute eindringlich dazu auf, dichtgefüllte Bars zu meiden. Allerdings wiederholte der Präsident auch seine vage Behauptung, dass das Virus irgendwie „verschwinden“ werde.

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Die dramatische Entwicklung in den USA bei den Corona-Infektionen setzt Trump zunehmend unter Druck. Dies ist wohl auch der Grund, warum er die Pressebriefings zu der Pandemie wieder aufnahm. Im Frühjahr hatte der Präsident nahezu tägliche Unterrichtungen abgehalten.

Kritiker warfen ihm allerdings vor, dabei immer wieder falsche oder irreführende Aussagen verbreitet und die Termine als Ersatz für Wahlkampfkundgebungen missbraucht zu haben. Ende April wurden die Trump-Briefings dann ausgesetzt.

Im Gegensatz zu den früheren Briefings trat Trump nun aber nicht in Begleitung von Seuchenexperten, sondern alleine auf. Von seinem prominenten Berater Anthony Fauci hatte sich der Präsident in den vergangenen Wochen distanziert. Fauci ist der höchstrangige Virenexperte des Landes. Er hatte wiederholt ein düsteres Bild von der Lage im Land gezeichnet.

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Seit mehr als einer Woche liegt die Zahl der täglich verzeichneten Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den USA bei mehr als 60.000. Die Johns-Hopkins-Universität verzeichnete am Dienstag weitere 68.524 Ansteckungen binnen 24 Stunden. Die Gesamtzahl der Infektionen wuchs damit auf knapp 3,892 Millionen.

Zudem registrierte die Hochschule weitere 961 Todesfälle, womit die Gesamtzahl der verzeichneten Todesopfer auf fast 142.000 stieg. Die Vereinigten Staaten sind sowohl von den Infektions- als auch den Totenzahlen her das mit Abstand am stärksten von der Pandemie betroffene Land der Welt.

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