Fidel Castro ist tot: Trump verurteilt "brutalen Diktator" - und hofft für Kuba
Im Alter von 90 Jahren ist der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro gestorben. Die Reaktionen sind gemischt. Der scheidende US-Präsident Barack Obama reichte der Bevölkerung eine "Hand der Freundschaft".
Der kubanische Revolutionsführer und frühere Staatschef Fidel Castro ist tot. Er starb am späten Freitagabend (Ortszeit) im Alter von 90 Jahren in Havanna, wie sein Bruder und Nachfolger Raúl Castro im staatlichen Fernsehen verkündete. Ganz nach dem Wunsch des Verstorbenen soll Castro am Samstag "in den ersten Stunden" des Tages eingeäschert werden, fügte der kubanische Präsident hinzu. Die Nachricht rief weltweit Reaktionen hervor. Während die internationale Linke vielfach seine Lebensleistung würdigte, feierten Exil-Kubaner den Tod des Revolutionärs und Ex-Diktators. Staats- und Regierungschefs erkannten Castro in seiner Ambivalenz als historische Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts an. Auch Papst Franziskus bekundete seine Anteilnahme.
Der künftige US-Präsident Donald Trump ging mit dem Toten hart ins Gericht. In einer am Samstag verbreiteten schriftlichen Mitteilung nannte er Castro einen "brutalen Diktator". Sein "Vermächtnis ist eines von Schießkommandos, Diebstahl, unvorstellbarem Leid, Armut und der Verweigerung fundamentaler Menschenrechte", sagte Trump.
"Wenn Kuba auch eine totalitäre Insel bleibt, hoffe ich, dass der heutige Tag eine Bewegung weg von dem Horror bedeutet, der zu lange erduldet werden musste, und hin zu einer Zukunft, in das wunderbare kubanische Volk endlich in der Freiheit leben kann, die es so sehr verdient", fuhr der Republikaner fort. Die neue Regierung werde alles dafür tun, dass die Bevölkerung endlich ihre Reise in Richtung Wohlstand und Freiheit beginnen könne.
Barack Obama äußerte sich zurückhaltender. Der scheidende US-Präsident teilte am Samstag mit, er reiche der kubanischen Bevölkerung "eine Hand der Freundschaft". Obama versicherte, "dass sie in den Vereinigten Staaten einen Freund und Partner haben". Zugleich sprach er Castros Familie sein Beileid aus. "Wir wissen, dass dieser Augenblick bei Kubanern - in Kuba und den Vereinigten Staaten - große Emotionen auslöst“, hieß es in einer schriftlichen Erklärung Obamas. Fidel Castro habe den Verlauf des Lebens einzelner Menschen, von Familien und der Nation auf vielerlei Weise verändert. Die Geschichte werde über die enorme Wirkung dieses einzelnen Persönlichkeit auf die Menschen und die Welt um ihn herum urteilen.
Obama hatte die Beziehungen zu Kuba nach sechs Jahrzehnten Eiszeit normalisiert - für eine "Zukunft, in der unser Verhältnis nicht von unseren Differenzen bestimmt wird, sondern von den vielen Dingen, die wir als Nachbarn und Freunde teilen", schrieb der US-Präsident.
"Der kubanische Revolutionsführer ist heute Abend um 22.29 Uhr (Ortszeit, 04.29 Uhr MEZ) gestorben", hatte der 85-jährige Staatschef Raul Castro in einer kurzen Erklärung im kubanischen Fernsehen zuvor mitgeteilt. Alsbald würden auch Details zu einer Trauerfeier bekanntgegeben, die für ihn organisiert werden soll, fuhr Raúl Castro fort. Er schloss mit den historischen Worten: "Hasta la victoria, siempre!" (etwa: "Immer weiter bis zum Sieg").
Woran genau Fidel Castro starb, dazu machte sein Bruder in der kurzen Ansprache keine Angaben. Der frühere Staatschef hatte aber wegen einer schweren Krankheit bereits Mitte 2006 die Amtsgeschäfte an Raúl Castro abgegeben. Danach trat er zunächst nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, zeigte sich aber später allmählich wieder seinem Volk. Im Jahr 2011 gab er auch den Posten an der Spitze der Kommunistischen Partei an seinen Bruder ab.
Kuba zwischen Staatstrauer und Freude
Die kubanische Führung rief eine neuntägige Staatstrauer aus. Die Trauer gelte ab Samstag und werde bis Sonntag, den 4. Dezember dauern, erklärte der Staatsrat in einer kurzen Mitteilung. In dieser Zeit würden "alle öffentlichen Aktivitäten und Veranstaltungen" ausgesetzt, hieß es. Am 4. Dezember werde Castro dann beigesetzt.
Viele Kubaner können sich ein Leben ohne den „Máximo Líder“ nicht vorstellen. Junge Leute kamen in der Nacht zum Samstag mit ungläubigen Gesichtern aus den Clubs und Bars der Hauptstadt Havanna. In einer Cafeteria warten die Leute auf weitere Nachrichten. „Ich werde 100 Jahre weinen“, sagt Digna Maritza in Havanna. „Fidel hat uns Armen alles gegeben.“
In Little Havanna in Miami hingegen feiern die Exil-Kubaner den Tod des ihnen verhassten Revolutionsführers. Sie schwenken kubanische Flaggen, skandieren „Er ist gestorben, er ist gestorben“ und fahren in hupenden Autokorsos durch die Straßen, wie auf einem Video der US-Zeitung „Miami Herald“ zu sehen ist.
Auch in Havanna gibt es einige Leute, die sich über den Tod des Revolutionsführers freuen. „Gut, dass er tot ist. Jetzt fehlt nur noch der Bruder“, sagt Jorge Gonzalez. Der 22-Jährige sagt, er müsse sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. „Was wir brauchen, sind Jobs.“
"Es lebe Lateinamerika"
Papst Franziskus zeigte sich betroffen über Castros Tod. In einem am Samstag vom Vatikan veröffentlichten Beileidstelegramm an den Bruder Raúl Castro äußerte er seine „Gefühle des Schmerzes“. Er bete für den „lieben Bruder“. Unter Vermittlung von Papst Franziskus und dem Heiligen Stuhl hatten Kuba und die USA Ende 2014 die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart. Franziskus kam zuletzt bei einem Besuch auf Kuba im vergangenen Februar mit Fidel Castro zusammen. Auch Franziskus Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. trafen sich bei Besuchen auf Kuba mit Castro.
Die internationale Linke hat eine Ikone verloren. Venezuelas sozialistischer Regierungschef Nicolás Maduro schreibt auf Twitter: „Fidel hat sich auf den Weg in die Unsterblichkeit jener gemacht, die ihr ganzen Leben kämpfen. Immer bis zum Sieg.“
Ecuadors Staatschef Rafael Correa sagt: „Ein Großer ist von uns gegangen. Fidel ist gestorben. Es lebe Kuba. Es lebe Lateinamerika.“
Der salvadorianische Präsident und ehemalige Guerilla-Kommandeur Salvador Sánchez Cerén schreibt: „Fidel wird für immer im Herzen der solidarischen Völker leben, die wir für Gerechtigkeit, Würde und Brüderlichkeit kämpfen.“
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den gestorbenen kubanischen Revolutionsführer als herausragenden Staatsmann gewürdigt. „Er gilt zurecht als Symbol einer ganzen Ära der Zeitgeschichte“, schrieb Putin am Samstag in einem Beileidstelegramm. „Fidel Castro war ein aufrechter und zuverlässiger Freund Russlands“, sagte er nach Angaben des Kremls in Moskau.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hat Castro als „eine Figur von historischer Bedeutung“ gewürdigt. Der konservative Politiker übermittelte am Samstag auf Twitter der Regierung und den Behörden Kubas sein Beileid. Die große kubanische Exilgemeinde in Spanien feierte dagegen den Tod des 90-Jährigen.
Der französische Staatspräsident François Hollande hat Castro als „eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt. Er habe die kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert, erklärte Hollande am Samstag in Paris. Er gehöre als Akteur des Kalten Krieges zu einer Epoche, die mit dem Zusammenbruch der damaligen Sowjetunion geendet habe.
Dissidenten wurden drangsaliert, vertrieben oder eingesperrt
Castro war 1959 mit seinen Rebellen in Havanna einmarschiert und hatte Diktator Fulgencio Batista vertrieben. Nach der Revolution bestimmte er fast 50 Jahre lang die Geschicke Kubas und verwirklichte nach und nach seine politischen Vorstellungen eines kommunistischen Landes: Wohnraum, Bildung und kostenlose Gesundheitsfürsorge für die gesamte Bevölkerung. Großgrundbesitzer und ausländische Firmen wurden enteignet.
Um seine Macht zu sichern, herrschte Castro auf der Karibikinsel allerdings mit eiserner Hand. Dissidenten wurden drangsaliert, aus dem Land getrieben oder eingesperrt. Viele von Castros Kampfgefährten und Verwandten verließen ihn im Laufe der Jahre.
In den vergangenen anderthalb Jahren veröffentlichte Fidel Castro immer wieder "Reflexionen" über Kuba und empfing in seinem Haus bekannte Persönlichkeiten und Würdeträger wie etwa Papst Franziskus. Fidel Castro war bekannt für seine markanten Reden, seine Kritik an den USA - aber auch für seine Zigarren, seinen langen Bart und die grüne Militäruniform, die er im Alter gegen Trainingsanzüge austauschte.
Mit einer gewissen Skepsis dürfte er die von seinem Bruder betriebene historische Annäherung Kubas an die USA verfolgt haben. US-Präsident Barack Obama und Raúl Castro hatten Ende 2014 eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den Gegnern aus Zeiten des Kalten Kriegs eingeleitet. Im Sommer 2015 nahmen beide Länder wieder diplomatische Beziehungen auf. Die USA lockerten ihre Reise- und Handelssanktionen gegen den kommunistischen Karibikstaat. (AFP, dpa, epd)
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