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Der „Comandante“ mit sozialistischem Winkelement.
© ALEJANDRO ERNESTO/dpa

Porträt: Der ewige Revolutionär

Der kubanische Ex-Staatschef wird 90 – und zieht im Hintergrund weiter die Fäden.

Seit zehn Jahren spielt er nur noch die zweite Geige – eine für ihn ungewöhnliche Rolle. Doch bereist man dieser Tage Kuba, könnte man glauben, Fidel Castro sei noch immer an der Macht. Zu seinem 90. Geburtstag an diesem Samstag hat das Revolutionsmuseum eine Fotoausstellung organisiert, in der sich alles um die sozialistische Galionsfigur dreht.

Staatsmedien überschlagen sich mit Hommagen, die Straßen sind gespickt mit Plakaten, die den „Comandante“ lobpreisen, und sogar auf Twitter starteten seine Anhänger eine Kampagne mit dem hashtag #90RazonesPorFidel.

Von einem „unerträglichen Personenkult“ spricht die oppositionelle Bloggerin Yoani Sánchez. Gerade den hatte Castro während seiner aktiven politischen Zeit immer vermieden. Doch nun muss er auf dem Altenteil herhalten, um die Risse in seiner Partei zu kitten, die sich über den wirtschaftlichen Reformkurs streitet, den sein jüngerer Bruder Raúl eingeschlagen hat.

Vor allem die Öffnung in Richtung USA schmeckt dem gebrechlichen Fidel gar nicht. Selten tritt er an die Öffentlichkeit, aber im Hintergrund zieht er weiter Fäden. So verfasste er nach dem historischen Besuch von US-Präsident Barack Obama im März eine seiner Kolumnen im Parteiblatt „Granma“ – und ließ kein gutes Haar am „Imperium, dessen Geschenke Kuba nicht nötig habe“.

Der 85 Jahre alte Raúl, Bewunderer des chinesischen Modells von kapitalistischer Wirtschaft mit Einparteienstaat, hatte neben dem charismatischen Obama eine hölzerne Figur abgegeben und kam über Fragen nach politischen Gefangenen bei der gemeinsamen Pressekonferenz ins Stolpern. Auf dem Parteitag einen Monat später erklärte er dann scherzhaft, er könne sich durchaus mehrere Parteien auf Kuba vorstellen, eine unter seiner Führung und eine unter der Fidels.

Fidel misstraut der jungen Garde und fürchtet um sein Lebenswerk, das er einst mit viel Enthusiasmus begonnen hatte. Während er noch immer am Sozialismus festhält, sind seine Nachkommen längst den Verlockungen der Konsumgesellschaft erlegen.

Enkel Antonio ist Model und war neulich bei der Chanel-Modelschau in Havanna mit dabei. Sein Vater Antonio, Arzt und Lieblingssohn Fidels, liebt den von seinem Vater als „bürgerlich“ verteufelten Golfsport, schöne Frauen, teure Zigarren und Reisen auf Luxusjachten. „Wir müssen vorwärts blicken, die Vergangenheit ist vorbei“, hatte der 46-Jährige unlängst einem US-Fernsehsender gesagt.

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