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Air Force One ist in die Jahre gekommen.
© Reuters

29 Tage nach der US-Wahl: Trump stoppt Neubestellung der "Air Force One"

Der "President-elect" will den Vertrag mit Boeing wegen überhöhter Kosten kündigen - und profiliert sich als Schutzmann der Steuerzahler. Eine Analyse.

Washington sei "außer Kontrolle", hatte Donald Trump im Wahlkampf gesagt. Das von den Steuerzahlern mühsam erarbeitete Geld werde verschwendet. Und er werde diese Praxis beenden.

Noch vor dem Amtsantritt am 20. Januar macht Trump ernst und fängt - politisch geschickt - bei sich selbst mit der Sparsamkeit an. Die geplante nächste Generation des legendären Präsidentenflugzeugs "Air Force One" sei kostenmäßig "out of control". Mehr als vier Milliarden Dollar veranschlage der Flugzeugbauer Boeing inzwischen für das Projekt.

"Cancel order!" twittert Trump

"Cancel order!", twitterte Trump im Befehlston. Dabei hat er noch gar nichts anzuordnen.

Kurz darauf legte er im Gespräch mit Journalisten im Trump Tower in New York nach. "Vier Milliarden für dieses Projekt, das ist lächerlich." Er warf Boeing vor, die Kosten unnötig zu treiben. "Wir wollen, dass Boeing eine Menge Geld verdient. Aber nicht so viel Geld!"

Er verzichtet für seinen Nachfolger, nicht für sich

Bei näherem Hinsehen ist da eine Menge Show dabei. Genau genommen spart Trump nicht an seiner Ausstattung als Präsident, sondern an der seines Nachfolgers. Ausgeliefert würde die neue Version der "Air Force One" frühestens 2023, vielleicht aber auch erst nach 2025; das wäre nach einer zweiten Amtszeit Trumps, sofern er denn 2020 erfolgreich zur Wiederwahl antritt.

Und diese Form der Kostenüberprüfung ist auch nicht neu. Barack Obama hatte die Erneuerung der präsidialen Hubschrauberflotte - offizieller Name "Marine One" - wegen zu hoher Kosten gekündigt. Nur hatte Obama nicht so viel öffentliches Aufheben darum gemacht.

Sparsamere Triebwerke wären gut fürs Klima

Die Modernisierung der Präsidenten-Jumbos wird sich nicht mehr lange aufschieben lassen. Die aktuellen Exemplare der "Air Force One" wurden in den 1980er Jahren unter Präsident Ronald Reagan (1981-89) in Auftrag gegeben und unter Präsident George H.W. Bush (1989-1993) in Dienst genommen. Sie fliegen seit drei Jahrzehnten. Jede Flugstunde kostet 180.000 Dollar.

Eine modernere Version von Flugzeug und Triebwerken würde die Kosten, aber auch die Umweltbelastung senken. Am Montag hatten sich Trump und seine Tochter Ivanka mit Ex-Vizepräsident Al Gore getroffen, einem energischen Verfechter von Maßnahmen zu Gunsten des Klimaschutzes.

Rätseln über seine Motive

So war am Dienstag Abend US-Zeit unklar, wie ernst es Trump mit der angedrohten Kündigung des Boeing-Vertrags ist. Sucht er nach einer Ausrede, damit er sein Privatflugzeug, eine Boeing 757, weiter nutzen kann, wie die "New York Times" argwöhnt, womöglich auf Steuerzahlerkosten? Möchte er sich als Schutzherr der Steuerzahler ins Szene setzen und Boeing zu einer Vertragskorrektur zwingen?

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