Handelsstreit weitet sich aus: Trump plant weitere Strafzölle - Börsenkurse sinken
Zwischen den USA und China droht ein handfester Handelskrieg, nachdem Trump neue Strafzölle angekündigt hat. Die Börsen gehen auf Talfahrt.
Nach neuen Drohungen von US-Präsident Donald Trump bewegen sich China und die USA auf einen handfesten Handelskrieg zu. Peking kündigte am Dienstag Vergeltung an, kurz nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar in Auftrag gab. Die Börsen weltweit gerieten unter Druck, der Euro ist von dem sich verschärfenden Handelskonflikt ebenfalls belastet worden. Sorgen um die weltweite Konjunktur ließen zudem die Ölpreise fallen.
Trump wies seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer an, entsprechende Produkte für die nächste Welle zusätzlicher Zölle zu bestimmen. Am Dienstag verkündete das US-Handelsministerium zudem Strafzölle auf besondere Aluminium-Produkte aus China. Es sei der erste Fall seit 1985, in dem das Ministerium von sich aus und nicht auf Antrag eines betroffenen US-Unternehmens eine Anti-Dumping-Untersuchung eingeleitet habe.
„Das Handelsministerium wird alles in seiner Macht stehende tun, um den Fluss von in unfairer Weise subventionierten Waren in US-Märkte zu stoppen“, sagte Minister Wilbur Ross. Nach Angaben des Weißen Hauses ist die Politik Trumps lediglich eine Folge des Verhaltens Chinas. Alle Versuche der USA, sowohl beim Besuch von Präsident Xi Jinping in Florida als auch beim jüngsten Besuch einer US-Delegation in Peking seien fruchtlos verlaufen, hieß es aus dem Weißen Haus.
Peking sieht die Lage anders
Peking sieht die Lage grundlegend anders: „Die Vereinigten Staaten initiieren einen Handelskrieg und verletzen die Gesetze des Marktes“, sagte ein Sprecher des Pekinger Handelsministeriums, der das Vorgehen der USA „Erpressung“ nannte. Verhielte sich das Weiße Haus weiterhin „irrational“, würden „entschlossene Gegenmaßnahmen folgen“.
Im Handelsstreit der beiden größten Volkswirtschaften ist damit eine neue Eskalationsstufe erreicht. Trump hatte erst am Freitag zusätzliche Strafzölle von 25 Prozent auf 1102 Produkte aus China im Wert von 50 Milliarden US-Dollar verhängt. Peking brachte drauf Vergeltungszölle auf US-Waren im Wert von ebenfalls 50 Milliarden Dollar auf den Weg.
Die Märkte in Asien reagierten am Dienstag mit deutlichen Abschlägen. Die chinesische Leitbörse in Shanghai verlor bis zum Handelsschluss fast vier Prozent. Der Hang Seng in Hongkong rutschte 2,7 Prozent ins Minus. Aber auch der deutsche Leitindex Dax verlor 1,22 Prozent auf 12 677 Punkte. Der Eurokurs fiel bis auf 1,1531 US-Dollar und kostete am späten Nachmittag 1,1565 Dollar.
Setzt Trump seine jüngste Drohung um, würde er mit den Zöllen auf etwa die Hälfte der chinesischen Einfuhren in die USA zielen. China führte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 505 Milliarden Dollar in die USA ein. Aus den USA gelangten dagegen nur Produkte im Wert von 130 Milliarden Dollar nach China.
"Ausgezeichnete Beziehung"
Trump ist dieses Handelsdefizit ein Dorn im Auge. Die USA wollen nach Darstellung des Weißen Hauses auch Pekings staatlicher Unterstützung für eigene Technologie-Firmen einen Riegel vorschieben.
Der US-Präsident hatte am Montag erklärt, er habe eine ausgezeichnete Beziehung zu dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping, und er werde in vielen Fragen weiter mit ihm zusammenarbeiten. „Aber die Vereinigten Staaten lassen sich beim Handel nicht länger von China und anderen Ländern auf der Welt ausnutzen“, fügte Trump hinzu.
Chinas Antwort auf die angekündigten Strafen bestehe darin, die Interessen des Landes und seiner Bürger zu wahren und zu schützen, teilte das Pekinger Handelsministerium mit. Chinas Maßnahmen würden denen der USA in „Qualität und Quantität“ entsprechen. Ein Sprecher des Außenministeriums forderte die USA auf, wieder „rationale Entscheidungen zu treffen.
Experten befürchten ernsthafte Konsequenzen für die Weltwirtschaft. Ökonomen erwarten im laufenden Jahr ein deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum in Deutschland als bisher angenommen. Das Münchner Ifo Institut und das Essener RWI senkten ihre Prognosen. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagte, „am deutschen Konjunkturhimmel brauen sich derzeit kräftige Gewitterwolken zusammen“. Eine Ausweitung von Handelsbarrieren sei zu einem nicht mehr vernachlässigbarem Risiko geworden. (dpa)