zum Hauptinhalt
Hilfe aus Peking: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un reiste mit Flugzeugen von „Air China“ zum Gipfel nach Singapur.
© dpa/Ministry of Communications and Information, Singapore

Treffen von Trump und im Jong Un: China siegt beim Gipfel von Singapur

Beim Treffen von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat vor allem einer gewonnen: China.

Während die Journalisten in Singapur noch darüber rätselten, was Kim Jong Un und Donald Trump im „Capella“-Hotel vereinbart hatten, wussten ihre Kollegen 4500 Kilometer weiter nördlich bereits über das überraschendste Detail Bescheid. Chinas Außenamtssprecher Geng Shuang hatte in Peking bei seiner täglich um 15 Uhr beginnenden Pressekonferenz über den Gipfel von Singapur gesagt: „Die Fakten haben gezeigt, dass die von China vorgeschlagene Stopp-für-Stopp-Initiative umgesetzt worden ist.“ Mit dieser Initiative forderte China, dass Nordkorea seine Atom- und Raketentests aufgebe, wenn Südkorea und die USA ihre jährlichen gemeinsamen Militärübungen stoppten. Bis Dienstag hatte sich noch jeder in der US-Regierung dagegen gewehrt, dann aber trat der amtierende US-Präsident in Singapur um kurz nach 16 Uhr vor die Presse und verkündete den Stopp der Militärübungen: „Wir werden die Kriegsspiele beenden.“ 

Es wirkt, als hätten die nordkoreanischen Unterhändler unmittelbar nach dem Gespräch mit Donald Trump in Peking angerufen und den wichtigsten Verbündeten über die Ergebnisse informiert. Nicht nur deshalb kann sich China als großer Gewinner des Trump-Kim-Gipfels fühlen. Ohne selber am Verhandlungstisch zu sitzen, haben die Chinesen eine wichtige Forderung erfüllt bekommen: Nordkorea stoppt seine gefährlichen Atom- und Raketentests und sorgt damit für stabilere Verhältnisse in der Region, was in Chinas Interesse liegt; zugleich beenden die USA mindestens vorerst die „Kriegsspiele“ vor Chinas Haustüre, über die sich Peking schon lange beschwert hatte.

Kim Jong Un spielt China und USA geschickt gegeneinander aus

Dafür könnte China wiederum Nordkorea belohnen. Zwar hatte Trump gesagt, dass die Sanktionen gegen Nordkorea bestehen bleiben sollen. Doch Pekings Außenamtssprecher stellte Pjöngjang Erleichterungen in Aussicht. „Wir sollten die Maßnahmen der Sanktionen anlässlich von Nordkoreas Bereitschaft zur Mitarbeit anpassen, einschließlich der Aussetzung oder Aufhebung der relevanten Maßnahmen“, sagte Geng Shuang. China hatte zuletzt die UN-Sanktionen verlässlicher durchgesetzt, was ein wichtiger Grund gewesen sein dürfte, warum Kim Jong Un in diesem Jahr seine Provokationen beendet und eine diplomatische Offensive gestartet hat.

Zugleich aber spielt Kim Jong Un die konkurrierenden Weltmächte China und USA geschickt gegeneinander aus. „Nordkorea macht etwas, was es im Kalten Krieg auch schon gemacht hat: Schaukelpolitik“, erklärt Lars-André Richter, Büroleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Seoul, am Dienstag bei einem Vortrag im Auswärtigen Amt. „Mit Washington zu reden, hat dazu geführt, dass Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping bereit war, sich innerhalb von sechs Wochen zweimal mit Kim zu treffen“, sagt Richter. Zuvor hatte sich Peking einem Treffen mit dem aufmüpfigen Verbündeten sechs Jahre lang verweigert. „Nordkorea hat seinen Preis für Peking ganz klar hochgetrieben“, sagt der Korea-Experte, „und für Washington auch.“

Für Peking dürfte sogar eine weitere politische Vision seit Dienstag ein Stück näher gerückt sein. Mit der möglichen Befriedung der koreanischen Halbinsel und einer Annäherung Süd- und Nordkoreas könnten die US-Truppen für Südkorea an Bedeutung verlieren. „China hat ein großes Interesse daran, die US-Truppen in Südkorea und Japan abziehen zu sehen“, sagt Lars-André Richter. Diese Möglichkeit hatte Trump in der Vergangenheit ebenfalls bereits angedeutet, aus Kostengründen jedoch. Wer weiß, womöglich erfüllt der US-Präsident China irgendwann auch diesen Gefallen.

Zur Startseite